Begehr der Freiheit
Betreff: Troja
Abs: Richard Nolan
Die Befürchtungen, dass ein Zivilist in Besitz empfindlicher Informationen gekommen ist, haben sich nun bestätigt. Noch ist unklar, welche Art von Informationen und um welche langfristige Folgen die Veröffentlichung dieser Informationen haben wird.
Doch es ist davon auszugehen, dass die Geheimhaltung von Troja nicht länger gewahrt werden kann, ohne nötige Schritte einzuleiten.
Auch ist unklar, ob der Whistleblower sich selbst im klaren über die Tragweite dieser Informationen ist.
Director der EDA
Richard Nolan
RE: Troja
Abs: XXX
Wir nehmen diese Informationen zur Kenntnis und werden die nötigen Schritte einleiten.
EDA – ABTEILUNG 51
XXX
Goss-System
Calamity – Träger / Bengal-Klasse
Mobiler Stützpunkt der 101en S.O.D. Division
Schweißgebadet erwachte Sev und richtete sich ruckartig auf, während seine Augenlider weit aufgerissen in die Dunkelheit vor sich starrten. Leise keuchte er, sein Herz schlug wild und pumpte das Blut, das sich anfühlte als würde es kochen, durch sein Adern. Hastig sah er sich um, bis ihm klar wurde, dass er wieder einmal nur geträumt hatte. Alpträume waren nicht Real, doch die schmerzhaften und zornigen Gefühle die sie in seinem Herzen auslösten, waren es umso mehr.
Sein Familie, die 7te Schwadron, waren nicht die einzigen Gesichter die er sah. 2 Jahre SWORD, hatten diesen Vorrat gänzlich erhöht und auch die Erfolge die sie errungen hatten, konnten die Schreie der Opfer, die dafür Ihr Leben gelassen hatten, nicht verklingen lassen.
Kollateralschaden.
Ein schönes Wort, um den Tod unschuldiger zu umschreiben.
Ein Wort, das Sev in den letzten 2 Jahren zu oft gehört und selbst benutzt hatte. Auch wenn es oft keine andere Wahl gegeben hatte um den Erfolg der Mission und damit das Wohl vieler sicher zu stellen, war es kein Trost und nur der Gedanke daran, dass durch ihr handeln mehr Leben gerettet werden konnten als geopfert wurden, ließ ihn noch in den Spiegel sehen.
Doch seine Träume offenbarten sein Inneres und jedes Mal bevor er um Luft ringend aufwachte, tauchte Bower zwischen den Schmerz durchzogenen Gesichtern auf die kreischend um Hilfe schrien, und stach auf Sev ein.
Langsam fuhr Sev mit seinen Fingern über die tiefe Narbe die quer über seine linke Wange verlief. Sein Mahnmal, das Bower auf ihm hinterlassen hatte und ihn immer daran erinnern sollte, zu was er nicht werden wollte, auch wenn die letzten 2 Jahre einen Weg eingeschlagen hatten, der doch so nah an Bowers Schicksal heran führte, dass Sev den Geruch von unschuldigem Blut, das an seinen Händen haftete, wahrnehmen konnte. Doch er tat das alles nicht für sich selbst, so wie Bower es getan hatte. Er würde sein Leben dafür geben das der Unschuldigen zu retten, versuchte Sev sein Gewissen zu beruhigen, während er sich mühevoll aus dem kleinen Bett aufrichtete. Die Nacht war kurz gewesen und die schlichten Schaumstoff-Matten taten alles andere, als für einen erholsamen Schlaf zu sorgen. Selbst ein Offizier der Spezial-Einheiten, musste auf einem Träger der Bengal-Klasse, auf einiges an Komfort verzichten und so konnte er froh sein, wenigstens über ein eigenes Bad zu verfügen, nicht größer als eine Telefonzelle. Doch auch seine Kajüte war nicht der Ausdruck von Geräumigkeit. Die Pritsche und Schränke bestanden aus Metall, durchzogen mit einigen Lampen und Displays. Militär-Stil, einfach und zweckmäßig. Nach einem Alptraum war nicht viel nötig, um das widerspenstige Gefühl weiter schlafen zu wollen, zu überwinden und so rappelte er sich auf. Als er mit beiden Füßen fest auf dem kalten Boden auftrat und sich aufrichtete, hatte er auch schon fast die gegenüberliegende Wand erreicht, an der ein Holo-Terminal samt Schreibtisch befestigt war. Es reichte das Ausstrecken seines Arms, damit er den darauf befindlichen Lichtschalter betätigen konnte und augenblicklich das grelle, weiße Licht den Raum flutete.
Mit einer Besatzung von fast 700 Mann gab es nur wenig Platz für Privatsphäre. Piloten, Techniker, Flugmannschaft, Köche, Bodentruppen und viele weitere verrichteten ihren Dienst auf der Calamity, die mobile Operationsbasis der 101ten S.O.D. Division. Die Männer der SWORD Delta-Einheit waren nur einige von vielen Soldaten, die Platz zum Schlafen und Ruhen benötigten. Doch angesichts der Tatsache, dass die SWORD Soldaten mehr Zeit in den Trainingsräumen, im Lehrsaal oder im Kampfsimulator verbrachten als in dem eigenen Quartier, schmälerte dieses Zugeständnis und Sev fragte sich, ob die Ingenieure bei der Planung der winzigen Kajüten vielleicht genau das bezwecken wollten. Ein einziger großer Schrank stand neben seinem Bett und doch beinhaltete er, abgesehen von einigen privaten Waffen die er in einem sicheren Ort auf Terra bewahrte, Sevs gesamte Habe. Einige Mobigläser, ein paar wenige Kleidungsstücke, ein Orden.
Als SWORD-Soldat wurde man verhältnismäßig reich entlohnt, doch sammelten sich die Credits auf seinem Konto, ohne dass er gewusst hätte, was er mit den Credits hätte machen sollen. Er hatte nur ein Ziel in seinem Leben das ihn weiter atmen lies und Geld, würde ihn nicht dahin führen.
Und so ließ er sich nicht von der Müdigkeit besiegen und nutze die wenig verbleibende Zeit die ihm blieb und setzte sich an den Schreibtisch und schaltete das Holo-Terminal ein.
4 Stunden Schlaf nach einem Einsatz waren weniger als ein Minimum, doch waren diese angeordnet worden. Es war kein gutes Zeichen und bereits der inoffizielle Befehl zu einem erneuten Einsatz.
Sie hatten Dingo erfolgreich zur Calamity überführt und wenn SWORD einen Feind gefangen nehmen sollte, konnte das nur einen Grund haben. Er wusste etwas, das auch seine Vorgesetzten wissen wollten und 4 Stunden waren mehr als genug Zeit, um einen Menschen zum Reden zu bringen. Die UEE verfügte über Geräte, die die Gehirnströme eines Menschen analysieren und auswerten konnten. Keine 2 Stunden dauerte es und man wusste alles über einen Menschen. Nein, die Gedanken, sie waren nicht mehr frei. Doch gab es auch Implantate, die genau diese Geräte störten und ein Auslesen unmöglich machten, implantiert im Gehirn. Jeder Soldat bei SWORD verfügte über eins und auch Sev war eines implantiert worden. Für einen Moment wünschte er sich, dass Dingo ebenfalls eines besaß, denn das hätte bedeutet, dass man ihn nach alter Manier hätte „vernehmen“ müssen. Doch Dingo würde reden, so oder so und mit dem Gedanken im Hinterkopf, das ihr Landgang sich wieder um einige Tage verschieben könne, musste er jede Sekunde nutzen, seine Recherchen die nach wie vor in einer Sackgasse endeten, fortzuführen.
