Operation: False Flag Teil 7 – von SEV –

Teil – 7
Treffpunkt Spider

Betreff: Neuste Entwicklungen
Abs: Rayen Benner

Die Ceades plant weitere Schritte, doch fallen diese anders aus als erwartet.
Anstatt sich dem Konflikt mit Typhon auseinander zu setzen, wurde nun die Suche nach der Tochter des Whistleblowers plötzlich zur Priorität gemacht.

Unter anderem hat die Ceades im geheimen einige Kopfgeldjäger mit der Suche beauftragt.
Noch ist mir unklar, was dieses Vorgehen ausgelöst hat, doch sicher ist, dass die Ceades nicht will, das Typhon etwas von ihren Schritten erfährt.

Rayen Benner – Undercoveragent, eingesetzt in der Ceades

RE: Neuste Entwicklungen
Abs: Richard Nolan

Es ist von äußerster Wichtigkeit zu erfahren, was sich die Ceades von der Tochter des Whistleblower verspricht.

Wir brauchen diese Informationen umgehend und erlaube ihnen alle Schritte einzuleiten um diese zu beschaffen.

Director der EDA

Richard Nolan

Cathcart System – Spider

Sev hasste Cathcart. Er hasste Spider und die dominierenden Mächte, die dieses System unter Kontrolle hatten um ihren Willen aufzuzwingen. Der Piratenfürst, Jokks, er war einer dieser Mächte. Einer der Einflussreichsten. Von diesem System aus operierte sein Syndikat und allein deswegen, spielte er mit dem Gedanken wie es doch wäre, dass gesamte System mit einer Thermonuklearen Rakete auszuradieren, anstatt verdeckte Operationen auszuführen um den Piraten den Garaus zu machen.
Doch die UEE unternahm nichts. Die Einhaltung einer einziges Regel wurde von dem Imperium durchgesetzt. Die Freihaltung des Weges zwischen den beiden Sprungpunkten. Ansonsten, überließ die UEE das System sich selbst, obwohl es vermutlich die größte Ansammlung von Mördern, Verbrechern und Piraten in der gesamten Galaxie war und bereits die wenigen Schritten aus der Ladeluke des Hammers, waren sein Zeuge.
Verwahrloste Gestalten kauerten am Landeplatz, der nach Sevs Vermutungen aus einem ausrangierten Träger, dem Urmodell der heutigen Bengal-Klasse bestand. Auch hatte es nur wenige Schritte gedauert, ehe Melody sich ihm Schutz suchend näherte, während sie die Korridore entlang stiefelten. Erschrocken sah sie sich immer wieder um und je mehr sie von Leid, Elend oder den Bewaffneten zwielichtigen Gestalten genau dazwischen sah, desto mehr näherte sie sich ihm.
„Alles in Ordnung.“
beteuerte er ruhig, während er seinen Weg unbeirrt fortsetzte. Der Treffpunkt, die Funny Fish Bar, war nicht weit von dem Landeplatz entfernt. Ein kleine Spielunke deren Ruf, jeden Abend in einer Schießerei oder Prügelei zu gipfeln, ihr voraus eilte.
Doch im nächsten Moment, als er sich vergewissern wollte, ob Melody sich bereits vor Sorge an seinen Rücken gehängt hatte, war sie verschwunden. Abrupt blieb er stehen, drehte sich um und hatte einige Mühe, ihre verschmutzte, mitgenommen Kleidung zwischen den zerzausten Gestalten auszumachen. Doch erblickte er sie nicht weit entfernt, als sie sich einer kleinen Gestalt näherte, die zwischen einigen kleinen Containern am Wegrand lag. Es war ein ausgehungertes Kind, erkannte Sev auf den zweiten Blick, das in Lumpen gehüllt zwischen den Containern hauste.
Melody zog ihre Rationspackung aus der Tasche, die Sev ihr aus dem Hammer überlassen hatte und reichte es lächelnd dem Kind. Das Kind schaute sie fragend an. Sein Blick verwirrt über die Hilfsbereitschaft, traute es sich nicht die Packung anzunehmen. In seinen Augen zeigte sich, das Mitgefühl ein Fremdwort in Cathcart war. Jeder schenkte dem eigenen Wohl die höchste Beachtung und so war kein Platz für Erbarmen und Hilfsbereitschaft.
Gefühllose Egoisten.
Keimten die Worte in Sevs Kopf auf, bis er sich bewusst machte, dass auch er das Kind nicht einmal wahrgenommen hatte und an einem leidendem Menschen, ohne auch nur einen Gedanken an Bedauern zu verschwenden, wie ein hinnehmbares Übel, einfach vorbei gelaufen war.
War er selbst nicht viel besser als die Menschen die er verurteilte? Fragte er sich mit einem selbst verachtendem Gefühl.
Melody lächelte verständnisvoll, doch verzogen sich ihre Augen trauererfüllt und so tätschelte sie dem Kind vorsichtig die Wange und schob ihm die Ration zu.
„Alles wird gut.“
Flüsterte sie einfühlsam ehe sie sich wieder aufrichtete und die wenigen Schritte zu Sev aufholte, während sie sich noch einige Male zum Kind umdrehte. Das Lächeln schwand, die traurigen jedoch nicht und so wollte Sev ihr signalisieren das er mit ihr mit fühlte.
Doch das Ergebnis war ernüchternd. Zu lange hatte er es sich antrainiert, seine Emotionen für sich zu behalten und so lockerte sich lediglich das vor Anspannung verzogene Gesicht zu einem ausdruckslosen Blick, ehe er ruhig fragte:
„Alles in Ordnung?“
Melody nickte, auch wenn ihre Augen etwas anderes sagten.
„Auf Terra gibt es so was nicht.“
antwortete sie flüsternd und vervollständigte sich, während sie mit ihrem Kopf auf die Umgebung deutete:
„Jedenfalls nicht so…“
Sev hielt kurz inne, kämpfte mit dem Gedanken seine Hand tröstend auf ihr Schulter zu legen doch wandte er sich ab und setzte mit ihr zusammen seinen Weg weiter fort.

