Das letzte Log

So, dann mal wie schon angedroht, zum zweiten Teil der Picollo-Saga.
Nachdem die kleine Anekdote zu meiner Charakterstory wurde, und ich mich dann auch noch selbst als erfolgreichen Offizier des U.E.E Militärs sah, stand die Frage offen, wie es tatsächlich dazu kam, daß ich noch in mehr oder weniger jungen Jahren als Veteran aus den Militärdienst ausstieg und zur DSC wechselte. Schritt eins, der Ausstieg an sich. Irgendetwas muß passiert sein.
Ich machte mal wieder eine Star Trek Session und im elften Teil, dem Film “Star Trek” machte der jüngere Pille eine Bemerkung, die mir jedesmal auf’s neue die Nackenhaare aufstellen läßt.
Dann war die Sache für mich klar und ich hatte schon kurz danach zumindest den Plot im Kopf zusammen. Der Rest sammelte sich fast von alleine an. Das langwierigste ist für mich nach wie vor das Schreiben. Jedenfalls bin ich froh, mir das ganze endlich von der Seele geschrieben zu haben 😉

! Aber Vorsicht, es ist vielleicht nichts für ganz schwache Nerven !

Das Weltall ist nichts weiter als Krankheit und Gefahr, umgeben von Dunkelheit und Stille.

Leonard “Pille” McCoy – Star Trek

Ein Zitat aus der Sicht eines, wie ich glaube, doch sehr bekannten Arztes.

Aber hey, ich will Euch ja nicht den Spaß verderben. Ihr sitzt in Eurem Raumschiff, kuckt durch die Cockpitverglasung und seht durch die schier ewige Leere ‘vor’ Eurem Schiff hindurch, und an Planeten und Asteroidenfelder vorbei, Astronomische Phänomene, interstellare Nebel, und unzählige Sterne hell leuchtend in weiter Ferne. Vergeßt bei diesem beeindruckenden, majestätischen und wunderschönen Anblick aber nicht, wie dunkel eben jener leere Raum dazwischen ist.

Da wir gerade bei der Leere sind. In eben so einer gähnenden Leere treibt gerade eine Freelancer fern jeder Kolonie oder Ansammlung irgendwelcher Lebensformen durchs All. An Board zwei hier nicht näher benannte Funktionäre ‘A’ und ‘B’ der Deutschen SpaceCargo auf diplomatischer Mission:

A:

Es wird nun schon das zweite Mal in weniger als einer halben Stunde ein Receiver-Gain-Ausschlag im Langstreckenkommunikationsmodul angezeigt.

B:

Das zweite Mal ? Toll, daß du mir das sagst … beim zweiten Mal.

Zeig her … das ist eine aktive Hochleistungsrichtfunkstrecke … U.E.E Codierung … der Struktur nach tippe ich mal auf einen Datenbankzugriff. Wird wohl eine Personalabfrage oder Ähnliches sein. Das sehe ich häufig.

A:

Die Personaldatenbank der U.E.E ? Schnell, hack dich rein.

B:

Und warum sollte ich das tun ?

A:

Erstens, weil ich gehört habe, daß du Erfahrungen damit hast.

Zweitens, weil du das ja angeblich häufiger siehst, und

drittens, ich mehr über unseren Geheimniskrämer ‘Captain’ Picollo-San herausfinden will.

B:

Und gibt es da etwas spezielles, was du herausfinden willst ?

A:

Ein kommandierender Offizier der U.E.E mit herrlichen Zukunftsaussichten, seinerzeit jüngster bekannter Kommandant einer Fregatte, rettet bei einem Vanduul Angriff 31 Leben, kündigt gleich danach seine Karriere ‘mehr’ als vorzeitig, erhält aber seinen Veteranenstatus bei vollen Bezügen …

B:

11 Menschen, 17 Xi’An und drei Banu. Er hätte den Angriff selbst fast nicht überlebt und erhielt nach Verlassen des Krankenhauses eine Auszeichnung für besonderen Leistungen und Tapferkeit im Kampfeinsatz. Das war in allen Nachrichten zu sehen.  Und ?

A:

Und was, du glaubst das alles ?