Keine Überlebenden, keine Untersuchung, keine Zeugen. Sev musste tief graben, sehr tief um im Spectrum überhaupt einige Einträge zum kleinen Planeten Prime, benannt nach Terras Hauptstadt, zu finden. Informationen zu einem Piratenüberfall, der vor über 18 Jahren sein Leben in ungeahnte Bahnen lenkte und zu dem es nie Ermittlungen von offizieller Seite gegeben hatte, war wie die Suche nach der Nadel in einem Heuhaufen. Selbst eine weitreichende Sammlung Daten über Piratengruppierungen und deren Aktivitäten, die er einem Pirat Namens Marek auf Banshee entwendet hatte, endeten immer wieder in einer Sackgasse. Doch das grollende Gefühl in seinem Bauch trieb ihn an und würde nicht zulassen, dass er auch nur ein Sekunde ans aufgeben denken würde. Es war seine Pflicht die Mörder seiner Familie zu finden. Seine Bestimmung, sein Schicksal.
Doch sobald das Spectrum auf dem Holo-Bildschirm geladen war, erklang ein kurzes Piepen und das Postfach seines Spectrum-Kontos blinkte auf. Es war lange her das ihm jemand eine Nachricht hat zukommen lassen und so öffnete er die Nachricht mit einiger Skepsis. Der Absender betitelte sich als Jesaja und noch ehe er den Inhalt der Nachricht wirklich verstanden hatte, durchfuhr seine Herz einem Moment ein pochen:
„ Zornentbrannte Trümmer vergehender Welten,
Ihr, die weite Öden des Raums durchirret,
Stürzet glutentflammt herab auf wilde
Räuber die das Leben nahmen.
Ruhm und Stolz einst des Geistes hehrem Namen,
Deren Schlünde donnernder Ruf nur tönte:
Stürz aus heiterer Wölbung des dunklen Äthers.
Schmetter hinab, auf Trümmer entflammter Welten!
Dass der Erdkreis zitternd vernehmet, es wohnt ein
Rächer im Himmel!“
Verdutzt betrachtete Sev regungslos den Bildschirm und fragte sich, ob es sich wirklich um Prime handelte, wer Nesaja war und wie sie ihn gefunden hatte. Sofort formulierte er diese Fragen in einer Antwort:
„ Wer bist du? Weißt du was auf Prime geschehen ist?
Und wer dafür verantwortlich ist?
Ich muss die Wahrheit erfahren!“
Sein Herz fing an schneller zu schlagen. Würde er seinem Ziel endlich näher kommen? Zwangsweiße spielten sich einige Szenarien in seinem Kopf ab, was er mit den Mördern seiner Familie anstellen würde, wenn nach so langer Zeit endlich der Zeitpunkt der Vergeltung kommen würde.
Doch plötzlich klopfte es an der Tür und riss Sev aus den Gedanken. Noch immer pochte sein Herz als er sich durch das Gesicht wischte und gedämpft zur Tür rief:
„ Ja! Es ist offen!“
Die Tür schob sich auf und Kody, bekleidet in der oliven Dienstuniform, machte einen Schritt in das enge Quartier, nur soweit, dass er nicht mehr auf dem Flur stand und erklärte:
„ Wir haben neue Einsatzbefehle. Logan erwartete uns in 10 Min. im Besprechungsraum.“
Sev zögerte. Kody erschien ihm weit entfernt und erst nach einigen Sekunden in denen diese Info, durchs Sevs Gedanken gedrungen waren, die gänzlich wo anders waren, sagte er nüchtern:
„ Verstanden, ich komme sofort.“
Sein Blick hatte sich nicht von Holo-Bildschirm abgewandt, bis Sev wieder in Gedanken verfiel und Kody ihn erneut daran erinnern musste, dass er noch da war:
„ Alles in Ordnung Sev?“
Ruckartig schüttelte Sev sich seine Gedanken aus dem Kopf und richtete sich erstmals zu seinem Kameraden:
” Ja, alles bestens Kody. War ne kurze Nacht.“
Kody lockerte sich etwas und dezent lächelte er als er erklärte:
„Namen sind nicht nur eine Ansammlung von Buchstaben. Sie bezeichnen unsere Seele. Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du mich mit meinem Namen ansprechen kannst. Chen Shinoda. Gar nicht so schwer, oder?“
Sev blickte ihn für einige Sekunden in die Augen doch ein ungutes Gefühl, das aus seinem inneren hinauf stieg, ließ ihn nicht darauf eingehen. Sev nickte und erwiderte:
„Nein, ist es nicht, Kody.“
Kody erwiderte Sevs Blick für einige Momente in denen er ihn musternd anstarrte:
„Einsam sein zu müssen ist das schwerste. Einsam sein zu können, das schönste.“
Erklärte Kody und verließ das Quartier. Kaum hatte sich die Tür hinter ihm verschlossen, atmete Sev tief aus. Kody hatte es nur gut gemeint, doch war Sevs Einsamkeit besser für sich und für jeden anderen und „Sev“, waren ebenfalls, nicht nur 3 Buchstaben für ihn.
Er warf noch einen letzten Blick auf den Holo-Bildschirm, in der Hoffnung bereits eine Antwort bekommen zu haben, um das drückende Gefühl der Unwissenheit endlich abschütteln zu können. Nesaja. Doch als diese winzige Hoffnung mit einem Blick auf das Postfach starb, richtete er sich auf und machte sich für das Briefing bereit.
Der Weg bis zum Besprechungsraum war nicht sehr weit gewesen. Keine 5 Minuten hatte sich Sev durch die unbelebten, grell erleuchteten Gänge des Trägers gedrängt, nachdem er in seine Dienstuniform geschlüpft war, hatte er die Eingangstür auch fast erreicht. Auch die Flure und Gänge zeugten davon, dass die Priorität des Platzbedarfs, dem Flugdeck und der Kommandobrücke galt. Die wenigen Soldaten, die ihren treiben nach gingen, mussten sich mühsam in den recht engen Gängen ausweichen, doch das Ausbleiben von dutzenden Soldaten, die regen treiben hätten nachgehen müssen um einen Einsatz vorzubereiten, war Sev nicht entgangen. Techniker, die zum den Antrieben und Waffensystemen der Calamity eilten, Piloten auf den Weg zu den Besprechungsräumen.
Sie alle wühlten durch die Gänge und ließen den Bengal-Träger zu einem lebenden Wesen werden, sobald ein Einsatz bevor stand. Doch jetzt war er lediglich einigen Unteroffizieren über den Weg gelaufen, die locker den Gang entlang schlenderten. So ungewöhnlich diese Situation auch war, hielt sich Sevs Neugierde in Grenzen. Andere Gedanken hatten sich in diesem Teil seines Kopfes breit gemacht und so lief er in Gedanken vertieft auf die Sicherheitstür der Besprechungsraums zu, als er plötzlich ein lautes, kratziges Rufen aus dem quer verlaufendem Gang, vor der Sicherheitstür vernahm:
„ Hey, Sev!“
Es war Nox, der mit zügigen Schritten auf ihn zutrat. Erst außerhalb seiner Kampfrüstung, fiel einem auf, dass er ein ganzes Stück kleiner war als seine SWORD Kollegen, was an seiner Herkunft von dem Planet Ellis IV, oder auch Seahorse genannt lag. Die Anziehungskraft des Planeten war doppelt so hoch wie die auf Terra, der Erde oder anderen Systemen mit regulären, habitablen Zonen. Doch hatte die Schwerkraft auch dazu geführt, dass Ellisianer einen kräftigeren Körperbau aufwiesen und etwas breiter waren.