Wenige Minuten verstrichen, ehe sie einen offenen Korridor erreichten, deren Wände gespickt mir stählernen Türen, Öffnungen und mehreren Schotts waren. Es herrschte reges Treiben. Die unterschiedlichsten Menschen, vom zerzausten Straßenbettler, bis hin zu bewaffneten Söldnern und Piraten, die ihre Wege suchten erfüllten den Korridor. Ein leuchtender blauer Fisch thronte über einem der Schotts, vor dem mehrere Gestalten lungerten.
Die Funny Fish Bar.
„Komm!“
nickte er Melody zu. Doch noch bevor er das Schott erreichte hatte, fixierten sich die Blicke der Gestalten, die vor dem Eingang herum lungerten auf ihn, ehe sie sich aufrichteten und provozierend vor das Schott stellten.
Ihre Kleidung ließ vermuten, dass sie verarmte Straßenschläger waren. Gescheiterte Piraten, tippte Sev als er sie unbewusst musterte. Sie hatten schon den ein oder anderen Kampf hinter sich, erkannte Sev an Ihrer Körperhaltung, doch waren sie gekleidet mit geflickten schwarzen Kampfanzügen, die schon bessere Zeiten, vermutlich mehrere Jahre her, erlebt hatten.
„Hey…. ist das dein Schiff? Das gerade gelandet ist?“
fragte der offensichtliche Anführer von den dreien mit einem aggressiven Ton, während er sich Sev in den Weg stellte.
„Das geht dich einen feuchten Dreck an.“
knurrte Sev zurück und warf ihm einen bösen Blick zu. Die anderen beiden Schläger richteten sich auf, pumpten ihre Brust auf und gesellten sich provokant zu ihrem Anführer, der mit einer unverhohlenen Selbstsicherheit los schnauzte:
„Werd nicht frech! Ich rieche einen beschissenen UEE-Soldaten eine Meile gegen den Wind! Kannst mich nicht für Dumm verkaufen.“
Melody lugte hinter Sev hervor, während sie mit einem trockenen Tonfall, bei dem Sev sich nicht sicher war, ob sie die Frage ernst meinte, bemerkte:
„Echt? Und der UEE-Truppentransporter war kein Indiz dafür?“
Sev musste sich mühevoll ein Lachen verkneifen um seinen ernstes Gesichtsausdruck zu wahren. Doch schien der Schläger nicht begeistert davon zu sein, das ihm eine Frau seine eingebildeten Fähigkeiten nichtig machte und wurde lauter:
„Halt deine Schlampe zurück! Oder.. ich STOPFE ihr das Maul!“
„Halt dich zurück!“
knurrte Sev und betonte seine nächsten Worte überdeutlich:
„Und mach mir verdammt nochmal den Weg frei.“
Doch der Schläger dachte nicht daran, seiner Position aufzugeben und wollte weiterhin seine Dominanz geltend machen und so machte er selbstsicher einen Schritt auf Sev zu:
„Das hier ist kein Ort, für UEE Abschaum. Warum verzieht ihr euch nicht wieder?“
Doch in dem Moment, als der Schläger Sev gegen die Brust stupsen wollte, um seinen Standpunkt zu untermauern, griff Sev seinen Arm und drehte ihn herum.
Der Schläger schrie schmerzvoll auf und seine beiden Kumpanen stürmten augenblicklich auf Sev ein, worauf er ihren Anführer zu Boden warf und den Schlägen der beiden auswich. Wenige Sekunden, in denen Sev mit einigen schnellen Bewegungen, Schlägen und Würfen zum Gegenschlag ausgeholt hatte verstrichen, ehe die beiden Bewusstlos am Boden lagen. Erzürnt darüber, ging der Anführer erneut auf Sev los, doch packte er ihn und Schlug ihn mit aller Kraft gegen die Wand, bevor er wieder und wieder wutentbrannt auf ihn ein Schlug.
Sevs Herz fing an zu rasen, die Wut breitete sich unter einem grollen in ihm aus während er diesen Mann verzweifelt für alles verantwortlich machen wollte. Ein gewalttätiger Schläger auf Cathcart gab einen guten Sündenbock ab, dem man für alles die Schuld geben konnte. In einer Bewegung zog Sev sein Messer und holte aus, doch da schrie Melody laut auf:
„STOPP!!!“
Sev verharrte, das Messer in die Höhe gerichtet blickte er über seine Schulter. Fassungslos starrte Melody ihn an, ehe sie in einem aufforderndem Ton beteuerte und auf den Schläger deutete, der zusammengekrümmt, mit einem zerschundenen Gesicht vor der Wand lag:
„Es reicht… er hat genug.“
Sevs Blick wandte sich ebenfalls zu ihm, doch war er unfähig Mitgefühl in ihm zu wecken. Dennoch ließ er sein Messer unverrichteter Dinge wieder in die Scheide wandern und richtete sich auf.
Die dutzenden Menschen um sie herum nahmen das Geschehen nur beiläufig war. Wie eine Selbstverständlichkeit, warfen die ihnen einen kurzen Blick zu, ehe sie sich unbeeindruckt wieder sich selbst widmeten.
Der Schläger blickte keuchend auf, doch sagte sein Blick alles andere als Dank für seine Verschonung aus.
„Sie hat Recht.“
erklärte Sev anteilnahmslos:
„ Das war unangebracht. Als Wiedergutmachung möchte ich dir das Schiff überlassen. Sagen wir…. für 500 Credits?!“
Der Schläger antwortete nicht. Es war offensichtlich das er dachte, Sev würde sich über ihn lustig machen. Doch Sev beugte sich zu ihm hinunter, griff sein Mobiglas und tippte die entsprechenden Befehle ein. Verdutzt sah der Schläger zu, das selbst als Sev bemerkte, das er lediglich über schlappe 130 Credits verfügte, die Transaktion fort fuhr und als Austausch der Zugangscode zum Hammer aufblinkte.
„Viel Spaß damit.“
Kommentierte Sev trocken ehe er sich vom Schläger abwandte, der nicht so recht glauben wollte, was gerade geschehen war und ihn fassungslos anstarrte. Sev wiederum schenkte ihm keine Aufmerksamkeit mehr und schritt auf das Schott zur Funny Fish Bar zu, während Melody ihm verwundert folgte:
„Du hast ihm gerade das Schiff geschenkt…..“
Sev drehte sich nicht zu Ihr, als er nüchtern erklärte:
„Ich bin ein netter Kerl.“
Doch war sein sarkastischer Unterton deutlich heraus zu hören. Das Schott öffnete sich unter einem zischen und Sev und Melody, betraten die Funny Fish Bar.

