Die 7. Schwadron Episode 8 – Bestimmung des Phantoms – von SEV

Hien wachte auf. Weinend war er eingeschlafen und noch immer hielt er den Masajiha-Wolf in den Armen. Er zitterte nicht mehr und die gegenseitige Wärme hatte sie die Nacht überstehen lassen. Doch der Wolf rührte sich nicht. Langsam hob sich sein Brustkorb auf und ab während er leidig wimmerte. Erst jetzt fiel Hien das Blut auf, das sich unter ihnen gesammelt hatte und erschrocken richtete er seinen Blick auf den Bauch des Wolfs, aus dem immer noch das Blut tröpfelte.
Hien zog sich sein Shirt aus und wickelte es um den Bauch des Welpen. Er war alles war er noch hatte. Ihn wollte er nicht auch noch verlieren und so nahm er ihn hoch und ging weiter.
Die Sonne strahlte vom Himmel, erhitze die Umgebung, doch ging er weiter. Er bahnte sich seinen Weg, durch die hellen fast schon weißen Gebirge und nach einigen Stunden erreichte er einen Fluss.
Er gab dem Wolf zu trinken, trank selber und marschierte weiter den Fluss entlang. Er lenkte all seine Gedanken auf den Welpen um nicht an das schreckliche Massaker denken zu müssen. Er verdrängte diese Gedanken, richtete seine letzte verbleibende Kraft nur noch auf das Tier.

Mehrere Tage verstrichen, in denen er den Wolf gesund pflegte. Nach einiger Zeit konnte er wieder laufen, fing sich kleine Tiere und zum ersten Mal fand Hien wieder Hoffnung. Er hatte diesen kleinen Welpen gerettet, der nun wieder lebhaft tobte und sein Freund geworden war. Ein lachendes Gefühlt machte sich in ihm breit, das den Hass und die Trauer überlagern konnte, als er den kleinen Wolf dabei zusah, wie er durch die Gegend lief und spielte. Es gab nur Hien und den Wolf. Nichts anderes log er sich an. Es gab nur die beiden.

Weitere Tage verstrichen in denen Hien kaum etwas gegessen hatte. Ihn verließen die Kräfte, doch wich ihm der Wolf nicht mehr von der Seite. Er war nicht allein, alles andere spielte für ihn keine Rolle und so durchstreiften sie weiter die Gebirgslandschaften. Doch nach einigen Stunden ertönte ein lautes grollen.
Der Wolf stellte sich vor Hien, knurrte die Bergkuppe an von der das grollen ertönte als plötzlich ein olives Raumschiff über diese schoss.
Hien rannte zum Wolf, nahm ihn in den Arm und rannte weg. Doch das Raumschiff überkreiste ihn nun und schnitt ihm den Weg ab als es landete.
Hien erstarrte, erneut machte sich Angst in ihm breit und der Wolf sprang aus seinem Armen und stellte sich schützend vor ihn.
Die Seitenluke ging unter einem zischen auf und einige Gestalten, in oliven Anzügen traten hinaus, mit erschrockenen Augen und offenen Mündern. Ein Mann trat auf ihn zu und fragte mit flacher Stimme:
„ Mein Gott! Was ist mit dir passiert? Was machst du allein hier draußen?“
Hien antwortete nicht. Mit festen Blick sah er den Mann an, der einen Schritt auf ihn zu ging. Doch sofort knurrte der Welpe ihn an und bellte einige Male. Der Mann blieb stehen und sagte mit sanfter Stimme:
„ Ist das ein Masajiha? Junge, bist du irre? Komm mit mir! Ich tu dir nichts, du musst was essen!“
Hien wich zurück. Seine Augen füllten sich mit Tränen während er vorsichtig einen Schritt nach hinten machte.
„ Ich will dir doch nur helfen. Sag mir, was ist geschehen?“
bekräftigte der Mann und schenkte ihm ein Lächeln. Hien’s Kinn begann zu zittern und Kopfschüttelnd wich er weiter zurück.