Sev blieb vor der Sicherheitstür stehen während Nox sich weiter äußerte:
„Echt kein Schwein hier, was?! Bist du sicher das nicht irgendein Vollidiot da etwas verwechselt hat?“
Sevs Blick verzog sich und Nox konnte die Worte „Woher soll ich das wissen?“ deutlich in seinen Augen ablesen. Ohne das Sev auch nur ein Wort von sich gab erklärte er weiter, während er an Sev vorbei schritt und seine Handfläche auf den Scanner warf, die die Sicherheitstür öffnete:
„Schon verstanden……Wir erfahren es nur wenn wir rein gehen!“
Zischend öffnete sich die Tür und nachdem Nox die Schwelle überschritten hatte, sauste sie unverzüglich wieder zu. Erst in diesem Moment wurde Sev bewusst, dass Nox sich gerade vor gedrängelt hatte und so fluchte er kurz:
„Dieser Mistkerl!“
Nox stellte gerne seine eigenen Bedürfnisse über die anderer und scheute sich auch nicht davor, dem Vorgesetzten den Vortritt abzujagen. Höflichkeit, Sitten und Bescheidenheit waren Fremdwörter für ihn. Doch nahm Nox durch dieses Verhalten auch kein Blatt vor den Mund und sagte frei heraus was er gerade dachte. Es war eine Eigenschaften an ihm, die er wirklich schätzte.
Sev legte ebenfalls seine Handfläche auf den Scanner, der nur befugten den Zutritt gewährte und nachdem die Tür sich geöffnet und er einen kleinen Flur passiert hatte, erreichte er den rundlichen, hell erleuchteten Besprechungsraum. Wie das restliche Schiff, bestand dieser aus kalten Stahlwänden. In der Mitte befand sich ein Holo-Projekter, der das Abzeichen der UEE in die Luft projizierte. Drum herum Sitzbänke, in einem Kreis um den Projektor angeordnet. Das Delta-Team war bereits versammelt auf einer Sitzbank und Colonel Logan, ein stämmiger Mann Mitte 40, dem man jedes Gefecht das er erlebt hatte in seinem kantigen Gesicht ansah, das aussah wie gemeißelt, stand geduldig in strammer Haltung vor dem Projektor. Sev hob kurz die Hand und führte sie an die Stirn, während er eine kurzes:
„ Sir.“
von sich gab und mit gezielten Schritten zu seinem Team eilte. Sie blickten auf, nur Ray, mit traurigen Augen gen Boden gerichtet, starrte weiter in die Leere vor sich.
„ Biste auch schon da! Ja?!“
neckte Denver und wollte ganz offensichtlich darauf Aufmerksam machen, dass er als erstes den Besprechungsraum aufgesucht hatte. Denver’s Pünktlichkeit war alles andere als die Regel, doch wenn er auch nur bei der kleinsten Weise bei etwas hinaus stach, war er der Letzte der es nicht versuchte jedem auf die Nase zu binden. Kody lächelte und kommentierte Denver’s Aussage mir einem Zitat aus der Bibel:
„Der Weise rühme sich nicht seiner Weisheit. Der Starke rühme sich nicht seiner Stärke. Der Reiche rühme sich nicht seines Reichtums und Denver….. Denver rühme sich nicht seiner Überheblichkeit.“
Sev lachte auf während er sich auf der Sitzbank nieder lies. Denver war gläubig und obwohl er noch nie zu einem Gottesdienst gegangen war und recht wenig von Religion verstand, fühlte er sich persönlich angegriffen, wenn jemand seinen Glauben in Frage stellte oder sich darüber lustig machte, was zu einer überspitzen Version eines beleidigten Predigers führte, die eher unfreiwillig komisch wirkte. Kody bereitete es sichtlich vergnügen, Salz in diese Wunde zu streuen während er gleichzeitig auf die Kanten seiner Charakterzüge aufmerksam machte und gerade als Denver zappelnd zum Gegenschlag ausholen wollte, würgte Nox ihn ab:
„Ruhe verdammt nochmal! Sperrt eure beschissenen Lauscher auf!“
Nickend pflichtete Sev dem bei:
„Wir sind vollzählig Colonel. Bereit um Befehle zu empfangen.“
Logan, der gelassen zwischen den Soldaten hin und her blickte, erklärte in einem ruhigen Ton:
„Nein, sind wir noch nicht.“
Keine Sekunde später öffnete sich die Sicherheitstür und eine dunkle Gestalt trat in den Besprechungsraum hinein. Ein dunkler Kampfanzug, durchzogenen mit Anzeigen und Elektronik. Eine schwarze Vollmaske verhüllte den Kopf, deren Blau leuchtende Augen, ausdruckslos in den Raum hinein blickten, während er mit präzisen Schritten an Colonel Logan heran trat. Augenblicklich lief ein eisiger Schauer über Sevs Rücken, als er das Phantom sah und ihm klar wurde, dass sie nicht allein auf diesen Einsatz gehen würden.
„Nero wird sie bei diesem Einsatz unterstützen.“
bestätigte Logan und hätte dabei nicht erwähnen müssen, um wen es sich handelte. Bereits des Öfteren hatten sie mit Nero zusammen gearbeitet und außerhalb von Einsätzen, war er es, der Sev in der Kunst des CQC, des Bewaffneten Nahkampfes mit Pistole und Messer ausbildete. Sev hatte lange gebraucht um ihn auch nur ansatzweise zu vertrauen, auch wenn er wusste, dass es nicht Bower war den er vor sich hatte, so ähnelten sie sich wie Zwillinge. Es waren nicht nur die Anzüge, sondern die emotionslose Tonlage, mit der fast identischen Stimme und die präzise Gestik, der einer Waffe gleich. Viel Zeit musste verstreichen, damit Sev die winzigen Unterschiede auffielen, die sie trotz allen Zweifel, doch zu unterschiedlichen Personen machten. Doch trotzdem, durchfuhr ihn jedes Mal aufs neue ein Schauer, geboren aus den Narben in seiner Seele und dem Wissen, welch furchtbares Schicksal hinter diesen Masken steckte wenn er Nero begegnete und so würde sich das ungute Gefühl, eine Phantom bei einem Einsatz mit dabei zu haben, auch durch noch so gutes Zureden, nicht abschütteln lassen.
Denver warf Sev einen gehässigen Blick zu und flüsterte leise:
„Uuuhhh, das wird wieder spannend!“
Und spielte dabei direkt auf Sevs Vergangenheit mit den Phantomen an. Sev warf ihm einen bösen Blick zu, woraufhin Denver die Augen verdrehte und sich wieder voll und ganz auf Logan konzentrierte.
Nero stellte sich locker neben den Colonel und begrüßte die Delta-Einheit mit einem seichten Nicken ehe Logan begann, mit dem Einsatz-Briefing zu beginnen:
„Es wird Ihnen nicht ohne Grund ein Phantom zur Seite gestellt. Der folgende Einsatz hat höchste Priorität und kommt von ganz oben. Wenn jemand von ihnen sich nicht voll Einsatzfähig fühlt, dann sagen sie es JETZT!“
Schweigen füllte den Raum aus. Das Letzte was Logan erwartete hätte, wären Rückzieher gewesen und so bereitete er den Holo-Projektor vor, auf dem nun eine 3dimensionale Galaxiekarte des östlichen UEE-Territoriums visualisierte, während das grelle Licht abschaltete und nur noch das blaue Strahlen des Hologramms den Raum beleuchtete.