B:

Du nervst. Okay, bring das Schiff auf eine stationäre Position entlang der Kommunikationsstrecke. Ich klinke mich gleich ein …

Es vergehen ein paar Minuten

B:

… Seltsam, kein Abschlußbericht, kein Rücktritts- oder sonst irgendwelcher Vermerk. Der letzte Datensatz beinhaltet nur ein Audio-Log zusammen mit dem passenden Computer-Transcript. Ich werde nur die Textdatei laden. Die paar Kilobyte an Datenvolumen dürften den Behörden kaum auffallen.

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Loading Record UEE#34955P29430826-0923PM.TRA

……………………./

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Logbuch des Captains Picollo San, Kommandierender Offizier auf dem Patrouillenkreuzer U.E.E Kairo. Zeit:

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Wenige Minuten nachdem direkt an Steuerbord ein Passagierschiff explodiert ist.

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Jetzt sitze ich hier als Einziger in der Messe. In der linken Hand mein Log, auf der rechten Hand mein Kopf gestützt. Habe einen ziemlichen Schlag abbekommen, mir ist leicht schwindelig und müde bin ich auch. Ich verschone den Schiffarzt aber erstmal, denn der hat im Moment mehr genug zu tun.

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Warum ich in mein Log rede? Weil ich einfach reden muß und weil sonst keiner hier ist. Also, wo fang ich an?

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Wir waren unterwegs auf einem längeren Patrouillenflug durch einige Systeme nahe den Grenzsektoren zum Xi’An Imperium. Da wurde unser Kurs von einem Passagierschiff, der Serafin gekreuzt. Deren Pilot war ganz schön frech. Er hielt es nicht für angebracht seinen Kurs zu ändern, um einen respektablen Abstand zu unserem Militärkreuzer zu waren, wir auch nicht. Also flogen wir mal Schiffsrumpf zu Schiffsrumpf höchstens 20 Meter aneinander vorbei.

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Kurz danach sprach mich der Kommunikationsoffizier auf ein schwaches Funksignal an, das eindeutig aus dem Passagierschiffe kam und dessen Header-ID interessanterweise meiner UEE Personalnummer glich, nur eben rückwärts.

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Ich bat ihn, diese Verbindung auf meine Console zu legen. Es war Audio und Video. Und wen sah ich da, Daniel. Das war nicht sein richtiger Name, nur sein Rufzeichen. Ich lernte ihn als Kadett auf der technischen Akademie kennen. Er war ein Semester über mir und bekannt für seine, bei den Ausbildern eher unbeliebten Kontruktionen und Problemlösungswege, die meistens irgendetwas damit zu tun hatten, irgendwelche vorgebenen Verfahrens- und Sicherheitsprotokolle auszuschalten oder zu umgehen. Daher auch sein Name. Ich habe so einige Tricks von ihm gelernt. Er hatte mich bei dem abenteuerlichen Vorbeiflug durch die Brückenverglasung erkannt und dachte er könnte mich ja schnell mal über sein Mobiglass direkt kontaktieren,  deswegen das schwache Signal. Die UEE hinter sich gelassen war er gerade auf der Durchreise zu Freunden und Bekannten in den Urlaub. Neben ihm in dem eng besetzten Abteil, seine Frau. Ich war zwar vor drei Jahren bei der Hochzeit dabei, aber so wie diese Frau zugelegt hat und dazu noch die schulterlangen Haare, hätte ich sie nicht wiedererkannt, hätte er sie nicht erwähnt. Au, mein Kopf.

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Wir fingen an über die vergangenen drei Jahre zu plaudern, die wir uns nichtmehr gesehen hatten, wobei er mir gleich mal jemanden vorstellen wollte. Da tönte plötzlich ein Rumpeln durch die übersteuerte Audioverbindung, die Lichter in seinem Abteil flackerten, das Videobild verwischte und die Verbindung brach ab.

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Ich versuchte die Verbindung wieder herzustellen, da entstand ein Donnern, wie von einem Meteoritenhagel, das auf die Hülle der Kairo brasselte. Ich blickte auf und sah erst die verschreckten Gesichter unserer beiden Piloten und dann durch die Brückenverglasung hindurch eine menge Hüllenfragmente, Körperteile und ganze gefrorene Körper in extrem unnatürlicher Haltung, die an der Kairo vorbei durchs All trieben. Nichts, was man mal gesehen haben muß.