Ein andere Kerl mischte sich ein:
„ Wenn er nicht will…..dann lass ihn doch eben hier!“
Doch der Mann erwiderte:
„ Das ist ein Kind, Privat!!! Wir werden es sicherlich nicht hier in der Einöde lassen!“
Er richtete sich wieder zu Hien und ging nun mit festen Schritten auf ihn zu. Doch der Wolf sprang den Soldaten an und biss ihn ins Bein. Dieser schrie kurz auf und verpasste den Wolf einen Tritt. Jaulend flog dieser auf die Seite und Hien stürmte los:
„ Lass ihn in Ruhe!!!“
Mit wedelnden Armen ging er auf den Soldaten los. Doch dieser griff nach seinen Armen und versuchte ihn zu beruhigen:
„ Es ist nur zu deinem besten! Halt still!“
Doch Hien zappelte weiter und einer der anderen Männer packte ihn und hielt ihn fest. Sie zerrten ihn in das Raumschiff und Hien fing an zu weinen, während er versuchte sich weiter zu befreien. Er sah zu dem Wolf, der nun wieder regungslos am Boden lag und schrie weinend:
„ Lasst mich los! Ihr habt ihn verletzt! Er ist doch nur ein Welpe, er wird sterben wenn ich mich nicht um ihn kümmer! Lasst mich los!!!“
Hien brach weinend zusammen:
„ Warum tut ihr das? Er hat euch doch nichts getan! Er ist mein Freund!“
Die Seitenluke verschloss sich vor Hien Gesicht und Hien’s Herz pochte wie wild, als er den letzten Blick auf den kleinen Welpen warf der regungslos auf dem Boden lag. Erneut übermannte ihn sämtliche Trauer und er weinte sich die Seele aus dem Leib während der Mann ihn versuchte zu beruhigen:
„ Es ist alles in Ordnung. Du bist in Sicherheit. Es wird alles gut werden.“
Doch Hien wollte nicht das alles gut werden würde. Er wollte zurück, zu dem einzigen Freund den er noch hatte. Das Raumschiff startete unter einem tosen und flog davon. Hien beruhigte sich nicht, ehe er mit dem einzigen Gedanken den er noch hatte in Ohnmacht viel, das er wieder allein war.

Hien’s Augen öffneten sich langsam und ein dröhnender Schmerz hatte sich in seinem Kopf breit gemacht. Alles wirkte verschwommen, doch sah er die immer noch lodernden Flammen, die den Hangar in Brand setzten. Hunderte von rot glühende Funken schwirrten durch die Luft und setzten den Hangar in ein beängstigendes Schauspiel.
Doch nun tauchte eine dunkles Gesicht vor ihm auf, die Maske des Phantom, Bower.
Eines seiner blau glühenden Augen flackerte nur noch und die Hälfte seiner Maske war verschmort, sowie seine gesamte rechte Körperhälfte. Doch er lebte noch immer und augenblicklich quoll der Hass aus Hien tiefen hervor.
Bower’s Maske wurde größer, ehe er nur einige Zentimeter vor Hien’s Gesicht stoppte und diesen haargenau unter die Lupe nahm. Die beiden glühenden Augen sahen ihm tief in die Augen, als Bower mit seiner eiskalten Stimme sagte:
„ Ich versteh dich nicht Richter. Du scheinst allem trotzen und doch rennst du vor deiner Vergangenheit davon.“
Hien wollte ihn angreifen, doch verhinderten Energiefesseln das er sich rührte und so warf er ihm ein verächtlichen Blick zu, ohne zu antworten.