Logan wandte sich wieder der Delta-Einheit zu und fing in einem straffen Ton an zu erläutern:
„Brayen Raynolds, alias Dingo, hat uns wichtige Informationen überlassen, die die Piratenaktivitäten im gesamten Ost-Sektor betreffen.“
Eine Linie zog sich auf dem Hologramm um einige Systeme. Nero trat hervor und erklärte in seinem typisch neutralen Tonfall:
„ Terra, Goss, Kiel, Baker…. sind nur wenige Systeme die betroffen sind.“
Logan tippte weitere Befehle auf seinem kleinen MFD (Multifunktionsdisplay) auf seinem Arm ein und mehrere Statistiken und Bilder füllten die Hologrammkarte weiter aus. Der Colonel fuhr weiter fort:
„Die Kriminalität dieser Systeme wird von einem Syndikat dominiert. Es nennt sich Jokks Kartell, benannt nach dem Schöpfer und Herr dieser kriminellen Vereinigung. Er wird auch, der Piratenfürst genannt.“
Nero begann langsam durch den Raum zu streifen als er näher erläuterte:
„Piraterie, Sklavenhandel, Drogen, Entführungen, Erpressung…..die Liste ihrer Taten ist lang.“
Noch bevor Logan das Briefing fortsetzen konnte, fragte Kody laut in den Raum hinein:
„Was wissen wir über Jokks?“
Logans Gesicht wurde sichtlich ungehaltener, was nicht an Kodys Unterbrechung lag, sondern an der Antwort:
„Nichts!“
gab der Colonel verärgert zu:
„Jokks versteht es, unter unserem Radar zu bleiben und unserem Geheimdienst aus dem Weg zu gehen. Wir haben keine Aufnahmen von ihm, keine Hintergründe und keinen der mehr über ihn weiß, als sein Namen. Ephraim Jokks. Vermutlich ein Deckname. Aber was wir wissen, ist das Jokks bereits seit über 40 Jahren das Kartell anführt.“
Etwas skeptisch mischte sich Denver ein:
„Und woher wissen wir DAS? Wenn wir doch sonst nichts über ihn wissen?“
Nero übernahm das Wort:
„Er wird alt. Er verliert an Macht und das Kartell, das er sich aufgebaut hat, bricht auseinander. Die verschiedensten Piratengruppierungen streiten sich um seine Nachfolge und um die Vorherschafft in den östlichen Systemen. Dieser Bürgerkrieg der Piraten, weitet sich langsam zu einem blutigen Konflikt aus.“
Sev begriff nicht so recht, worauf das ganze hinaus laufen würde. Doch wenn Piraten sich gegenseitig, wie die Tiere die sie waren abschlachteten, wäre er der letzte der dazwischen gehen würde und so fragte er verwundert:
„Wir sollen diesen Konflikt doch nicht beenden?!“
Logan trat ein Schritt auf ihn zu, während er mit fester Stimme erklärte:
„Nein. Sie werden Benzin in das Feuer schütten, bis nur noch qualmende Asche übrig ist.“
Sev horchte auf. Sein Blick wurde konzentrierter während die Delta-Einheit einige verwegene Blicke wechselte. Logan wich zurück und umlief langsam das Hologramm während er ruhig erklärte:
„Wir haben hier die Chance, ein großes Loch in die Piratenclans der Östlichen Systeme zu schlagen, ohne unsere eigenen Soldaten zu gefährden. Sie, mein Herren, werden eine False Flag Operation durchführen um den Konflikt weiter zu verschärfen.“
Kody runzelte mit seiner Stirn während er seine Bedenken äußerte:
„Besteht dabei nicht die Gefahr, dass wir uns die Finger verbrennen? Sir?“
Logan nickte, während er seinen Weg um den Projektor fortsetzte und mit gedämpfter Stimme beteuerte:
„Status Quo. Die Kämpfe der Piraten sind blutig. Ein Clan der Schwäche zeigt, würde von anderen zerrissen werden. Sie schrecken vor nicht zurück, denn nur die Stärksten…… und Grausamsten haben eine Chance in diesem Dschungel zu überleben. Respekt und Furcht, verdienen sie sich durch Tod und Leid…. auch unter Zivilisten. Während dieses Konflikts, werden wir mit erhöhten Kollateralschäden rechnen können.“
Da war es wieder, das Wort das Sev den Schlaf raubte. Auch wenn sich alles so verdammt richtig anhörte. Durch eine Verschärfung des Konflikt würde es vermutlich mehr Zivile Opfer geben. Doch wie viele Piraten würden dadurch unschädlich gemacht werden? Die dann nicht mehr in der Lage waren, Tod und Verderben über die Galaxie zu bringen? Eine einfache Gleichung. Auf welchen Weg würden mehr Unschuldige Ihr Leben weiterführen dürfen? Und Sev wünschte sich vergebens, das Ergebnis dieser Gleichung zu kennen, auch wenn ihm dieses nicht die Gewissheit gebracht hätte, welcher Weg der Richtige gewesen wäre. Der Colonel hatte es ausgesprochen. Status Quo. Und so verschloss Sev seine Zweifel, tief in seinem inneren und ließ diese nicht für eine Sekunde sein Gesicht durchlaufen, das mit vorgetäuschter Konzentration, den Colonel weiter musterte.
„Ist die Blue Sky diesem scheiß Konflikt zum Opfer gefallen?“
fragte Nox etwas verärgert und nuschelte:
„Ich wollte da doch mal Urlaub machen…..“
Die Blue Sky, war ein Luxus Party Schiff auf Ellis IV, Noxs Heimat gewesen, die nach einem Ausfall des Antriebs auf den Planeten gestürzt war. Es gab keine Überlebenden und die Spectrum-Nachrichten gingen von einem Angriff aus, von wem, wusste niemand.
Denver lachte los:
„Du? Hast du ne reiche Witwe geheiratet oder was? Als ob ein Soldat sich das hätte leisten können!“
Nero mischte sich ein:
„Das wissen wir nicht. Die Möglichkeit besteht aber es ist für unseren Auftrag nicht relevant.“
Während Logan wieder auf seinem MFD eintippte und daraufhin die Galaxiekarte an ein System mit 4 Planeten heran zoomte.
„Richtig. Wichtig sind die Informationen die wir aus Dingo bekommen konnten. Wir wissen das 2 Piratenclans diesen Konflikt dominieren was auch daran liegt, dass sie eine Art Waffenstillstand geschlossen haben. Durch Dingo haben wir exakte Zeitpunkte und Koordinaten der Treffen dieser Clans. Nero hat sich mit den Piratenclans bereits näher beschäftigt….“
Mit einer Handbewegung deutete er auf Nero, der einen Schritt vor trat:
„Es handelt sich um Typhon und den Ceades-Clan. Typhon ist einer der mächtigsten und sowohl kaltblütigsten Clans unter Jokks. Er verfügt über eine beeindruckende Flotte, die jedes Schiff von Terra bis nach Sol angreifen und kapern. Dabei lassen sie keine Überlebenden zurück. Abgesehen davon führen sie Auftragsmorde und führen blutige Raubüberfalle aus.