Zischend öffnete sich das Schott, und gab die Sicht auf das innere der Bar frei. Ein 2-Stockwerke hoher Raum, mit mehreren Stählernen Tischen und Stühlen gespickt, von dunklen Metall dominiert. Die spärliche Beleuchtung, leuchtete lediglich die Mitte des Raumes deutlich aus, sodass die Ecken sich mit dunklen Schatten füllten. Eine Handvoll Leute saßen an den Tischen und der Theke zur linken verteilt, tranken, aßen oder pafften während sich die Rauschwaden wie ein Schleier um die Lampen warfen.
„Hier!“
machte Sev auf sich aufmerksam und hielt ihr sein Mobiglas vor die Nase. Kurz warf sie ihm einen fragenden Blick zu bis er erklärend mit dem Kopf auf die Theke deutete und kommentiert:
„Geht alles auf den netten Herren von draußen.“
„Und du?“
erwiderte sie mit einem Lächeln. Doch Sev schüttelte den Kopf und erklärte:
„Unser Mann müsste gleich eintreffen. Ich warte da hinten.“
und deutete auf einen der Tische in einer Ecke des Saals. Melody nickte dezent, lächelte nochmals als Dankeschön und wandte sich von Sev ab, der sich geradewegs an den Tisch setzte.
Mit vorsichtigen Schritten trat Melody an die Theke der Bar heran und setzte sich auf einen der Hocker. Neben ihr eine Frau Mitte 20 mit blauen langen Haaren. Vor ihr sammelte sich bereits eine Schar an Schnapsgläsern. Leere die lieblos zu einem Haufen gestapelt wurden, als auch eine sorgfältig sortierte Reihe gefüllter, die sich eines nach dem anderen zu dem Haufen gesellten. Melody nickte lediglich verlegen, ehe sie vorsichtig über den Tresen lugte in der Hoffnung die Bedienung zu finden.
„Bedienung?!“
rief sie leise, da drehte sich die Blau-Haarige Frau zu ihr, leerte in der Drehung noch eines der Gläser, dessen Inhalt sie laut gurgelnd hinunter spülte und fragte eher beiläufig:
„Ja?! Was kann ich für dich tun, Süße?“
Überrascht blickte Melody sie an, versuchte dabei der Alkoholfahne mit einigen unauffälligen Kopfbewegungen zu entgehen und fragte verwirrt:
„Ähhh…. bist du…..?“
„Ja!“
beteuerte die Frau während sie Ihre Augen verdrehte um zu untermauern, das sie Melodys Verwunderung nicht so recht nachvollziehen konnte:
„ Wer denn bitte sonst? Also, was möchtest du?“
Melody lächelte höflich, musterte sie für einen Moment in der die Frau ein weiteres Glas leerte und erklärte:
„Etwas zu essen…. Irgendwas! Ich hab einen Mords Hunger.“
Die Frau beugte sich zu ihr vor, lächelte einmal und beteuerte überaus zuvorkommend:
„Alles klar Süße! Ich kümmer mich drum!“
Sie drehte sich wieder weg, formte beide Hände vor Ihrem Mund zu einem Trichter und brüllte anschließend über die Theke:
„Jimboooo!!! Mach was zu futtern klar!!!“
Es dauerte nicht lange ehe ein glatzköpfiger Mann aus der Küchentür hinaus schielte und in einem motzigen Ton zurück brüllte:
„Tiara! Du faules….. Arrghhh! Scheiße! Jetzt habe ich mir die Finger verbrannt!!! Seh zu das du deinen Hintern bewegst!!! Sonst Feuer ich dich doch noch eines Tages!!!“
Lachend warf Tiara, Melody einen Blick zu und kommentierte amüsiert:
„Das macht der fette Kerl sowieso nicht.“
ehe sie sich wieder Ihren Schnapsgläsern widmete. Verlegen lächelte Melody, doch lenkte ein lautes Rufen ihre Aufmerksamkeit auf das andere Ende des Raums.
„ch glaub’s einfach nicht! Du bist es wirklich!“
Ein junger Mann mit braungebrannter Haut, schwarzen mittellangen Haaren, den sie auf Ende 20 schätzte, lief zwischen den Tischen mit einer aufgeschlossenen Haltung, die Arme in die Höhe gerichtet, direkt auf Sev zu. Melody blickte zu Sev, doch schien er sich nicht sonderlich zu freuen. Sein Blick wanderte nach unten, und dieser traurige Blick den er noch nicht ein Sekunde seit ihrer Begegnung verloren hatte, festigte sich.