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Ich sprang vom Platz auf und rannte zur Brückenfront, um nach dem Passagierschiff zu sehen. Aus dem vorderen Teil qualmte es und es sah so aus, als hätte irgendetwas ein riesiges Loch in den Rumpf geschlagen. Ich gab den Befehl die Kairo schnellstens auf einen Parallelkurs und Backbordseitig neben das Schiff zu bringen. Ich wollte mir ein genaueres Bild vom Schaden machen. Der erste Offizier erinnerte mich erst an unsere eindeutigen Befehle, aber ich wiederholte meinen Befehl nur und er führte ihn aus.

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Befehle, Befehle. Wir haben den direkten Befehl, von System zu System zu fliegen und die jeweiligen Randbereiche zu kontrollieren. Keine Eskortflüge, keine Einmischungen oder sonst irgendwelche eigenmächtigen Handlungen und auch keine Abweichung vom vorgegebenen Kurs, Waffeneinsatz nur zur Wehr. Zwischen unserer Regierung und dem Xi’An Imperium scheint es mal wieder zu krieseln und die Regierung, der Geheimdienst und das Militär sind leicht nervös. Achja, das Militär ist die Regierung. Ohwow, mir fallen die Augen zu.

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Die Kairo hat den befohlenen Kurs erreicht und ich sah mir den Schaden an. Das Schiff war ohne Antrieb und befand sich in einer leichten Drehbewegung um die Längsachse. Das zweite Abteil von vorne ist völlig zerstört worden. Es sah aber nicht aus wie ein Einschlag. Vielmehr, als wurde es von innen heraus zerrissen. Das vorderste, erste Abteil und auch das Schott waren scheinbar intakt, aber ich kann nicht sagen ob noch jemand darin war. Die Sichtfenster waren allesamt von innen verrußt.

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Das müssen die Energieleitungen zum vorderen Abwehrgeschütz gewesen sein. Das hatte es auch weggerissen. Das ganze Raumschiff an sich sah aber weitgehend intakt aus. Der Kommunikationsoffizier meldete sich wieder wegen einer weiteren Verbindungsanfrage. Diesmal direkt von einer Wartungskonsole im Maschinenraum der Serafin, es war Daniel. Hinter ihm zweiunddreißig weitere Passagiere und Besatzungsmitglieder. Sie haben sich alle aus den verbliebenen zwei Passagierabteilen in das Heck mit dem Maschinenraum zurückgezogen. So eng aneinander gezwengt, daß keiner daran denken brauchte, sich hinzusetzen. Die Panik in der sie sich befanden kann ich garnicht beschreiben. Oh, mein Kopf.

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Daniel berichtete über den aktuellen Status der Passagiere, dem Schiff und vor allem dessen Hauptreaktorkern. Die Passagiere hatten Todenangst, teilweise gerade eben Angehörige verloren und ohne Sicherheit, wie es weitergehen wird, waren sie einfach nicht zu beruhigen. Die Schiffshülle sah nur von außen intakt aus, in Wahrheit war die Struktur total instabil. Die Statiksensoren zeigten alle Rot. Das Schiff drehte sich wie schon gesagt und immernoch um die eigene Längsachse, denn er hatte die Lagerungskontrolle absichtlich sofort deaktiviert, weil er befürchtete, daß das zünden nur einer einzelnen Schubdüse die Hülle des Schiffes sofort in Stücke reißen würde. Was den Hauptreaktor des Raumschiffes angeht, dieser steuerte unaufhaltsam auf eine totale Kernschmelze zu. Die Injektoren reagierten nichtmehr, das Plasma in der Reaktorkammer erreichte bald die kritische Masse und die Eindämmung zeigte sich ebenso instabil wie die Statik des ganzen Schiffes. Es war nur noch eine Frage von Minuten.

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Während er berichtete, wobei er es immer schwerer hatte die Schreie der Passagiere zu übertönen, began die Menge aggressiv zu werden. Er mußte sich immer öfter und fester an der Console festhalten, um nicht ganz weggeschubbst zu werden. Dann tippte er wieder weiter auf den Displays herum. Er setzte all sein Können und seine Erfahrungen ein, um die Eindämmung so lange wie möglich stabil zu halten. Hin und wieder blickte er mit einem seltsamen Gesichtsausdruck in die Kamera auf. Ich glaube, er erwartete eine Reaktion von mir. Und ich habe reagiert. Au, mein Kopf.

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Ich drehte mich zur Brückenbesatzung um und befahl mit entschlossener Stimme, unser Schiff an das Passagierschiff anzukoppeln. Die Männer sahen mich entsetzt an, dann sich gegenseitig. Aber sie führten meinen Befehl aus. Ich bin der Kommandant. Ich schätze, bis dahin haben sie mir noch vertraut.