Die Ceades hingegen, kontrolliert den Großteil des Drogengeschäfts in den östlichen Systemen. Sie betreiben Sklavenhandel, Entführungen, Erpressungen. Aufgrund unterschiedlicher Geschäftszweige, konnten diese beiden Clans, sich zu einem Nicht-Angriff-Pakt durchringen.“
Mit einem festen Blick auf das Hologramm erklärte Logan in einem festen Ton:
„In wenigen Stunden halten führende Mitglieder, dieser beider Clans, ein Treffen im Hades-System ab um weitere Kooperationen zu verhandeln, damit sie in diesem Krieg, als Sieger heraus gehen.“
Logan blickte über seine Schulter und starrte die Delta Einheit mit einem aufbauendem Blick an:
„Sie werden das Zielgebiet infiltrieren, ein Schiff der Piraten entern und mit diesem einen Angriff auf das Treffen ausführen. Es darf keinerlei Zweifel entstehen, dass dieser Angriff von einer der beiden Clans ausgegangen ist. Wenn auch nur der entfernteste Verdacht besteht, dass die UEE diesen Angriff ausgeführt hat, wird unser Vorhaben scheitern. Die Calamity wird weit entfernt von den Geschehnissen eingesetzt werden. Das heißt, sie sind auf sich allein gestellt.“
Nun wurde Sev klar, warum die Gänge wie leer gefegt gewesen waren. Es waren nur sie, die in einen Einsatz gingen und so fragte Sev knapp:
„Notfrequenzen?“
Logan schüttelte den Kopf:
„Negativ! Wir halten absolute Funkstille, bis sie wieder in sicheren UEE-Hoheitsgebiet sind. Davor dürfen sie absolut keinen Kontakt zur Flotte aufnehmen. Es mögen Piraten sein, aber auch sie haben Mittel und Wege Kommunikationen zurück zu verfolgen und zu orten.“
Nox räusperte:
„Werden diese verdammten Scheißer diesen Köder wirklich einfach schlucken? Vielleicht gehen sie davon aus, dass ein anderer beschissener Piratenclan dahinter steckt?!“
Nero trat ein Stück hervor und beteuerte in ruhigen Ton:
„Verrat und Täuschungen sind die Tagesordnung in Jokks Kartell. Nur die stärksten Überleben und kein Clan, könnte einen Angriff auf sich beruhen lassen. Sie müssen nach außen Stärke zeigen und einen Vergeltungsschlag ausführen, um diese Stärke zu beweisen. Sie werden reagieren MÜSSEN und ihre Antwort, wird laut sein.“
„Haben wir ein genaues Zielobjekt?“
Warf Sev erneut ein. Der Colonel blieb vor der Delta-Einheit stehen, verschränkte die Arme und erklärte:
„Nein. In der Hinsicht waren Dingos Informationen rar. Wir wissen von einer alten Treibstoffstation im Hades-System, die hauptsächlich von Schmugglern genutzt und betrieben wird. Dort werden Schiffe beider Clans einen Zwischenstopp machen. IHRE Chance, eines zu erbeuten. Von welchem Clan, ist irrelevant. Auf Flug-Deck A-2 steht bereits ein Transporter mit geringer Radar-Signatur bereit. Die Hornet wird sie unterstützend begleiten. Jedoch hat absolute Priorität, die unentdeckte Infiltrierung des Zielgebiets. Wenn es sein muss, trennen sie sich von der Hornet um unbemerkt zu bleiben.“
Denvers Mund öffnete sich während seine Augen, den Colonel ausdruckslos anstarrten und ein seufzendes:
„Was?“
seinen Mund verließ. Denver war eine SWORD Soldat, genau wie die anderen, jedoch besaß er eine ausgesprochenes fliegerisches Können dass dafür gesorgt hatte, dass er in fast jedem Einsatz die Hornie flog, die er bereits wie seinen eigenen Besitz betrachtete. Mühsam rang sich Sev ein schmunzeln, über Denvers fassungslosen Blick ab. Doch Logan fuhr ungehindert fort:
„Sie infiltrieren die Tankstation, entern ein feindliches Schiff, greifen das Treffen an und machen das sie weg kommen. In einem sicheren UEE-Gebiet, kontaktieren sie uns und wir holen sie ab. Das ist die Theorie. Diese müssen sie nur noch in die Tat umsetzen. Gibt es noch Fragen?“
„Befehle bei Aufklärung durch Zivilisten?“
fragte Nox kratzig. Nero erklärte trocken:
„Sie sind die einzigen, die von Ihrem Einsatz im Hades-System wissen und sie müssen sicherstellen, dass das auch so bleibt.“
Der Colonel trat hervor und fragte erneut:
„Sonst noch Fragen?“
Sev blickte zur Seite und blickte in die Gesichter der Delta-Einheit, die Ausdruckslos bis Kopfschüttelnd den Colonel ansahen, bis Sev aussprach, was sie alle dachten:
„Nein Sir! Bereit zum Einsatz!“
Doch musste Sev mühevoll die Gedanken an Nesaja unterdrücken. Nach diesem Einsatz könne er sich wieder seinem Kreuzzug zuwenden doch musste er bis dahin konzentriert sein. Nicht nur die Delta-Einheit verlies sich auf ihn.
Logan lächelte aufbauend, blickte die Delta-Einheit für einige Sekunden in die Augen und erläuterte mit festen Ton:
„Sie haben eine Stunde um sich auszurüsten, dann passieren wir den Hades-Sprungpunkt. Hölle und zurück!!!“
„HUZ!!!!““
brüllte Delta gemeinschaftlich und sprang auf.
Terra – „Crossing Horizon“
Der Ort, für eine Gala der Anti-Piraterie-Kampagne des Governors D’Nosh, hatte das Thema etwas verfehlt. Ein Liner der gehobenen Klasse mit dem Namen „Crossing Horizon“ spiegelte nicht gerade die Ernsthaftigkeit dieses Themas dar. Es war ein großes Raumschiff, das lediglich dazu gebaut worden war, in die nähere Umlaufbahn von Terra zu fliegen und so einen Ausblick auf den Planeten werfen zu können, damit in dem großen Saal, dessen Dach ein dickes Fenster ausfüllte, Banketts und allerlei Veranstaltungen abgehalten werden konnten. Es war Luxuriös. Die Innenräume des Schiffs spiegelten die Moderne mit glänzenden Metallen der edelsten Sorte wieder, zwischen denen Holz mühevoll eingearbeitet wurde und so für eine traditionelle Linie sorgte. Der gehobene Ort demonstrierte, wer mit dieser Kampagne erreicht werden sollte. Citizens. Wähler.
Und so Schritt James durch die Menge von Anzugträgern und aufgetakelten Weibern, die diesen Anlass nutzen um die neuste Mode zu präsentieren. Grelle Töne in abstrakten Formen. Bekleidung, die als solche kaum noch zu erkennen war und so war es Melody, die mit ihrer schlichten Hose und Top, deutlich aus der Menge heraus stach. Nie hätte sie ein Kleid angezogen um auf sich aufmerksam zu machen. James hatte es gar nicht erst versucht, ihr passendes Kleidung aufzudrängen in dem Wissen das er gegen eine Mauer laufen würde, als er sich widerspenstig seinen Anzug übergeworfen hatte und so schaffte sie nun etwas, das den meisten Frauen auf der Gala, mit all ihrer Mühe in Hautengen, unbequemen Kleidern, die nur nach Aufmerksamkeit schrien, nicht geschafft hatten. Sie fiel auf und die bösen Blicke die ihr hinter her geworfen wurden als sie James unbekümmert folgte, bezeugten es. Die Anti-Piraterie-Gala, war zu einer Farce geworden. James erkannte kaum einen Journalisten, Politiker oder Polizisten, die wirklich etwas mit der Bekämpfung von Verbrechen zu tun hatten. Die Veranstaltung war gespickt mit Sportlern, Filmstars und Prominenten die ihren Ruf in der Öffentlichkeit aufpolieren wollten. Einige lächelten James zu, begrüßten ihn fröhlich während Fotos gemacht wurde, die in der nächsten Ausgabe der örtlichen News erscheinen würden. Ein lockerer Händedruck mit dem Whistleblower würde doch schon ihr aufrichtiges Engagement bezeugen, im Kampf gegen die aufkeimende Kriminalität in den östlichen Systemen. Doch ihr lächeln war falsch. Nach diesen Abend würden sie sich wieder ihren Karrieren widmen, während James weiterhin, seinen Kopf für die Wahrheit hin halten musste. Denn sonst tat es niemand. Die Bevölkerung interessierte sich mehr für Klatsch und Tratsch, die neusten Promi-Gerüchte und welcher Star es mit wem getan hatte. Die korrupten Politiker, Monopol-Absprachen großer Konzerne oder illegal bewilligte Handelsbestimmungen, die er aufgedeckt hatte interessierten niemanden mehr. James konnte es in den Augen der Leute sehen, die ihn mahnend ansahen, damit er ja nicht weiter ihr Weltbild verrücken würde, in der doch scheinbar alles so schön und perfekt war. Aus den Augen, aus dem Sinn.