Bower richtete sich wieder auf, doch blickte er ihn weiter mit den ausdruckslosen Augen an:
„ Wenn ich eines weiß, dann ist es, dass man das Leben schätzen sollte das einem gegeben wurde, auch wenn es noch so schmerzhaft war.“
Hien knirschte mit den Zähnen:
„ Was ist mit all den Leben, die wegen dir nicht mehr existieren. Heuchle nicht, dass dir das Leben etwas wert ist.“
„ Ich schätze das Leben und ich wollte mir meines zurück holen. Doch dann kamst du und dein Squad. Ich gratuliere dir Richter, du hast es geschafft. Der Kreuzer ist gerade in begriff den Hauptangriff der Vanduul zu zerschlagen.“
Bower sagte die Sätze, als Bedeuteten sie ihm nichts. Es war die pure Gleichgültigkeit und Emotionslosigkeit die Hien durch einander brachte. Er konnte keinerlei Zorn über seine Niederlage ausmachen, keine Wut dass er seine Ziele nicht erreicht hatte. Oder spielte er wieder nur mit ihm? Hien knurrte ihn an:
„ Was sollte das alles? Wieso mussten so viele Menschen sterben? Wieso willst du eine Kolonie zerstören, in der es den Leuten auch so schon schlecht genug geht?“
Bower wandte seinen Blick ab und ging auf der Stelle hin und her. Sein Gang spiegelte die pure Ruhe wieder:
„ Der Widerstand, er hat die Wahrheit gesagt. Die UEE sollte versagen, doch war ihnen nicht bewusst in welchen Ausmaß. Hier geht es nicht nur um Muna-15, es ging um jede Kolonie in den äußeren Systemen, die keinen Schutz von der UEE erhält. Muna sollte geopfert werden, damit andere Kolonien die Kraft bekommen, sich von der UEE loszusagen. Eine Kolonie, die durch die UEE bei Kampfhandlungen zerstört wird……..Der Imperator könnte bei diesem Druck nicht mehr stand halten.“
Hien war fassungslos und seine Gedanken richteten sich an die Hunderten Menschen die dafür ihr Leben lassen mussten:
„ Es ging nur darum ein Zeichen zu setzen? Das die äußeren Systeme alleine besser dran sind?“
Hien brüllte:
„ Deswegen mussten hunderte………und sollten tausende von Menschen sterben???“
Bower fuhr fort:
„ Gerade du müsstest doch wissen, dass die UEE nichts für den Schutz dieser Systeme unternimmt. Rechne zurück, wie viele Menschen wegen mangelndem Schutz umgekommen sind und dann rechne vor, wie viele hätten gerettet werden könnten wenn wir Erfolg gehabt hätten. Ein Piratenangriff auf Prime wäre unter einer selbstständigen Kolonie vermutlich nie passiert. Ist es nicht so, dass es nicht mal Ermittlungen zu dem Vorfall gab?“
Hien Herz fing wieder an zu rasen. Seine Vergangenheit schien einen Kampf mit seiner Vernunft auszufechten und so sagte er unter einem verächtlichen schnauben:
„ Und das gibt dir das Recht, alles und jeden zu verraten und zu töten?“
Bower blieb stehen und richtete seinen Blick auf Hien:
„ Nein, die UEE gab mir das Recht dazu als sie mir mein Leben nahm.“
„ Der Widerstand? Zimmens? Sie wussten nichts davon?“
„ Ich habe Zimmens und Viktor ein Angebot unterbreitet. Eine sichere Kolonie, nach nur einem Konflikt. Doch es musste ein großer Knall werden, da die UEE ansonsten nicht reagiert hätte, also habe ich die Vanduul hier her gelockt um diesen Angriff zu provozieren. Die 4te Army Division traf ein und dann begann sich die Schlinge zuzuziehen. Ich habe eure Absetszone den Vanduul übermittelt. Ich habe eure Kommunikation gestört.