„Ich dachte ich würde dich nie wieder sehen! Mensch, was treibt dich hier her?“
fragte Maik begeistert als er Sev erreicht und ihm freundschaftlich gegen die Schulter schlug. Seit ihrer Begegnung auf Muna-15 waren 2 Jahre vergangen.
Sev hatte nie das Bedürfnis verspürt, im Kontakt mit ihm zu bleiben und nun wusste er auch, warum. Die Erinnerungen tief in seinem Gedächtnis suchten ihn Heim und wärmten den Verlust seiner Schwadron und des Gamma-Sqauds unangenehm auf.
„Es ist….. kompliziert…..“
entgegnete er und setzte sich wieder. Maik schwang sich auf den Stuhl gegenüber und fragte nun in einem deutlich leiseren Tonfall:
„Ist es das nicht immer? Hien Richter…. Was hast du die Jahre so getrieben? Wie geht’s dir?“
Gedämpft versuchte Sev ihn zu unterbrechen, doch Maik schien offenbar viel zu erzählen zu haben.
„Maik, bittee…..“
„Nicht eine Nachricht in den Jahren…. nicht ein Anruf…. Und gestern erhalte ich doch tatsächlich eine Einladung zum Treffen. Ich dachte schon mich will jemand verarschen.“
„Maik…..“
versuchte Sev erneut sein Glück. Erfolglos.
„Was hast du eigentlich denen von der UEE erzählt? Kurz nach Muna-15 wurde ich von einer Polizei-Patrouille angehalten. Sie meinten ich sähe wie ein gewisser Chris Roberts aus, den sie suchen… Hast du denen erzählt ich heiß Chris Roberts?“
„Maik!“
rief Sev laut aus und schaffte es nun seine Aufmerksamkeit zu gewinnen:
„Was?“
Blickte Maik ihn fragend an während Sev versuchte Sätze zu formulieren. Es war ihm noch nie einfach gefallen, jemanden um einen Gefallen zu bitten und die aktuelle Situation, machte es alles andere als leichter. Er atmete tief aus, ehe er Maik einen ernsten Blick zuwarf und erläuterte:
„Du hattest damals gesagt, wenn ich je etwas brauchen sollte, dann kann ich zu dir kommen.“
Maik ließ sich im Sitz zurück fallen und klatschte in die Hände:
„Ja, na klar! Schieß los!“
„Ich muss nach Hyperion. Unauffällig. Es ist dringend.“
Maik lachte einmal kräftig los, ehe er sich amüsiert äußerte:
„Ist den Streitkräften etwa der Sprit ausgegangen?“
Doch Sev war nicht zum Scherzen aufgelegt. Maik erkannte das er nicht die geringste Miene verzog und ihm weiter einen ernsten Blick zuwarf woraufhin er langsam zu verstehen schien, das etwas ganz und gar nicht in Ordnung war:
„Was ist los?“
„Ich will dich da nicht mir hinein ziehen. Es ist besser wenn du über die Einzelheiten nicht Bescheid weißt.“
erklärte Sev trocken. Maik wurde unruhiger. Er lehnte sich nach vorne, stütze sich auf den Tisch ab und entgegnete leicht verunsichert:
„Okeeeyyy. Du weißt ich verdanke dir eine Menge. Verdammt, ohne dich würde Muna heute nicht mehr existieren, einschließlich mich. Doch wenn es Ärger gibt, dann will ich wissen worauf ich mich einlasse.“
Sev schüttelte den Kopf und beteuerte mir fester Stimme:
„Das ist keine gute Idee.“
Maik schwieg für einen Moment, musterte Sev haargenau und betonte gestikulierend erneut, nachdem er sich kurz hin und her gewunden hatte::
„Ich bin gerne bereit dir zu helfen…. Ich WILL dir helfen. Ich bitte dich nur darum, offen zu sein.“
„Offen sein?!“
Schnaubte Sev abwegig und deutete mit einer Kopfbewegung zum Tresen auf der anderen Seite des Raums, wo Melody einen ganzen Teller Fleisch in sich hinein schaufelte, als gäbe es keinen Morgen, was auch kein ganz so abwegiger Gedanke war. Maik folgte seinem Blick und fragte verwundert:
„Was? Die kleine Blonde? Japp, ziemlich süß. Ein wenig dreckig…. und verfressen wie es scheint, aber Süß. Was ist mit der?“
Die Ernsthaftigkeit in Sevs Worten nahm noch einmal zu:
„SIE, muss den Preis zahlen, den die Offenheit kostet und das…. obwohl sie noch nicht einmal etwas weiß.“
„Was redest du da?“
fragte Maik perplex nach, ehe er sich wieder zu Sev drehte. Dieser lehnte sich noch ein Stück weiter über den Tisch, und nahm einen flüsternden Ton an, damit die umliegenden Gäste, sie nicht verstehen würden:
„Sie wird gejagt. Von den Streitkräften, von den Marines und von einem Phantom.“
Maik erstarrte, seine Augen verengten sich während er ungläubig wiederholte:
„Ein Phantom?…. Wie Bower?“
Sev nickte und Maik drängte auf mehr Informationen:
„Also geht es um sie?“
„Ich sagte bereits… es ist Kompliziert.“
Maik atmete etwas schwer, ein Ausdruck dafür das er krampfhaft überlegte um sich einen Reim daraus zu machen. Nach wenigen Momenten der Stille brachte er nun seine Gedanken unsicher zum Ausdruck:
„Wenn die Streitkräfte hinter ihr her sind….“
Maik hielt kurz inne, ehe er nun gänzlich begriff:
„Du bist nicht mehr beim Militär!…..oder?“
Sev nickte, sein Blick wanderte zu Melody, die nun bemerkte das sie Beobachtet wurde und mit prall gefüllten Wangen, den eines Hamsters gleich, einmal kurz winkte.
„Mit ihr habe ich förmlich meine Kündigung eingereicht.“
Gab Sev zu verstehen und Maik warf schulterzuckend die Arme in die Luft:
„Okey, ich verstehe zwar nur die Hälfte, aber wenn so ein scheiß Phantom hinter euch her ist….“
Sev unterbrach ihn:
„Du musst uns nur nach Hyperion bringen. Ich wünschte es gebe einen anderen Weg. Aber….. du bist der einzige Mensch den ich außerhalb der Streitkräfte kenne.“
Maik lachte, trotz der ungebrochenen Anspannung die Sev an den Tag legte und fragte sarkastisch:
„Also die erste Wahl…mmhh?“
„Maik…..“
Wollte Sev sich nun erklären, doch unterbrach Maik diesen Versuch als er locker entgegnete:
„Schon gut. Ich mache dir einen Vorschlag. Ich bringe euch nach Hyperion und danach auch sonst an jeden Ort den ihr wollt. Ich will nur nicht im Dunkeln gelassen werden.“
„Du tust es?“
„Unter dieser Voraussetzung….. Ja! Du klingst überrascht….“
bemerkte Maik. Wieder versuchte sich Sev gedämpft zu erklären:
„Phantome, Militär…. Ich hätte nicht erwartet das…..“
doch unterbrach ihn Maik auf ein neues:
„Seit den Überfall auf Muna-15, habe ich die meiste Zeit in meinem Schiff oder in Cathcart verbracht. Also Schlimmer, kann es auch mit einem Phantom an den Versen nicht mehr werden. Außerdem, halte ich die Versprechen die ich gebe.“
Sev lachte flach, ein dezentes Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab und so nickte er Maik zu:
„Einverstanden.“
Auch Maik lockerte sich wieder, und erläuterte gelassen:
„Keine Sorge, ich bin es gewohnt mich bedeckt zu halten…..du weißt ja…. Chris Roberts!“
Er warf Sev einen schiefen Blick:
„ … wo haste denn DEN Namen aufgeschnappt?“
Sev zuckte einmal mit den Schultern ehe er antwortete:
„Keine Ahnung. Lag mir auf der Zunge….“
„Drink? Es könnte unser letzter sein…..“
Fragte Maik spöttisch. Sev nickte und Maik pfiff nach der Bedienung, die seltsamerweise nicht lange brauchte, ehe sie die 2 Schapsgläser auf den Tisch abstellte. Maik erhob das Glas:
„Auf die 7te! Und das sie niemals vergessen werden!“
Sev stieß mit ihm an.
„Semper Fi.“
Sagte er gedämpft, eher er mit einem Schluck das Glas leerte.