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Es war ein Drahtseilakt. Der erweiterte, flexible und schwerkraftlose Verbindungstunnel durfte nicht allzuweit geknickt werden, sonst würden die Personen darin von der Falte zerquetscht werden. Andererseits konnten wir das Raumschiff weder anhalten noch dessen Lage stabilisieren. Also blieb uns, oder besser gesagt dem erfahreneren Steuermann nichts anderes übrig, als die Kairo synchron um die Serafin herumzudirigieren. Er machte das perfekt, aber die Schweißperlen liefen ihm trotzdem die Stirn runter.

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Wo war ich. Achja, wir koppelten an. Die Verbindung sah gut aus. Wir öffneten die Schleußen und begannen, die panisch aufgebrachten Passagiere zu übernehmen. In Reih und Glied? Vergiß es. Die einen hatten eine scheiß Angst vor dem beweglichen und genau deswegen eben alles andere als starren Verbindungstunnel, die anderen rannten diese fast über den Haufen. Wir öffneten auch die Türen durch den Korridor direkt in den Hangarbereich in der Hoffnung, sie würden geradewegs durchlaufen. Auch Fehlanzeige. Wenn sie bis dahin noch keine Prellungen oder sonstige Verletzungen hatten, kamen sie garantiert nicht ohne durch die Türen bis in den Hangar.

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War alles Mist. Die Menge verstopfte erstmal sofort die Zugangstür von der Schleuße in den Korridor. Meine Leute standen an der Innenseite und zogen einen nach dem anderen mit unvermeidlich roher Gewalt aus dem Pulk und dirigierten ihn weiter. Da unten war die Hölle los. Und ihre Schreie begannen durch unser Schiff zu hallen. Nur noch ein paar Leute und Daniel waren noch im Maschinenraum der Serafin, alle anderen waren bereits in der Kairo, oder verstopften immernoch den Verbindungstunnel. Da begann er plötzlich und unvermittelt von 20 rückswärts zu zählen.

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Entschuldigung, irgendwie fällt mir das Atmen schwer.

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Und während er zählte gleitete sein Blick über die Displays von der einen Seite zur anderen, seine Hände behielten ihre Position in der Luft über der Console. Ich fürchtete schon, nein eigendlich ich war in diesem Moment sicher, ihm waren die Optionen und Tricks ausgegangen. Jetzt, wo es einigermaßen ruhig wurde im Maschinenraum der Serafin war, machte sich auch schon ein Knarren und leises Zischen bemerkbar. Daniel drehte sich einmal langsam herum, um die Quelle der Geräusche zu orten. Aber sie kamen von überall. Er drehte seinen Blick wieder in die Kamera.

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16 Sekunden. Bis auf ihn waren alle in unserem Hangar oder noch in der Schleuße, dennoch hörte ich eine helle Stimme durch die Kommverbindung. Er bekam plötzlich ganz großen Augen, drehte sich um und trat dabei leicht zur Seite. Ein kleines Kind, etwa zwei Jahre alt, stand in der Nähe des Zugangs zum Verbindungstunnel. Er sah Daniel mit verweinten, roten Augen an, lächelte dabei aber vergnügt.Hatte er eben Papa gesagt?

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14 Sekunden. Ein Mann, der letzte der duch den Tunnel die Schleuße betrat, drehte sich um und sah den Kleinen, offenbar. Er schlug auf die Torsteuerung, rannte zurück in die Serafin, Griff mit der linken Hand nach dem vertikalen Sicherheitsgeländer, packte den Jungen mit der rechten Hand am Hosenträger und warf ihn, unterstützt durch den Schwung, mit aller Kraft und einem röhrenden Aufschrei durch den schwerkraftlosen Tunnel zwischen die sich schließenden Hälften des Andockrings der Kairo hindurch in die Menge, die sich in diesem Moment geradenoch in der Schleuße befand.

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Er renkte sich dabei scheinbar den Arm aus, rammte noch aus dem selben Schwung heraus die innere Torsteuerung und viel dann zu Boden. Und wieder ein lauter Schrei, oder ein Brüllen. Keine Ahnung, wie man das bei den Xi’An nennt. Der Andockring der Serafin schloß sich. Er rollte sich unter heftigen Schmerzen am Boden zu Daniel hin und versuchte ihm etwas zuzurufen, brachte aber wieder nur ein greischendes und  verkrampftes Brüllen heraus. Eines, das mir durch Mark und Bein ging. Meine Beine tun nichtmehr weh.