Die Wiederstandkämpfer haben mir nur den Rücken frei gehalten, im Glauben das es um ihre Heimat ginge. Nur noch der Atmosphärengenerator hätte zerstört werden müssen, beschossen von einem UEE-Kreuzer.“
Hien’s Zorn loderte innerlich auf als er hörte das Bower nicht für eine Sekunden diese gleichgültige Stimme verlor und zornig antwortete:
„ Und dann wärst du zufrieden gewesen? Du bist Wahnsinnig!“
Bower nickte:
„ Ja. Vielleicht ist dem so. Doch Zufriedenheit wäre das letzte gewesen, das ich gespürt hätte. Weißt du, Private Sicherheitsdienstleister, PMC’s und dutzende Söldner-Gruppierungen stehen Schlange um für die Sicherheit der äußeren Systeme einzutreten. Nur die UEE steht dem im Wege und mir wurde ein Vermögen zugesichert, wenn die äußeren Systeme empfänglich für ihre Dienstleistungen werden. Es ist ein Milliarden Geschäft, wenn sie die äußeren Systeme erschlossen hätten und ich…….ich hätte genug finanzielle Mittel gehabt um mich und mein Leben frei zu kaufen. Irgendwo ein neues Leben zu beginnen.“
Hien schüttelte fassungslos mit dem Kopf:
„ Es ging nur um Geld? Du widerlicher….!“
„ Du hast mir nicht zugehört, es geht um mein Leben. Das Geld ermöglicht mir dieses. Ich bin ein Phantom Richter. Glaubst du man kann einfach so kündigen? Mit allen Geheimnissen und Fähigkeiten die man in sich trägt? Glaubt du das die UEE eine Investition einfach so gehen lässt? Die einzige Zukunft die ein Phantom hat ist der Tod im Dienst der UEE.“
Hien kochte innerlich vor Wut und sein Blick verfinsterte sich. Bower hockte sich nieder, sah Hien in die Augen und flüsterte:
„ Es gibt da nur noch eine Sache, die wir zu Ende bringen müssen.“

Bower richtete sich auf, ging einige Schritte zurück und tippte auf seinem MFD herum. Die Energiefesseln lösten sich und Hien stand wankend auf. Vergebens suchte er seine Pistole am Beinholster, doch diese war weg und so zog er voller Hass sein Messer. Für einen Moment erschienen alle Gesichter derjenigen, die er heute verloren hatte. Bower wollte einen Kampf und den würde er bekommen. Sein Zorn überlagerte die Erinnerungen an seine erste Niederlage, er würde Bower zur Rechenschaft ziehen und jedes einzelne Leben rächen, koste es was es wolle.
Hien’s Augen füllten sich mit Flammen und sein Blick schien alles in Brand zu setzen, während er langsam durchatmete. Bower sank langsam aus seiner aufrechten Haltung zu einem leichten Ducken, während auch er sein Messer zog und ruhig erklärte:
” CQC. Die Königsdisziplin des Kampfes. Nicht so unpersönlich und kalt wie ein Feuergefecht. Fleisch gegen Fleisch. Geist gegen Geist.”
Für einen Moment schien die Zeit stehen zu bleiben, als sich ihre Blicke kreuzten und geistlich auf das bevorstehende vorbereiteten. Die Flammen um sie herum erleuchtete alles in einem rötlichen flackern, während die glühenden Funken angetrieben von der Luft verzerrenden Hitze nach oben stiegen.

Hien rannte los, durch die Flammen direkt auf Bower zu. Er holte aus, wirbelte sein Messer mehrere Male von links nach rechts. Bower wich zurück, parierte den letzten Schlag und trat Hien in die Kniekehle.