Ed wollte immer noch nicht so recht glauben, dass das alles wirklich geschehen war. Erst wird er von so einem verdammten UEE-Soldaten verprügelt, der ihm jedoch gleich danach sein Schiff überlässt. Erst jetzt, an Bord des Truppentransporters, nicht weit von Spider entfernt, konnte er es wirklich glauben. Es war wirklich ein Militär-Schiff, auf dem neusten Stand der Technik mit einer fortschrittlichen Tarnkappen-Technologie.
Er wusste zwar zur Zeit nicht, wie man diese aktiviert und die Treibstoff Reserven waren auch fast aufgebraucht, doch war er nun der stolze Besitzer dieses mehrere Million-Credits teuren Vehikels. Sein Weg zurück in die ruhmreiche Karriere eines Piraten. Keines seiner Opfer würde ihn nun noch kommen sehen, ehe es zu spät war. Er würde Reich werden, Mächtig und unbesiegbar, wenn er doch nur gewusst hätte, wie man die Tarnkappenfunktion des Schiffes bediente.
Auch Max und Otto, hatten sich wieder erholt und stritten sich um Cockpit über die Funktionsweise. Ein Militär Schiff war wesentlich schwerer zu bedienen, als Zivile und so gab es dutzende von Schaltern, lediglich mit Buchstabenkürzeln gekennzeichnet. Und so verstand Ed nicht, was das Schiff vom ihm wollte, als nun plötzlich eine Anzeige aufblinkte nachdem Max und Otto einige Schalter betätigt hatten.
„Verdammt, was hast du getan?“
brüllte Max, doch Otto brüllte zurück:
„Ich habe gar nicht getan! DU hast den Schalter da gedrückt!“
„Hab ich gar nicht!“
„Hast du wohl!“
Eine Ader an Eds Stirn trat hervor und lautstark ging er dazwischen:
„Ruhe jetzt! Ihr verdammten Vollidioten!“
Augenblicklich herrschte wieder Ruhe, während Ed sich die Anzeige an tippte, die munter vor sich her blinkte, woraufhin ein blaues Hologramm mit mehreren Punkten die auf einem Raster platziert waren visualisierte.
„Was ist das?“
fragte Max und Otto antwortete großspurig:
„Das ist das Radar!“
„Woher willst du das denn Wissen?“
„Ich bin eben ein Genieeee!!!“
Ed packte Otto grob am Kragen:
„Schön du Genie! Und was soll das bedeuten?“
„Da ist ne Signatur hinter uns!“
Erklärte Otto und erneut mischte sich Max ein:
„Stimmt, sieht aus wie die einer Hornet.“
„Das ist keine Hornet du Depp! Die Signatur einer Hornet ist um einiges größer!“
Doch plötzlich unterbrach ein poltern ihren Streit. Ed sah sich verwundert um, versuchte die Herkunft des Geräuschs auszumachen, während er leise seinen Untergebenen fragte:
„ Habt ihr das gehört?“
Doch blieb es Still und etwas nervös befahl es weiter:
„Sieht nach was da hinten los ist!“
Max und Otto taten wie ihnen befohlen und verschwanden hinter der Tür, während Ed das Radar untersuchte. Doch nach wenigen Sekunden, in denen er nicht schlau daraus geworden war, aktivierte er sein Komm und kontaktierte Max und Otto:
„Und? Was ist da hinten los?“
Die Leitung blieb Still:
„Hört ihr mich? Ihr verdammten Vollidioten?“
Doch als ihn nun wieder keine Antwort erreichte, da sie vermutlich wieder in einem Streit verwickelt waren, beschloss er sich selbst der Sache anzunehmen. Wie so oft, erinnerte er sich selbst, musste er die Dinge selbst in die Hand nehmen.
Er ging zur Tür hinaus, fluchte innerlich weil auf Max und Otto keinerlei Verlass war und fragte sich, warum er eigentlich mit den beiden unterwegs war. Auch als er die Truppenräume betrat, war keinerlei Spur von ihnen zu finden.
Doch plötzlich wurde er heftig zur Seite gezerrt und ein stechender Schmerz durchdrang seinen Hals.