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Daniel aktivierte von seiner Console aus sofort die Notfallsprengvorrichtung am Andockring des Verbindungstunnels. Die Druckwelle innerhalb des Tunnels brachte die Kairo und die Serafin in eine langsame Abtriftbewegung. Dann trat ein, was wir befürchtet hatten. Das knarrende Geräusch nahm extrem zu, wieder ein übersteuerter Ton durch das Audiosignal der Komm-Verbindung. Eine Sekunde später dann wurde das Knarren und Zischen wieder leiser und dumpf. Nun trat Daniel einen Schritt von der Konsole zurück, er sah wieder genau in die Kamera. Ich glaube, er sah zu mir. Er atmete langsam aus und schloß die Augen.

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Die Geräusche verstummten. Die Wandverkleidungen verformten sich. Lose Objekte wirbelten durch die Luft. Seine Haut wurde rosig, seine Augenlieder und Wangen blähten sich leicht auf. Dann versagte die strukturelle Integrität, der verbliebene Innendruck lies die Schiffshülle platzen wie ein Luftballon, und der Sog zog ihn hinaus ins All. Und während er

|PHRASE_ERROR

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Dann brach die Komm-Verbindung endlich ab. Ich konnte mich einfach nicht abwenden. Ich dachte wirklich, ich hätte während meiner Laufbahn schon alles gesehen. Trümmerstücke und Hüllenfragmente, groß genug um auch die Außenverglasung der Brücke zu beschädigen zogen vorbei, wurden aber  schnell von einem Inferno eingeholt. Atemluft und Antriebsplasma von der Serafin, welches wie auf einem Katalysator an der Oberfläche der Kairo verbrannte. Aber kam das wirklich nur von der Serafin? Der erste Offizier rief dem Steuermann muß, er solle uns von hier wegbringen’, gleich drauf hallte eine weitere Stimme durch den Raum ‘Kernbruch’

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Ich war mit meinem Latein schon lange am Ende. Hoffte nur noch auf die nächste Reaktion der Anderen. Ich drehte mich zur Besatzung um und sah wie sie sich an allen möglichen fest montieren Gegenständen wie Stühlen und Consolen festklammerten. Dann wurde es auf der Brücke plötzlich taghell. Eine starke ruckartige Seitwärtsbewegung der Brücke verwischte meine Sicht. Ecken und Kanten flossen ineinander. Ich spürte den Boden unter meinen Füßen nichtmehr. Ein schwerer Stahlträger der Steuerbordseite raste auf mich zu, dann wurde es Dunkel.

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Keine Ahnung, wie lange ich weg war, 30 Sekunden oder 3 Minuten. Der erste Offizier rüttelte mich wach und rief mir irgendetwas zu. Ich verstand nur die Worte ‘raus hier’ und ‘stabilisieren’, glaube ich zumindest. Ich kroch erst zurück zur Brückenverglasung, hangelte mich an den Streben hoch und suchte nach dem Passagierschiff, aber es war nicht mehr da. Nur noch die Trümmer, die sich zusammen mit Hüllenfragmenten, Triebwerken und Triebwerksteilen unseres Schiffes sehr schnell von unserer Position entfernten. Von diesem Ort aus gesehen wirkte die Kairo schon wie ein alter abgestandener Schrotthaufen. Die Steuerbordtriebwerke hat es weggerissen, ebenso wie Teile des Schiffsrumpfes. Versorgungsleitungen lagen frei, aber es trat immerhin kein Plasma aus den zerstörten Energieleitungen aus. Dann fiel mir auf, was der Offizier mit ‘raus hier’ meinte. Die Scheiben wiesen eine Menge Haarrisse auf, Atemluft trat aus. Ich verließ als Letzter die Brücke und versiegele den Zugang. Und mir wurde klar, daß es vorbei war. Es war vorbei.