Doch James würde weiter machen, auch wenn die Brisanz der Informationen, die er dieses Mal beschafft hatte, alles überstiegen und so fragte er sich für einen Moment, ob er nicht zu weit gegangen war. Er brauchte Hilfe. Auch wenn die Daten vorerst in Sicherheit waren, musste er einen Weg finden um sich selbst und seine Tochter zu schützen. Einen Moment verfluchte er Melodys Hilfsbereitschaft. Sie wollte immer nur das Beste, für alles und jeden. Doch solange sie bei ihm war, auf einer Gala unter hunderten von Menschen, war sie sicher. Sicherer als wenn sie allein im Penthouse geblieben wäre und auf seine Rückkehr gewartet hätte. Sie wäre nicht gegangen, nicht solange sie noch spürte wie angespannt er war. Sie war einfach so verdammt Stur, wenn es darum ging, anderen zu helfen und ein pochendes Gefühl der Angst machte sich in James breit, als er sich bewusst machte, dass er sie womöglich in Gefahr gebracht hatte. Als hätte sie seine Gedanken gelesen, kniff sie ihm in die Seite und fragte lächelnd:
„Hey! Hast du Hunger? Da drüben ist ein Buffet!“
James blieb stehen, sie waren fast am Ende des Saals angekommen und so sah er sich ohne zu antworten um. Doch er suchte nicht nach dem Buffet, sondern nach Erich D’Nosh. Governors der Hauptstadt von Terra. Er konnte ihm Schutz und die nötigen Kontakte bieten, die er nun so dringend brauchte. Erneut wurde James von seiner Tochter in die Seite gekniffen, die ihn mit einem breiten Grinsen und zugekniffenen Augen anstarrte:
„Da gibt es sogar Bernusstorte!!! mmmmmhhhhh!!!“
Sie streichelte sich über den Bauch und zog an James Arm, doch dieser rührte sich nicht und starrte weiter zum Ende des Saals, wo er gerade D’Nosh entdeckt hatte. Ein Mann Mitte 50, doch dank Ärztlicher Hilfe sehr jung geblieben. Es war erstaunlich wozu die Medizin in der Lage war, wo er doch wusste, wie zerknittert der Mann vor seiner Verjüngung ausgesehen hatte. Nun war er das Ebenbild, eines halbgaren Großvaters.
Melody zog inzwischen fester an James Arm und untermauerte jeden Ruck mit einem Wort:
„Komm….. Schon….. das…. ist……lecker!!!“
James blickte zu ihr, schenkte Ihr ein Lächeln und erklärte Verständnisvoll:
„Gleich, Mely. Geh schon mal vor, ich muss noch mit jemanden sprechen.“
Melody blickte zurück und sah so aus, als würde sie erneut ihren mahnenden Blick aufsetzen. Doch lächelte sie und beteuerte:
„Alles klar! Wenn du zu lange brauchst, esse ich alles alleine auf!“
Sie ließ ihn los und ging hastigen Schrittes auf das Buffet zu. Sofort als sie ihren Blick von ihrem Vater abgewandt hatte, verlor sein Gesicht jeglichen Ausdruck.
Schnellen Schrittes machte er sich zu D’Nosh auf und erreichte ihn wenige Sekunden später, nachdem er sich durch die Schar an Leuten gekämpft hatte. Bereits als D’Nosh James auf sich zulaufen sah, wurde auch sein Gesicht ernster, als wüsste er was auf ihn zukommen würde. Mit einigen lächelnden Blicken wimmelte er einige Anzugträger ab mit denen er sich ausgiebig unterhalten hatte und begrüßte James, sobald er ihn erreicht hatte mit einem vorholenden Lächeln:
„Der Whistleblower. Was kann ich für sie tun?“
James runzelte, einige Falten warfen sich auf seiner Stirn ab und leise erklärte er:
„Sie wissen das ich diesen Namen nicht gerne höre.“
D’Nosh blick wurde ernster:
„Aber er beschreibt doch genau was sie sind. Sie finden Geheimnisse und flüstern diese in die Galaxie hinaus….“
Er beugte sich zu James vor während seine Stimme leiser wurde:
„Was hast du nun schon wieder ausgegraben?“
James sah sich über die Schultern, versicherte sich das niemand in Hörreichweite war und zögerte einige Momente ehe er sich erklärte:
„Ich bin mir noch nicht ganz sicher. Ich konnte noch nicht alles zusammenfügen, doch offensichtlich……“
Er machte eine Pause, sah über seine Schulter und blickte zum Buffet, wo Melody Torte in sich hinein stopfte. Für einem Moment fragte er sich, wie sie es schaffte ihre zierliche Figur zu behalten, wo sie doch Kuchen wie eine Bagger in sich hinein schaufelte, während sie breit grinsend winkte, als sie nun den Blick Ihres Vaters erwiderte. James wandte sich wieder an D’Nosh und forderte mit fester Stimme:
„Ich brauche Schutz. Für mich und meine Tochter. Und ich brauche einen Coder der gut im knacken von Nano-Chips ist.“
D’Nosh schüttelte mit dem Kopf:
„Warum? Bevor ich etwas derartiges Art in die Wege leite, muss ich erst mal wissen worum es geht. Du bist ja noch paranoider als sonst…..“
James atmete tief durch. D’Nosh war kein Unbekannter für ihn. Er hatte ihm des Öfteren geholfen, auch wenn er nicht wusste, ob ihm wirklich was an seiner Arbeit lag, oder er nur darauf aus war, Gefallen vom Whistleblower einzufordern. Er war ein Politiker wie jeder andere, der nur die nächsten Wahlen im Sinn hatte und die Unterstützung eines Journalisten, der Korruption aufdeckte, war ein nicht zu verachtender Vorteil, während die östlichen Systeme, mehr und mehr das Opfer von Piratenanschlägen wurden. Doch trotz anhaltender Zusammenarbeit, war es nicht leicht einem Schlitzohr zu vertrauen und so antwortete James nach einige Momenten des Zögerns, während er seine Wort mit Bedacht wählte:
„Die Folgen sind weitreichend. Die Piraten in den östlichen Systemen…. Jokks Kartell. Ich habe Informationen, dass Teile der UEE, mit in diesen Konflikt verstrickt sind.“
D’Noshs Gesicht, dem man ansehen konnte, das er die Antwort auf seine Frage, die er vorsichtig stellte, eigentlich nicht wissen wollte wurde zunehmend ernster:
„Wie weitreichend?“
James blieb starr, als er nüchtern antwortete:
„Senatoren….. der Kongress….. der Geheimdienst EDA. Ich bin mir noch nicht sicher.“
D’Nosh atmete durch. James konnte deutlich sehen wie jede einzige Faser seines Gehirns anfing zu glühen und James konnte sich gut vorstellen, dass D’Nosh gerade die Gefahren, gegen die Publicity bei einer solchen Veröffentlichung durch seine Mithilfe ab wägte. Er schaute einige Male nach links und rechts ehe er einen Entschluss fasste:
„Nagut. Ich bin dabei. Aber zuerst will ich was von dir haben!“
James Augen verengten sich:
„Was?“
Mit einem flüchtigen Blick deutete D’Nosh auf ein Rednerpult, das nicht weit entfernt am Ende des Saals in die Höhe ragte und flüsterte:
„Die Wahlen stehen bald an. Wir sind auf einer Anti-Piraten-Gala, versammelt mit der Oberschicht der Hauptstadt. Ich brauche die Stimme jedes Citizen, die ich bekommen kann.“
James war alles andere als Überrascht, doch trotzdem ließ sich der fade Beigeschmack, so einer Übereinkunft nicht wegspülen:
„Ein Hand wäscht die andere….. mh?“
D’Nosh richtete sich auf und lockerte sich wieder, ehe er beteuerte:
„Du weißt wie die Galaxie funktioniert….“
Keine 2 Minuten hatte Melody gebraucht, ehe sie eine halbe Torte verschlungen hatte und sich träge auf einem Stuhl nieder ließ. Tief atmete sie durch und wenn sie nicht kurz vor dem Platzen gewesen wäre, hätte sie sich auch noch die andere Hälfte einverleibt. Wenigstens satt war sie geworden, wo doch alle Anstrengungen, ihren Vater etwas aufzumuntern gescheitert waren. Doch vielleicht würde er lockerer werden, wenn er seine Diskussion mit Governor D’Nosh beendet hatte. Auch wenn Melody am liebsten sofort von dieser Gala geflüchtet wäre, würde sie nicht aufgeben, bis ihr Vater endlich wieder lachte.