Weniger als eine Sekunde dauerte es, bis der Mann sein Leben aushauchte und Kody den leblosen Leichnam zu Boden lies ehe er diesen zu den beiden anderen, 2 Meter weiter zerrte und seine Kampfmesser wieder aus seinem Hals zog.
„Sicher!“
erklärte er über Komm und war froh nicht auf Sev gestoßen zu sein. Er hätte niemals auch nur daran gedacht, auf ihn zu schießen, doch befand sich Nero keine 2 Meter hinter ihm, der nun an Kody vorbei drängte und den Weg ins Cockpit suchte.
Was immer Sev auch vorhatte, er fing an seine Spuren zu verwischen. Auch wenn das Schiff über eine Tarnfunktion verfügte, so konnte man doch, anhand der Abgase und deren Zusammensetzung die im Weltall unberührt zurück blieben, den Weg eines bestimmten Schiffes zurück verfolgen.
Das war gut, beruhigte sich Kody und folgte Nero. Dicht dahinter Nox.
Kaum um Cockpit angekommen, leuchtete eine Anzeige lichterloh auf, sobald Nero sich den Cockpit-Konsolen näherte.
„Scheiße! Was hat das zu bedeuten?“
fragte Nox verwundert. Ruhig antwortete Nero:
„Das Terminal ist auf meine Komm-ID eingestellt. Es gibt ein Signal heraus, sobald ich mich diesem nähere.“
„Und wozu? Hat Sev das so eingestellt?“
fragte Nox. Kody trat hervor, blickte auf das blinkende Terminal und teilte seine Vermutung mit:
„Sev will uns etwas sagen!“
Ohne zu antworten betätigte Nero das Terminal, das augenblicklich ein Hologramm in die Luft projizierte. Es war ein Bild von Sev, der mit gehobenen Arm und ausgestreckten Mittelfinger auf Nero deutete. Für einige Momente starrte Nero das Hologramm an und Kody musste unweigerlich grinsen. Der Helm verbarg seinen Gesichtsausdruck, doch konnte er seine belustigende Tonart nicht überspielen:
„Nichts, das wir nicht auch schon vorher gewusst hätten.“
Nero schaltete das Terminal aus, drehte sich zu den beiden Deltas und befahl um vorbei gehen:
„Ich will alle Daten gesichert haben. Ich will wissen wo das Schiff war, wer an Bord war und was sich in der Nähe aufgehalten hat. Ich will alles wissen!“
Nox und Kody sahen sich für einen Moment lang an, bis Kody ernüchternd mitteilte:
„Na dann! Bringen wir den Hammer zurück zur Exodus!“