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Mein Gott, mein Kopf. Mein Kopf dröhnt. Ob ich ihn nun nach links oder nach rechts neige, es hört nicht auf. Es tut weh.

|BREAK

|RESUME

Habe eben aktuelle Statusinformationen über die Komm bekommen. Diesmal aber von meiner Mannschaft, und zwar bezüglich der Kairo. Der Chefingeneur hatte geistesgegenwärtig die Triebwerke noch vor der großen Explosion vom Maschinenraum aus abgeschaltet, und sämtliche Verteilerknoten an Steuerbordseite außer Betrieb genommen und neutral geflutet. Dafür hatte er alles was möglich war in den Deflektor umgeleitet. Hätte er das nicht getan, hätte der Kaskadeneffekt das Energienetz zerfetzt, und unser Schiff gleich mit. Ein guter Mann, ich würde ihn jederzeit wieder einsetzen. Trotzdem machen ihm die Telemetriewerte unsers Kerns keine Freude. Also hat er vorsichtshalber dessen Output zu Gunsten der Eindämmung hochgefahren und die überschüssige Energie in die noch vorhandenen Triebwerksgondeln umgeleitet. Aber um es mal mit anderen Worten auszudrücken, wir drehen uns auf einem instabilen Kurs im Kreis.

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Die Info über den Gesamtzustand der Kairo war für mich nichts neues. Die schweren Schäden fielen mir schon von der Brücke aus auf. Einige Leute, darunter auch zwei von der Serafin, sind damit beschäftigt, Luftlecks mit Schaum zu dichten. Nun zur Mannschaft und unseren neues Gästen.

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Ein Waffenoffizier gilt als vermißt. Drei weitere Mitglieder liegen in kritischem Zustand auf der Station. Auf der Krankenstation, plus weitere leicht Verletzte. Unsere neuen Gäste? Naja, wie ich schon sagte, ohne Fehl schafften die es schon nicht in den Hangar. Und über diesen gewaltigen Stoß von der Seite wurden die auch nicht vorgewarnt.

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Unsere Gäste wurden über den noch zugänglichen Rest des Schiffes verteilt, um die Lebenserhaltungssystem nicht zu sehr punktuell zu belasten. Sie schreien übrigens immernoch herum, unsere neuen Gäste. Unglaublich, es ist unglaublich das wir noch hier sind. Wir befanden uns fast in einer Nova, sind aber immernoch hier. Ich liebe dieses Schiff. Vom heutigen Tag wird wohl keiner mehr die Idris-Klasse unterschätzen. Trotzdem wird die Kairo wohl keine Garage mehr sehn, aber dank ihr dürfen wie immerhin wieder nach Hause. Wir dürfen wieder nach Hause.

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Für das Protokoll. Ich übernehme die volle Verantwortung, für das was passiert ist. Die Mannschaft folgte meinen Befehlen nur widerwillig. Aber es ist eine gute Mannschaft. Sie haben uns, in Anbetracht der schwierigen Situation in die wir da reingeraten sind, ein tolles Spiel geliefert. Sollte es eine Möglichkeit geben, mein Gefährt doch wieder startklar zu bekommen, werde ich mich mit vollstens dafür einsetzen. Was ist überhaupt passiert?

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Soviel Krach im Gang, Die Gäste schreien immernoch herum. Ich sehe Mannschaftsmitglieder beider Schiffe durch die Fenster im Gang hin und her rennen. Warum baut jemand Fenster in eine Zimmerwand mit Blick in den Gang? Daneben die Tür, ich glaube ich habe sie, ich habe sie zu gemacht. Warum habe ich die Tür zu gemacht? Wann bin ich überhaupt hier hereingekommen.

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Ach, da steht ja der Doktor im Gang, er sieht mich durch dieses nutzlose Ffenster an. Macht der ein komisches Gesicht. Er rennt zur Tür, es klopft. Sie geht nicht auf, ich hatte sie ja hinter mir verriegelt. Jetzt ist er wieder am Fenster und hämmert mit Fäusten gegen die Scheibe. Er wedelt energisch mit dem Finger seine linke Körperhälfte rauf und runter, rauf und runter. Sieht lustig aus, warum tut er das? Oh mein Kopf, mir ist Kotzübel. Hey Leute, könnt ihr mir mal ein Glas Wasser bringen?

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Logbuch? Hörst du mich noch? Mein Ohr hört nicht zu bluten. Ich kann nichtmehr gerade sitzen. Ich sollte dem Dok jetzt wohl doch mal entgegenkommen. Ja, das sollte ich vielleicht tun. Ich muß nur noch.

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Ich denke das,

|PHRASE_ERROR

|AUDIO_TIMEOUT

|EOF

Transfer complete

Database Error: Primary Key can not be validated

No Home Directory found

Connection lost

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Die beiden haben den Text fast zeitgleich zu Ende gelesen und starren nun wortlos auf das Ende.