Er knickte zusammen und Bower trat ihm mit einem harten Seitentritt ins Gesicht. Hien verlor seinen Halt und knallte auf den Boden. Doch sofort richtete er sich wieder auf, während Bower ihn wie eine Raubkatze vorsichtig um streifte und sagte:
„ Vergesse deine Wut. Sie macht dich Blind. Konzentriere dich auf den Feind!“
Hien schüttelte sich die Schmerzen aus dem Kopf und ging vorsichtig auf Bower zu und startete sofort einen erneuten Angriff. Immer und immer wieder Schlug er auf ihn ein, ließ seiner Wut freien Lauf und wollte ihn irgendwie verletzen. Doch Bower parierte Schlag auf Schlag. Wich aus, tänzelte immer wieder im ihn herum bis er Hien erneut packte und zu Boden warf. Erneut kommentierte Er trocken:
„ Konzerntrier dich Richter. Beobachte deinen Gegner. Seine Bewegungen, seine Atmung. Denke was er denkt. Fühle was er fühlt.“
Hien wusste nicht warum er das tat. Wieso er ihm Ratschläge erteilte. War es sein Überheblichkeit? Seine Arroganz? Doch er setze diese unbewusst um und beobachtete Bower. Seine gleitenden, präzisen Bewegungen. Sein Blick der nicht eine Sekunde von Hien abwich. Doch was fühlte Bower, wenn er doch nicht mal bei dem Tod von tausenden Menschen Reue entwickelte?
Hien fing an Bower zu umkreisen, ebenso wie er es tat und Bower erklärte weiter:
„ Achte auf deine Atmung, kontrolliere deine Gedanken.“
Sie schritten beide um sich herum durch die tosenden Flammen. Hien sammelte sich. Er vergaß die Hitze, sein Gefühle, die Flammen und konzentriert sich einzig allein auf Bower, der nun einen schnellen Schritt nach vorne machte und 2 Hiebe mit dem Messer ausführte.
Hien konnte im letzten Moment ausweichen, doch setzte Bower nach und traf Hien’s Arm. Das Messer, so scharf das es selbst durch seine Rüstung schnitt, verletzten seinen Arm.
Doch Hien schlug Bower’s Arm weg, und stieß das Messer nach ihm. Doch wich er aus, der Stoß verfehlte und Bower führte eine schnelle Folge von Schlägen aus.
Erneut trafen diese seinen Kopf und die weichen Seitenteiler der Panzerung. Hien vergaß den Schmerz und griff seinen Arm, ehe er mit aller Kraft sein Knie in Bower’s Bauch versenkte. Bower keuchte auf und erneut holte Hien mit dem Knie aus, doch wich er erneut aus und holte mit dem Messer aus, das auf Hien hinunter raste.
Es traf Hien’s Gesicht, teilte die Haut seiner linken Wange bis auf seinen Wangenknochen, von oben nach unten in zwei Teile, ehe Bower ihn mit einem schnellen Tritt gegen die Beine zu Fall brachte und Hien auf dem Boden aufschlug. Bower wich zurück und kommentiert trocken:
„ Narben bezeugen das deine Vergangenheit real ist. Sie sind deine Lehrer. Deine Mahnmale.“
Hien richtete sich wieder auf, fasste sich kurz an die tiefe Wunde auf seiner Wange die schmerzhaft pochte und aus der das Blut hinaus lief. Keuchend blickte er auf und zögerte nicht. Aus dem liegen stieß er nach vorne, ging wie ein Rammbock auf Bower los und takelte ihn.
Bower fiel nach hinten und schlug mit dem Rücken auf. Erneut holte Hien mit dem Messer aus und rammte es Richtung Boden. Bower rollte wich weg. Unter einem lautem klirren traf die Klinge den Boden und Bower der sich in Bruchteilen einer Sekunde wieder aufgerichtete hatte, trat mit einem wuchtigen Tritt in Hien’s Bauch, der nun keuchend zusammen sackte.
Hien hustete, spuckte Blut und sein Körper begann zu zittern. Seine Kräfte schwanden und er wusste das Bower wieder nur einmal mit ihm spielte.
Bower umkreiste ihn langsam während er erklärte:
„ Du hast Potenzial. Wenn du nur deine Gefühle kontrollieren könntest………Bringen wir es zu Ende.“
Keuchend stand Hien auf. Es war ihm egal wie es ausgehen würde und für einem Moment sehnte er den Tod herbei. Doch seine Vernunft siegte, sagte ihm er solle kämpfen, für sein Leben, für sein Squad, für das er ab heute mit leben müsste.