Das Cockpit der Starfarer war sehr geräumig. Doch wie schon in Maiks Freelancer, herrschte hier das blanke Chaos und so war es Sev angenehmer, aus dem Fenster in die Weiten des Alls zu starren. Noch immer war es das selbe Schiff, welches sich Maik auf Muna-15 Habhaft gemacht hatte und mit dem er Sev aus dem brennenden Hangar retten konnte. Neue Schiffs-ID, neue Papiere, sein neues Baby. „ Auf Cathcart bekommt man alles“, hatte Maik ihm amüsiert erklärt.
Doch der Weg würde lang werden. Auch wenn Maik sich sicher war, eine Abkürzung zu kennen, würde die Reise mindestens 2 Tage in Anspruch nehmen. Und so hatte Sev die Zeit bis zum nächsten Sprungpunkt genutzt, ihm die Situation zu schildern. Sein Mund stand nicht nur einmal offen doch auch Sev war es nicht leicht gefallen. Etwas verwirrt versuchte Maik die Sachlage zusammen zu fassen:
„Also hast du sie gerettet…. keine Ahnung was du nun machen sollst und jagst einem Gespenst hinter her, weil das deine einzige Spur ist.“
„Kein Gespenst.“
erwiderte Sev, doch Maik warf ihm einen skeptischen Blick zu, während er erläuterte:
„Hört sich für mich danach an. Ein geheimnisvoller Nesaja, der überall seine Finger mit im Spiel hat.“
„Ich weiß nicht ob es dieselbe Person ist, die mir die Nachrichten hat zukommen lassen, aber wenn auch nur die Chance dazu besteht….“
Sev hielt inne, blickte weiter aus dem Fenster bis Maik sich knapp äußerte:
„Zufall?!“
Sev schüttelte mit dem Kopf, während er mit fester Stimme beteuerte:
„Es gibt keine Zufälle.“
„Was hast du vor, wenn du ihn gefunden hast?“
Erneut wurde Sev Stimme fester:
„ Ich werde mich mit ihm unterhalten und wenn er nicht die passenden Antworten auf meine Fragen hat dann….“
Er sprach es nicht aus, doch Maik konnte an seinem Gesichtsausdruck genau erkennen, wie er es Regeln würde. Maik schüttelte den Kopf und bemerkte gedämpft:
„Du hast dich verändert. Der Hien den ich kennen gelernt habe…. nun ja, vielleicht habe ich mich damals schon getäuscht.“
Maik widmete sich wieder den Anzeigen und Konsolen im Cockpit, während er beiläufig erklärte:
„Und Melody? Auch wenn du Nesaja findest…. Du weißt das du sie nicht ewig vertrösten kannst, irgendwann MUSST du…..“
Doch würgte Ihn Sev mit einem flüsternden Ton ab:
„Ich weiß…..“
„Und du bist dir sicher mit ihrem Vater?“
Sev gab ein verzweifeltes Lachen von sich, ehe er gekränkt erklärte:
„Wir haben mit dem Frontgeschütz einer Idris gefeuert. Es dürfte nicht vielen die Flucht gelungen sein und wenn…. dann den falschen Leuten.“
„Verstehe, mit dem schlimmsten Rechnen und auf das beste Hoffen, wie?“
Sev schnaubte, während sich sein Kopf dem Boden neigte:
„Hoffnungen…. Ich habe sie schon lange aufgegeben. Sie sind eine Illusion die uns blenden und umso mehr Hoffnungen man hat, desto größer ist die Enttäuschung.“
„Wäre es untertrieben zu sagen, dass das etwas pessimistisch ist?“
„Pessimisten sind, was Optimisten, einen Realisten nennen.“
Maik lachte. Doch in dem Moment als er äußern wollte, erklärte Sev sich verärgert:
„Als wir die Exodus geentert haben, hatten ebenfalls eine Constellation und eine Catarpilar an der Tankstation angelegt. Ich hab es kurz nach dem Angriff auf die Piratenbasis überprüft…“
Sein Kopf richtete sich mit einem zornigen Gesicht wieder auf, ehe er weiter erläuterte:
„Es waren die selben Schiffe, die sich auch in der Raumstation befanden. Wir waren keine 20m von den Geiseln und ihrem Vater entfernt, als wie die Exodus übernahmen.“
Für einen Moment hielt er inne, in der er alles Revue passieren ließ, schüttelte den Kopf und erklärte zornig:
„2 Schiffe, es wäre ein leichtes für uns gewesen….“
„In einem Punkt hast du dich nicht verändert. Wifi würde dir die Ohren lang ziehen.“
Bemerkte Maik und machte damit auf Wifis ständige Belehrungen aufmerksam, dass er sich selbst nicht für alles die Schuld geben solle. Ein dezentes Lächeln legte sich auf Sevs Lippen, während er gedämpft bestätigte:
„Ja…. das würde sie.“
Einige Bilder und Erinnerungen füllten für einige Momente seinen Verstand, woraufhin sein Blick ausdruckslos wurde. Maik bemerkte die Veränderung:
„Deine Einheit, die 7te Schwadron… du hast immer noch nicht damit abgeschlossen… oder?“
Sev löste sich von den Gedanken, blickte zu Maik und antwortete mit fester Stimme:
„Wenn ich ihr Andenken nicht in Ehren halte, wer soll es dann tun?“
„Das war nicht meine Frage.“
Entgegnete Maik, doch Sev blieb Stumm und widmete sich wieder dem Fenster. Erst nach einigen Momenten brach Maik die Stille:
„Ich denke oft an sie. Ich kannte sie nicht länger als wenige Stunden, doch haben sie ihr Leben gegeben um meine Heimat zu retten.“
Erklärte er und beteuerte:
„Sie werden nicht vergessen. Weder von mir, noch von den Kolonisten auf Muna.“
„Als ob irgendjemand wüsste wer sie waren….“
„Und ob!“
erklärte Maik weiter:
„Ich besuche Muna, 2 mal Jährlich. Es wurde dort eine Gedenkstätte errichtet. Wusstest du das?“
Sev nickte:
„Ja…“
” Ich besuche sie jedes Mal und jedem Menschen, der die Tafel mit den Namen der gefallenen betrachtet, zeige ich ihre Namen und erzähle ihre Geschichte.“
Wieder wandte sich Sev, Maik zu und warf ihm einen schiefen Blick zu, während er nicht ganz überzeugt nachfragte:
„Ist das so?“
Maik nickte und beteuerte:
„Sie werden nicht vergessen werden…“
„Wie geht es der Kolonie?“
„Besser als befürchtet, schlechter als erhofft. Der Handelsaußenposten wurde aufgegeben. Die Zerstörungen waren zu stark und Maza, naja, hier und da werden immer noch Schäden repariert, aber im großen Ganzen, ist es wieder als wäre nichts geschehen.“
„Hat der Imperator sein Wort gehalten? Wird Muna nun ausreichend beschützt?“
Maik lachte einmal und erklärte beleidigt:
„Es wurde ein Kampfverband dort stationiert. Die Medien haben es als heroischen Erfolg aufgeblasen, doch ist die nüchterne Wahrheit, dass es immer noch nicht ausreicht um die Kolonie wirklich zu schützen.“
„Manche Dinge ändern sich nie….“
„Ja. Leider.“
bestätigte Maik und eine kurze Pause erfüllte den Raum, bis Maik einige Sekunden zum Copiloten Sitz hinüber starrte, Sev einige Momente musterte und mit einem aufheiterndem Tonfall bemerkte:
„Hien?! Du siehst furchtbar aus! Wann hast du das letzte Mal geschlafen?“
„ Ist nicht wichtig.“
Lenkte Sev ab und behielt die wirkliche Antwort für sich. Die Angst davor, dass die gefallenen Geiseln ihm in seinem Schlaf heimsuchen würden. Auch als Maik ihn mahnend ansah, blieb er stur im Copilotensitz sitzen. Maik wechselte daraufhin in einen übertriebenen Tonfall:
„Ich bin der Kapitän! Das ist mein Schiff!!!“
Sev lockerte sich, warf Maik einen fragenden Blick zu und bemerkte amüsiert:
„Dein Schiff? Du hast es gestohlen!“
Maik ließ sich davon nicht unterbrechen und spielte seine Rolle weiter:
„Und ich befehle dir, dich schlafen zu legen!“
Unbeeindruckt bestand Sev weiter darauf im Cockpit sitzen zu bleiben. Maik enttäuscht darüber härtete Mittel anwenden zu müssen, tippte auf einer Konsole herum, ehe laute Musik, deren Klänge aus schrillen Tönen und tiefen Bässen bestand aus den Lautsprechern schallte:
„Yeah!!! Der beste E-Rock DJ in den äußeren Systemen… Du erinnerst dich?!“
brüllte Maik laut gegen die Musik an während sein Kopf übertrieben, passend zum Beat auf und ab wippte. Die schrillen Klänge bohrten sich in Sevs Kopf, der Augenblicklich aufstand und kommentarlos das Cockpit verließ.
„Sowas als Musik zu bezeichnen… Ich fass es nicht!“
nuschelte er lediglich, als sich die Tür hinter ihm verschloss.