Sie sehen sich nur einmal kurz an und starren dann gleich wieder irgendwo auf die Console.

Für ein paar Sekunden verblieben sie weiterhin wortlos, bis …

A:

WOW !

B:

ja, wow

A:

Von wegen Vanduul … und Ehrenauszeichnung … aber warum Vanduulangriff und Ehrenauszeichnung ? Und wenn es keine Vanduul waren, was ist da dann explodiert ?

B:

Die Beziehungen zwischen uns und den Xi’An liegen seit jeher auf Messers Schneide. Man hört in den Nachrichten nie was davon, aber es gibt Gruppierungen auf beiden Seiten, die eine echte Konfrontation für ihre eigenen Zwecke begrüßen würden, und alles dafür tun genau so eine herbeizu führen. Es war eine Bombe, und zwar von unserer Seite.

A:

Warum von unserer Seite ?

B:

17 Xi’An !?

A:

Is ja gut. Aber warum der angebliche Vanduulangriff und seine sogenannte Ehrenauszeichnung ?

B:

Keine Regierung würde zugeben, Separatisten auf ihrer Seite der Grenze zu haben. Also erfinden sie hier einen Vanduulangriff, um diese Tatsache zu vertuschen und verleihen dem Kommandanten, der diesen angeblichen Angriff abwehrte, und 31 Leben rettete eine Auszeichnung. Er wird diese Situation ausgenutzt und mit seinen Vorgesetzten seine ehrenhafte Entlassung abgesprochen haben. Dann lies er sich seine Bezüge auszahlen,  um keine weitere Beziehung zu UEE zu haben, leistete sich damit nicht mehr als seine Constellation und seinen ersten Auftrag. Dazu hat er sich seinen Sold komplett auszahlen lassen müssen. Also, würde ich mal raten.

A:

Befehlsverweigerung mit Todesfolge, eigendlich hätten sie ihn hochkantik rauswerfe müssen.

B:

Dafür haben 31 überlebt, darunter 17 Xi’An. Und das genau während der Spionagekrise … mit den Xi’An. Die Presseerklärung zum Thema Rauswurf hätte ich gerne gehört.

A:

Was für eine Krise ?

B:

Ehrlich, du solltest mal anfangen Nachrichten zu sehen, oder wie wäre es mit lesen ?

A:

Is ja gut … und wie schaffen die es, das alles zu vertuschen ?

B:

Och, die U.E.E wirft ein paar Vanduulschifftrümmer in der Region ab. Für diese Zwecke haben die sicher so einiges Vorrätig. Die Passagiere und Besatzung der Serafin wissen nur von Explosionen und das die Hölle los war. Die Offiziere der Kairo haben bestimmt irgendwo unterschrieben, daß sie die Klappe halten und Picollo … naja, ich glaube fast, daß wir jetzt mehr über diesen Vorfall wissen als er.

A:

Und nachdem er sich von der U.E.E verabschiedet hat, was dann ?

B:

Was dann ? Du warst doch dabei. Sein erster Transportauftrag als Freiberufler ging schief und schwupps, war er bei uns.

A:

Achja … naja … soweit ich mich erinnere, war es mehr pew pew als schwupps, hihi

B:

Ja, das war nicht ganz sein Monat.

A:

Sag mal, wurde die Funkverbindung beendet ? Da steht ‘Connection lost’.

B:

Negativ, der Richtstrahl ist immernoch präsent und überträgt weiterhin Daten … Ach, verdammt. Der Trojaner, den ich dort vor Jahren plaziert habe, wurde hierbei entdeckt und vom System gelöst.

A:

Trojaner … vor Jahren …

B:

Ach, halt die Klappe.

A:

Das heißt dann wohl wir sollten seit etwa 5 Minuten sonst wo sein, nur nichtmehr hier,  oder ?

B:

Wir können das jetzt logisch ausdiskutieren oder gleich den Antrieb hochfahren um uns aus dem Staub zu machen.

A:

Ich tendiere zu ‘Staub machen’.

B:

Bin ich auch dafür …

Er steht, fast in Zeitlupe und auf jede Bewegung achtend auf, und geht in Richtung Heck des Raumschiffes.

A:

Was ist … wo gehst du hin ?

B:

Füttere du den Navigationsrechner, ich seh nur schnell mal nach den Atemluftprozessoren …

Ende