Wieder einmal wanderte ihr Blick zur Decke, wo Terra, so wunderschön, das große Glasdach ausfüllte. Bereits nach den ersten 5 Schritten in der sie den Saal betreten hatte, musste sie ständig nach oben sehen, zu dem blauen Planeten. Er war einfach so wunder schön und lies alles um sie herum vergessen. Und doch war sie die Einzige, die diese Schönheit wahr nahm. Niemand sonst würdigte diesem Wunder einen Blick. Die Betreiber der Crossing Horizen hatten sich viel Mühe gemacht um das Antlitz Terras betrachten zu können, doch die Besucher der Gala, tranken, aßen und lachten, doch sah nicht ein einziger nach oben während sie diesen als selbstverständlich wahr nahmen. Herunter gestuft zu einem schönen Panorama. Doch es war so viel mehr als das und Melody wünschte sich, dass sie das fühlen könnten, was auch sie bei diesem Anblick fühlte.
Als plötzlich eine laute Stimme, wiedergegeben von einigen Lautsprechern den Saal ausfüllte. Es war D’Nosh, der auf einem Rednerpult stand, dicht dahinter ihr Vater:
„Werte Gäste, werte Citizens. Ich bedanke mich recht Herzlich bei ihnen für ihr kommen. Nur durch ihre Unterstützung, können wir weitere Schritte in Richtung einer gerechten…. freien…. und wohl-ständischen Gesellschaft machen um gegen Tyrannei und Ungerechtigkeit vorzugehen, damit auch unsere Kinder und Kindeskinder frei und glücklich aufwachsen können.“
Seine Worte klangen einstudiert. Sie besaßen nicht das Temperament, das seine Gefühle hätten widergespiegelt. Er sagte lediglich das, was seine Zuhörer hören wollten. Melody war es sofort aufgefallen. Sie verbrachte viel Zeit mit Menschen und so hatte sie eine gute Menschenkenntnis erworben. Mit kaum verändertet Tonlage erklärte D’Nosh weiter:
„Viele Menschen, geben Tag für Tag ihr Bestes um uns, jedem Citizen und jeden Civillian einen sicheren Schlaf zu ermöglichen. Es ist mir eine Ehre, hier, neben einem dieser Menschen zu stehen, die an vorderster Front gegen Ungerechtigkeit vorgehen und sich für Freiheit und Transparenz einsetzen. Meine Damen und Herren, der Whistleblower!“
Ein gedämpftes klatschen füllte den Saal aus, während D’Nosh zurück trat und James an das Rednerpult trat. Sofort sah Melody ihm an, dass diese viele Aufmerksamkeit ihm unwohl war und mit einem verlegenen Lächeln kaschieren wollte, während er nur zu seiner Tochter sah. Melody grinste breit und klatschte Laut in die Hände, ehe sie mit beiden Hände die Daumen in die Luft streckte. James wartete, bis das kKlatschen versiegte und fing in einem Ton an zu erzählen, der dem von D’Nosh, gar nicht so unähnlich war:
„Meine Damen und Herren, ich bedanke mich ebenfalls für ihr kommen. Und ich bedanke mich ebenfalls bei Governor D’Nosh, für seine unaufhörliche Unterstützung, die meine Arbeit in vielen Maßen erst Möglich macht.“
Doch klarte nun seine einstudierte Redner-Stimme, mit jedem Wort das er machte, mehr und mehr auf:
„Sicherheit, ist es die uns bewegt. Tag für Tag. Die Sicherheit unseres Lebens, die Sicherheit unserer Jobs die Sicherheit… unserer Familien. Doch können wir uns erst in einer offenen und transparenten Gesellschaft sicher fühlen. Die Vergangenheit der UEE und Messers aufstieg, zeugen von der Unermesslichkeit, der Wahrheit. Piratengruppen in unseren Systemen, fechten einen hässlichen Krieg aus und nur mit Hilfe der Wahrheit, werden wir in der Lage sein, diesen zu beenden…..“
Während James seine Rede fortsetzte, wurde die Menge, am anderen Ende des Saals unruhiger. Einige aufgeschreckte Laute, hallten nach vorne und Melody versuchte einen Blick zu erhaschen, doch versperrte die Wand aus Menschen den Blick, während James, etwas verstört seine Rede vorsetzte:
„ …damit wir wieder Sicherheit, Stabilität und Freiheit uns, und unsren Familien gewähren können. Denn….“
James hielt inne, als sich sie Menschenmasse plötzlich aufspaltete und eine Mann, den Melody erst auf den zweiten Blick als solchen erkannte, mit langsamen Schritten, laut in die Hände klatschend auf das Rednerpult zuging. Eine Hälfte seines Gesichts wurde von einer stählernen Maske verdeckt. Sein rechter Arm und Bein, waren durch mechanische Gliedmaßen ersetzt worden, die nur Schemenhaft denen eines Menschen glichen, wie die eines Roboters. Übersät mit Tattoos, wurden nur wenige Körperteile mit einigen blutroten Panzerplatten verdeckt, wie der Brustkorb, auf dem ein schwarzes Zeichen eingebrannt war. Bereits beim ersten Anblick dieser Gestalt, wusste Melody, das etwas nicht in Ordnung war.