Frisch geduscht in einem Bett zu liegen, auch wenn es noch so eng war, lies Melody gleich einen klareren Kopf finden. Nie hätte sie sich vorgestellt, dass eine Starfarer, ein Schiff dieser Ausmaße, doch nur über so kleine Bäder und Schlafkammern verfügte.
Doch es war mehr als ausreichend und als sie sich in Gedanken rief, was womöglich ihr Vater durchmachen musste, verloren diese Eingeständnis jede Bedeutung. Verzweifelt versuchte sie sich auszumalen, wie es ihm gerade ging, ob er Hunger hatte, Durst oder Angst. Vergeblich suchte sie der Wunsch heim, ihn nun neben sich zu haben und zu wissen, dass es ihm gut ging. Einige Momente kämpfte sie mit den Tränen, ehe sie ihre Tasche griff die neben ihr in der engen Schlafkammer lag und holte das Buch heraus, dass James ihr geschenkt hatte.
Ihr war klar, dass sie versuchte sich abzulenken, doch hatte sie keine andere Wahl. Der Pilot, Maik, hatte mitgeteilt, dass sie einige Zeit unterwegs sein würden und so konnte sie im Moment nichts anderes unternehmen, als sich auszuklinken, um die Ruhe zu bewahren.
Nach einigen Minuten, in denen sie die ersten Seiten des Buches gelesen hatte betrat Sev, bekleidet lediglich mit einer lockeren Hose, die knapp bemessenen Schlafquartiere. Ein Raum nicht größer als 6m³, in deren Wand sich 4 enge Schlafkammern befanden. Er nickte lediglich einmal, schritt auf einer der Schlafkammern zu während er ihr einen verwunderten Blick zuwarf.
„Ist das ein Buch?“
Fragte er überrascht. Melody nickte, setzte sich wieder ein Lächeln auf und erklärte:
„Ja, es heißt „Der letzte Weg“. Ich habe gerade erst angefangen zu lesen, doch offensichtlich handelt es um ***.“
Sev beäugte weiterhin das Buch, während er sich gegen die Kammern lehnte und Melody weiter zuhörte:
„Mein Vater hat es mir geschenkt, bevor das alles passiert ist. Es ist alles, was ich derzeit noch von ihm habe.“
Sev Blick wurde trüb. Sie konnte deutlich erkennen wie er überlegte und unauffällig ihren Blick versuchte auszuweichen, während seine Augen trauriger wurden. Erst nach einigen Sekunden Blickte er wieder auf und versuchte sich vorsichtig zu erklären:
„Hör zu…. Es gibt keine Garantie dafür, dass er noch….“
„Ich weiß.“
Unterbrach ihn Melody flüsternd:
„Aber er ist mein Vater! Ich darf die Hoffnung nicht aufgeben, denn…… was wären wir, ohne Hoffnung?“
Sev nickte, blickte sie starr für einige Sekunden an, doch tauchte er dann zu einer der unteren Schlafkammern hinab. Doch noch ehe Melody sich wieder ihrem Buch widmen konnte, tauchte er wieder auf und sagte flüchtig:
„Hien!“
„Was?“
Horchte Melody auf und Sev wiederholte sich mit einer wesentlich ruhigeren Stimme:
„Hien Richter. Das ist mein Name.“
Melody lächelte, schaute ihm einige Sekunden in die Augen und war überrascht, dass sie ihn nun gleich ganz anders wahr nahm. Ein Schritt weg, von dem kaltherzigen, trauer erfüllten Soldaten, hin zu einem Menschen. Ob es an dem Namen lag, dem Fehlen der Kampfrüstung oder eine Kombination von beiden, wusste sie nicht. Doch sah sie ihn nun lächelnd an und sagte fröhlich:
„Hien Richter…. Freut mich dich kennen zu lernen Hien! Ich bin Melody.“
Sevs Blick lockerte sich ein wenig und Melody hätte schwören können, das nur noch ein schlechter Witz, bis zu einem Lächeln gefehlt hätte. Ohne ein weiteres Wort tauchte er wieder hinab, doch rief Melody hinter her:
„Hey, Hien!“
Erneut richtete sich Sev auf, warf Melody einen fragenden Blick zu bis sie sich zur Frage durchgerungen hatte die sie mit einem sanften Tonfall stellte:
„Was bedeutet Sev?“
Sein Blick wurde wieder fester und so starrte er sie an, bis sie kichernd einsah:
„Verstehe. Der kleine Finger und der Arm und sooo….“
Kommentarlos tauchte Sev ein letztes Mal hinab und kroch anschließend in die Schlafkammer, während Melody sich wieder ihrem Buch widmete und hoffte, dass sie die Strecke nach Hyperion schnell überwinden würden. Denn ihrem Vater lief die Zeit davon.

Fortsetzung folgt…..


// End Transmission

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