Mühsam sammelte er seine letzten Kraftreserven, kontrollierte seine Atmung, beobachtete Bower in allen Fassetten und versuchte jegliche Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen. Tief atmete er durch, die Zeit schien sich zu verlangsamen, als Bower mit festen Schritten auf ihn zu ging.
Dieser holte aus und Hien wich einer schnellen Folge von Angriffen aus. Bower holte nun in einem langen Bogen aus, das Messer raste auf Hien hinab doch konnte der den Angriff abwehren und seinen Arm greifen. Mit der anderen Hand stieß er sein Messer auf Bower, doch dieser griff seinen Arm und hielt diesen ebenfalls fest.
Die Zeit schien still zu stehen als sich in dieser Pattsituation ihre Blicke trafen. Doch der Griff um Hien’s Arm lockerte sich wieder, ehe Bower diesen gänzlich los lies und Hien’s Arm weiter nach vorne schoss. Sein Messer bohrte sich tief in Bower’s Unterleib, der mit einem stöhnen zusammenzuckte und sein eigenes Messer fallen ließ.
Hien wich erschrocken zurück, während Bower zusammensackte und keuchend an einem verschmorten Stahlträger liegen blieb. Bower hatte ihn gewinnen lassen, hatte sich selbst töten lassen und Hien begriff nicht wieso. Doch auch Hien’s Kräfte waren aufgebraucht. Es war nun endgültig vorbei, er musste nicht weiter kämpfen und so durchdrangen seinem ganzen Körper nun die Schmerzen die er weg rationalisiert hatte. Ihm wurde schwindelig, übel und seinem zerschundenen Gesicht lief bereits tropfend das Blut hinunter.
Hien knickte zusammen und lehnte sich kraftlos gegen einen zerfetzten Container, während er Bower mit fragenden Augen ansah.
Dieser bemerkte seinen Blick, keuchte und hustete. Zum ersten Mal wankte seine Stimme als er nüchtern erklärte:
„ Ich habe versagt Richter. Ein abtrünniges Phantom……..Wie ich sagte………es hätte nur einen Ausgang aus dieser Geschichte für mich gegeben………Erfolg………oder Tod, der Leitspruch der Phantome. Du kannst dir nicht vorstellen was ein abtrünniges Phantom erwartet…….Ich hatte nur diese eine Chance.“
Hien blickte ihn an, wusste nicht was er sagen solle und so starrte er ihn einfach nur an während er weiter erzählte:
„ Weißt du was ein Phantom ist Richter? Es ist nicht der Begriff für einen Agenten oder einen Spion. Wir sind etwas anderes……….Wir werden nicht angeworben, rekrutiert oder gar geboren. Wir werden…….erschaffen Richter. Aus einem Genetisches Pool, erzeugt in einem Labor. Um nur einen Zweck zu erfüllen………Ich habe kein Leben…….Richter. Ich bin als Werkzeug zur Welt gekommen, wurde mein gesamtes Leben………darauf programmiert eine Waffe zu sein. Nicht einen Tag gab es an dem ich mein eigenes Leben führen konnte. Selbst dieser Kampfanzug ist ein Teil von mir. Ich wurde………. in diesen hinein gepflanzt. Er ist verbunden mit meiner Haut, verknüpft mit meinen Nerven, verankert mit meinen Knochen um die perfekte Waffe zu werden. Symbiose von Technik und Mensch. Ich kann………..ich kann nicht mal die Kleidung wechseln.“
Bower keuchte erneut auf und Hien blickte ihn mit große Augen an. Sein Gedanken überschlugen sich und musste sich fragen, ob die UEE wirklich dazu im Stande war Menschen so etwas anzutun. Doch er hörte ihm still weiter zu:
„ Ich………… wollte Leben. Erfahren……. wofür ich all die Jahre……….. gekämpft habe. Ein Leben……….. das ich nie hatte. Doch DIR……… war dieses Leben vergönnt Richter. Und doch bist du bereitwillig………… zu einem willenlosen Werkzeug geworden, dass……….. seine Vergangenheit……….. und sein Leben leugnet.“
Hien’s Gedanken gerieten durcheinander und seine Augen wurden größer, als er die schreckliche Wahrheit über diese Menschen erfuhr und ihm nun klar wurde, warum sie Phantome genannt wurden.