„Bravo!!! Bravo!!!“
Sagte der Mann mit einer tiefen Stimme während er weiter auf das Pult zu ging und die erschrockenen Blicke der Gäste sich auf diesen Mann fixierten, ehe er seine Hände in die Luft streckte und laut, dennoch mit wackelig Stimme fragte:
„Freiheit ist euer Begehr?“
Jede Silbe wirkte abgehackt, als müsste er jedes Wort, mühsam aus seiner Lunge pressen. Erschrocken starrte ihn die Menge an, doch ließ er sich dadurch nicht von seinem Weg auf das Rednerpult abschrecken. Einige dumpfe Knalle durchdrangen die Horizon, als plötzlich einige Raumschiffe, auf sich feuernd, dicht an dem großen Deckenfenster vorbei rasten. Die Menge wurde unruhiger, einige vereinzelte Schreie durchdrangen die plötzliche Stille, während Melodys Herz immer schneller schlug und sie fassungslos, dem Mann weiter zusah, wie dieser unberührt von den Geschehnissen, sein Weg fortsetzte:
„Ihr wollt Freiheit, doch ist die Sicherheit, die ihr so schützend Hütet, die Barriere, die euch nie wirkliche Freiheit erfahren lassen wird.“
D’Nosh drängte sich auf dem Rednerpult, hastig an James vorbei und brüllte:
„Sicherheitsdienst!!!“
Stotternd lachte der Mann und sprach mit einer flüsternden Stimme mit sich selbst:
„Er will den Sicherheitsdienst….. Er will……den Sicherheitsdienst….. geben wir ihn frei?“
Mit einem Schwung riss er die Arme in die Höhe, als wolle er einen Segen einfordern und brüllte, als wenn sein Inneres innerhalb einer Sekunde ausgewechselt worden war, mit einer kraftvollen Stimme, die nicht für eine Sekunde wankte:
„GEBT DEN SICHERHEITSDIENST FREI!!!“
Mehrere Gestalten, in den gleichen blutroten Anzügen, traten aus den oberhalb liegenden Stegen hervor und trieben mit Gewehren an den Köpfen einige Wachleute vor sich her. Melodys Herz zog sich zusammen während ihre Atmung immer schneller wurde. Laut knallte es einige Male ehe diese Männer, die leblosen Körper der Sicherheitsleute wie Säcke Mehl über die Brüstung warfen, nachdem sie einen nach dem anderen hingerichtet hatten.
Melody erstarrte, Tränen sammelten sich in Ihren Augen und Übelkeit stieg in ihr auf, die sich als Blässe auf ihrem Gesicht niederschlug. Einige Frauen schrien auf, die Menge wurde lauter, während viele Menschen erstarrten oder panisch davon rannten. Doch wo sollten sie hin? Es gab keinen Ausweg und so unternahmen die Männer keinen Versuch, sie aufzuhalten. Angst verzogen blickte Melody zu ihrem Vater, der schockiert auf dem Rednerpult stand und seine Tochter anstarrte. Sie war paralysiert. Ihr Verstand konnte das alles nicht verarbeiten, sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen und so fing sie an zu zittern. Zum ersten Mal hatte sie Todesangst in ihrem Leben, die sich wie ein drückendes Gefühl der Kälte in ihrem ganzen Körper ausbreitete.
Der Mann mit der Halbmaske, drehte sich auf der Stelle und seine abgehackte Stimme, die wieder um einiges wackeliger wirkte, hallte durch den Saal:
„Seht euch an! Ihr seid uns 10fach überlegen. Keine dutzend Gewehre sind auf euch gerichtet. Ihr könntet euch befreien, ein paar Leben eintauschen um uns zu entwaffnen… und doch, sehe ich keine Handlung. Die Sorge um eure Sicherheit…. sie…. ist…. keine…. Freiheit!“
Erneut durchdrangen dumpfe Knalle die Horizon und bezeugten ein Gefecht, das außerhalb des Liners ausgetragen wurde.
Der Mann trat nun wieder mit festen Schritten auf das Rednerpult zu während er laut fragte:
„Wer will handeln? Und ein Stückchen Freiheit kosten?“
Er blickte nach links und rechts, mit jedem Schritt den er machte fragte er eine andere Person:
„Du?…. Du?….. Du?“
James atmete tief durch. Seine Augenbrauen sanken stark hinab um diesem Mann zu trotzen, doch verrieten ihn seine Lippen, die die Sorge um seiner Tochter widerspiegelten. Mit jeden Schritt, den der Mann näher auf ihren Vater zuschritt, pochte ihr Herz mehr und mehr, bis es für einen Moment erstarrte als klar wurde hinter wem sie her waren, als der Mann laut fragte:
„Oder wirst du Handeln?……Whistleblower?“
Kaum hatte er den Satz ausgesprochen stürmten einige Männer das Rednerpult und zerrten James und D’Nosh herunter. Melodys Herz schlug immer schneller, einige Tränen liefen ihre Wange hinunter, sie traute sich nicht zu atmen und trotz jeder Regung in ihr, die ihr sagte, sie solle die Augen schließen, konnte sie nicht wegsehen als ihr Vater zusammen mit D’Nosh vor die Füße dieses Mannes geworfen wurde. D’Nosh protestierte laut:
„Damit werdet ihr nicht durchkommen! Piratenpack!“
Wieder begann der Mann mit stotternder Stimme, mit sich selbst zu sprechen, die nach und nach immer lauter wurde:
„Er verhöhnt dich… das wirst du doch nicht zulassen! Unternimm was!!!“
Seine Kraftvolle Stimme löste wieder das stottern ab, die sich in einem lauten Brüllen entlud:
„WIR SIND BEREITS DAMIT DURCHGEKOMMEN!!!“
Mit seinem Roboterähnlichen Arm holte er weit aus. Eine Klinge schoss unter einem Klirren aus diesem hinaus und raste anschließend auf D’Nosh ein. Blut gefärbt durchbohrte sie diesen, der nun röchelnd zusammen sackte. Erneut kreischte die Menge auf und Melody nahm zitternd beide Hände vor dem Mund. Wieder wandte sich der Pirat an James. Seine abgehackte Stimme löste wieder die Kraftvolle ab:
„Typhon möchte sich deines Geistes habhaft machen. Du bist der Grund für unser Kommen. Doch leider mangelt es uns an Zeit, darum werden wir dich mitnehmen müssen.“
James blickte auf und warf dem Pirat einen zornigen, mit Angst durchzogenen Blick zu, die der Pirat bis ins letzte auskostete, während er sich langsam zu ihm vorbeugte:
„Und deine Tochter, wird deine Zunge lockern.“
„NEIN!!!“
brüllte ihn James an. Doch noch ehe Melody begriff, wurde die von hinten gepackt und schreiend zu ihrem Vater geschleppt. Vergebens versuchte sie sich zu wehren, schrie und zappelte doch der Griff war zu fest. Erst als das furchteinflößende Gesicht, verdeckt mit einer Halbmaske direkt vor ihren Augen auftauchte, erstarrte sie wieder. Grinsend musterte der Pirat sie bis ins kleinste Detail und flüsterte stotternd:
„Ein so schönes Mädchen…..“
Melodys Herz überschlug sich. Laut pochte es unkontrolliert in ihrer Brust als nun ein andere Pirat ihren Vater unsanft aufrichtete und eine Waffe gegen den Kopf hielt, als plötzlich ein seichtes wummern die Horizon durchdrang. Der Pirat mit der Maske wandte sich wieder von Melody ab und richtete sich an die Menge:
„Freiheit…. ist euer Begehr? Nun werdet ihr die Chance haben, ein Stückchen Freiheit zu erhaschen!“
Kurz darauf tauchten über dem Gläsernen Dach einige Raumjäger der Cutlass-Klasse auf und richteten sich auf das Glasdach aus.
„Ein Transporter hat soeben angedockt. Bewahret eure Sicherheit, fürchtet den Tod und werdet unsere Geisel.“
Wieder richteten sich seine Arme in die Höhe und machten auf die Raumjäger aufmerksam:
„Oder trotz der Sicherheit, kostet die Freiheit und bleibt hier, während das Dach aus Glas zerspringen wird! Entscheidet euch schnell, Freiheit ist grenzenlos, doch der Platz auf dem Transporter, ist es nicht.“
Die Menge wurde lauter und fing an sich wirr zu bewegen. Schreie erklangen und nach und nach brach Panik aus. Einige Schüsse ertönten, während Melody und ihr Vater weggeschleppt wurden, zu einem gesonderten Schiff. Immer noch liefen ihr vereinzelt die Tränen hinunter, während ihr Herz vor Angst raste und doch war es nur ein Gedanke der ihr durch den Kopf fuhr:
„ Bitte tut meinem Vater nichts.“