„ Werde nicht……….. zu jemanden wie mir……..Richter. Das Leben………. es ist zu kostbar……….. um es……… als Waffe….. zu leben.“
keuchte Bower mühevoll. Sein Kopf verlor an halt, sackte schlaff nach vorne und die beiden blau leuchtenden Augen begannen zu flackern, ehe sie und die restliche Elektronik an dem Anzug langsam verglimmte und so Bower’s Tod einläutete.
Ein Funke Mitleid keimte in Hien auf. Doch war dieser Mann, trotz seiner tragischen Vergangenheit, verantwortlich für den Tod so vieler Menschen, darunter auch seiner Freunde.
Die widersprüchlichen Gefühle ließen sein Herz noch schneller pochen und er wusste nicht was er denken sollte. Doch es spielte keine Rolle mehr. Die Flammen rings herum schienen mittlerweile alles zu verschlingen und er würde hier nicht mehr heraus kommen. Der Boden bebte, lautes grollen drang von draußen in den Hangar hinein, an dem sich Risse ausbreiteten. Es war der Beschuss des Kreuzers und mit jedem weiteren wummern, rieselten mehr Gesteinsbrocken von der Decke hinab. Der Hangar würde in kürze einstürzen. Doch Hien war zu Müde, zu kraftlos als das er sich aufrichten könne.
Doch Bower hatte Recht gehabt, er durfte nicht weiter seine Vergangenheit verdrängen, wo er doch ein Ziel hatte für das es sich zu kämpfen lohnte. Niemand war für Prime zur Rechenschaft gezogen worden. Er hatte alles verdrängt, anstatt es zu akzeptieren und für Gerechtigkeit zu kämpfen. Er durfte nicht sterben, er durfte nicht aufgeben und richtete sich unter einem lauten keuchen auf.
Plötzlich drang ein lautes brummen aus dem Bohrloch. Hien blickte auf und eine silberne Starfarer schwebte langsam vor dem Hangar. Hien konnte sich vorstellen um wen es sich handelte und ging mit langsamen, wankenden Schritten auf das Schiff zu, dessen Seitenluke sich nun öffnete. Maik stand hinter der Tür und brüllte:
„ Na los Hien! Komm schon!!!“
Hien konzentrierte sich und wurde mit jedem Schritt schneller während er durch die tosenden Flammen lief. Ein lautes knacken ertönte hinter ihm und ein Teil des Hangars stürzte hinter ihm, unter einem lauten scheppern, ein. Eine Staubwolke, durchdrungen mit roter Glut wirbelte umher, doch lief Hien weiter bis er trotz der quälenden Schmerzen, so schnell wie es ihm vergönnt war auf das Schiff zu rannte, das einige Meter von der Kante des Hangars entfernt war. Erneut schepperte es, während vereinzelte Stahlträger hinab stürzten.
Hien wich aus, erreichte die Kante des Hangar und sprang mit einem langen Satz auf die Luke zu. Doch er verfehlte diese knapp und stürzte hinab.
Maik griff nach seinem Arm, konnte ihn im letzten Moment packen und heilt ihn fest. Hien’s Körpergewicht riss ihn zu Boden, doch ließ er nicht los und half Hien, sich in das Raumschiff zu hieven. Die Luke verschloss sich und Hien konnte gerade noch sehen wie der Hangar zusammenbrach. Maik stützte Hien, führte Ihn ins Cockpit und setzte ihn hinein, während er fragte:
„Wifi?“
Hien’s Blick verzog sich trauernd doch schüttelte er nur mit dem Kopf.
Maik setzte sich in den Pilotensitz des großen Frachter und führte die Starfarer aus der Höhle hinaus.
„ Das tut mir Leid. Aber verdammt, du brauchst einen Arzt!“
Hien atmete tief durch. Wieder trug er die Bürde, des einzigen Überlebenden. Doch würde er diese, dieses Mal annehmen. Kraftlos blickte er zu Maik hinüber, als das Schiff das Bohrloch verlies:
„ Ja. Lande hier.“
Maik blickte ihn mit fragendem Blick an und Hien erklärte:
„ Du hast dem Widerstand Waffen geliefert. Sie werden auch dich verantwortlich machen. Setzt mich hier ab und verschwinde!“
Doch Maik schüttelte mit dem Kopf:
„ Ich stehe für das ein, was ich getan habe.“
Hien sah ihn für einen Moment an, musterte ihn und erkannte seine Aufrichtigkeit. Doch er erwiderte bestimmend:
„ Sei keine Narr. Die sperren dich lebenslang ein. Landen! Ich komme allein zu Recht!“
Maik schien zu überlegen, doch ließ er sich nicht von seiner Meinung abbringen:
„ Ich habe das mit zu verantworten. Ich werde nicht landen!“
Mühevoll richtete sich Hien auf, zog eine Pistole aus Maik’s Holster und richtete sie auf ihn. Er trug keine Schuld, das war ihm nun klar und würde alles machen um Maik zur Vernunft zu bringen.
Maik blickte ihn an, mit großen Augen und kommentiert:
„ Das machst du nicht!“
Hien hob die Pistole ein Stück höher, zielte über Maik’s Kopf und drückte ab. Maik zuckte zusammen und brüllte:
„ Ja ja ja!!! Ist ja schon gut!“
Widerwillig brachte Maik die Starfarer zurück auf den Boden, nicht weit von dem Minenloch entfernt aus dem dunklen Rauchwolken aufstiegen.
Hien ließ die Waffe fallen, brachte alle Mühen auf nicht einfach umzukippen und stiefelte mit wackeligen Schritten zur Seitenluke während er beiläufig erläuterte:
„ Du hast nichts falsch gemacht Maik. Halte nicht den Kopf für die Fehler anderer hin. Es lohnt sich nicht. Vertrau mir!“
Es waren Wifi’s Worte die aus seinem Mund kamen und ihn selbst so oft zurecht gewiesen hatten.
Maik folgte Hien, der das Schiff verließ und kraftlos an einem kleinen Felsen zusammensackte. Maik schielte aus dem Schiff, sah ihn mit zugekniffenen Augen an und erklärte sich:
„ Okay. Ich werde einige Zeit auf Cathcart verbringen bis Gras über die Sache gewachsen ist.“
Er machte eine Pause und fuhr mit fester Stimme fort:
„ Danke Richter! Wenn du jemals etwas brauchen solltest……..“
Hien atmete tief durch und sammelte seine Kräfte um seinen Arm in die Höhe zu heben, ehe dieser an seinem Kopf fuhr und salutierte:
„ Ohne dich hätten wir es nicht geschafft. Danke dir selbst.“
Maik nickte und sah Hien für einige Sekunden an, ehe er zurück in die Starfarer wich und das Schiff langsam empor stieg.
Hien konnte nur erahnen wo er den Frachter aufgetrieben hatte und es war ihm auch egal, angesichts dessen, dass er diese Kolonie mit Leib und Leben verteidigt hatte.
Hien keuchte mühevoll.
Es war endgültig vorbei.
Sie hatten gewonnen, er lebte und doch war es nicht die kleinste Euphorie die er spürte. Nur Müdigkeit, durchdrungen von den quälenden körperlichen und geistigen Schmerzen des Verlusts.
Ein letztes Mal hob er seinen Arm, tippte auf seinem MFD herum um seine Position an die UEE Truppen zu übermitteln und blickte anschließend auf den riesigen Planet Muna der inzwischen fast den gesamten Himmel ausfüllte, während er sich für einen Moment fragte, was aus dem kleinen Jungen geworden war der mit Leib und Seele Komponist werden wollte.


// End Transmission

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