The First Run Episode 4

von Thomas K. Carpenter

Das Summen des Quantum-Antriebs eines Schiffes an meiner Wange weckte mich. Auf meiner Seite liegend, presste ich meine Handfläche in meine Augenhöhlen und rieb, bis ich wieder was sehen konnte. Was auch immer mich KO geschlagen hatte, es betäubte mich noch so sehr, als müsste erst jeder Gedanke durch einen Eimer Schlamm sickern.

Als ich mich aufsetzte, raschelten die Fesseln an der Türverkleidung. Kabelschellen waren um meine Handgelenke gebunden worden. Die anderen Enden waren am Boden verschraubt worden. Ich hatte genug Spielraum um mein Gesicht zu erreichen, aber nichts anderes.

Der Pilotensitz schwenkte herum und offenbarte den Rohling der mein MobiGlas gestohlen hatte. Er trug einen marineblauen Anzug, ohne die Handschuhe und den Helm. Er legte seine Fingerspitzen aneinander, fixierte mich mit seinem Blick und ich fühlte mich wie ein Hühnchen im Stall, das für die Schlacht gemustert wird.

„Sie wollen mich nicht umbringen,“ platzte es aus mir heraus.

Seine Augenbrauen hoben sich. „Will ich nicht? Dann kläre mich mal auf meine Kleine!“

Ich konnte nicht anders und musste verwundert zweimal hinsehen. Die gepflegte Aussprache, die aus diesem brutalen Körper kam, war ein Widerspruch.

Mir wurde auch klar, dass zu Sprechen bevor ich den Stand der Dinge kannte, ein Fehler meinerseits war. Hinter dem Rohling war die Schwärze der Leere des Alls durch das Beobachtungsfenster zu sehen, abgesehen von einem kleinen rötlichen Punkt, genau im Zentrum der Scheibe. Nach dem dünnen Nimbus um ihn herum zu schließen, sah es aus wie ein Planet. Vermutlich ein Gasgigant.

„Wie ist ihr Name?“ fragte ich Zeit schindend.

Er leckte seine Lippen. „Burnett.“

Er sagte den ersten Teil seines Namens surrend und den zweiten Teil rollte er über seine Zunge.

„Nun, Burnett,“ antwortete ich, und sah mich im Cockpit um,“ ich bin Sorri, aber nicht Sorry.“

Wegen meinem Witz zog er seine Oberlippe zurück und zeigte seine Zähne. „Ich weiß wer du bist.“

Ich war sehr im Nachteil. Ich wusste nicht wer dieser Burnett war, außer dass er mein MobiGlas gestohlen und mich entführt hatte.

Ich reckte meinen Hals, um das Kontrollfeld des Schiffs zu sehen, was aber auch nicht half. Ich kannte den Unterschied zwischen einem sprungfähigem Schiff und einem Systeminternen-Flieger nicht.

Burnett schien damit zufrieden mich zu beobachten, wie eine Katze eine gefangene Maus.

Ich suchte in meinem Gedächtnis  nach allem das vielleicht helfen könnte, als ich mich an das letzte  von Burnett Gesagte erinnerte: . „Es scheint, dass Dario sich einen Verbündeten angelacht hat.“

Also was zum Tiefenraum sollte das bedeuten?

Meine Augen weiteten sich, als ich die Puzzlestücke zusammenfügte. „Dario, der Kerl von der Solar Jammer, hat etwas auf mein MobiGlas überspielt. Das war es das die Sicherheitsleute sahen. Sie hätten mich niemals gehenlassen dürfen.“

Die Wörter krochen aus meinen Lippen, halb realisierend, halb bedauernd.

Die Ränder von Burnetts Augen falteten und die enge Kabine schien noch mehr zu schrumpfen. Ich war zwei Schritte von einem gebildeten Monster eines Mannes entfernt und er hatte eine Klinge an seiner Hüfte. Als ich auf den harten Metallboden sah, lachte er.

„Keine Sorge. Ich werde dir nicht die Kehle durchschneiden. Dein Blut würde unter die Abdeckungen sickern und meine Elektronik beeinträchtigen. Sobald es Zeit ist dich loszuwerden, werfe ich dich aus der Luftschleuse.“

Sobald. Er hatte Sobald gesagt.

„Worauf warten sie dann noch?“  fragte ich mit erhobenem Kinn, wobei ich ihn direkt in seine grün-braunen Augen sah. Ich biss in meine Unterlippe um sie vom Zittern abzuhalten.

„Du sahst nach jemanden aus der schnell auspackt. Ich habe gehofft du spuckst einfach aus was du und Dario geplant hattet und sparst mir den Ärger dich zu foltern.“

„Aber ich kenne ihn nicht. Ich bin bloß ein Kurier für FTL. Sie wissen schon, wenn sie eine Nachricht schicken müssen, nichts ist schneller als Licht?“

Die Wörter überschlugen sich geradezu auf den Weg aus meinem Mund. Ich konnte fühlen wie meine Lebensuhr ihren letzten Sekunden entgegen tickte.

Er blinzelte und setzte sich in seinem Sitz vor, was bei seiner Masse quasi dazu führte, dass sich die Stahlverankerung des Sitzes verbog. „Es scheint mir als würdest du die Wahrheit sagen. Aber ich sollte vielleicht doch das Messer an dir gebrauchen, nur um sicher zu sein, dass du nicht einfach eine gute Lügnerin bist.“

„Was wollen sie wissen? Ich habe nichts zu verlieren, richtig?“

Burnett schien mein Angebot in Betracht zu ziehen.

„Du kennst Dario nicht?“ fragte er nach einiger Zeit.

„Nein,“ sagte ich. „Ich sprach mit ihm auf der Abreise, fast nur am Anfang. Er muss mein MobiGlas gehackt haben als ich geschlafen habe. Diese Datei überspielt haben. Ich vermute was immer es ist, ist wichtig?“

„Zerbreche dir darüber nicht deinen kleinen Kopf!“

Ich hatte einen Moment der Erkenntnis. „Er ist ihr Rivale, oder nicht? Sie haben erkannt was er vor hatte. Mich zu benutzen die Datei an der örtlichen Sicherheit vorbei zubringen. Also mussten sie nur auf dem Planten warten und sie sich schnappen.“

Burnett nickte zustimmend. „Es schadet nicht dir so viel zu verraten. Neuen Kurieren werden niemals wichtige Daten übergeben, tatsächlich wird ihnen oft Fake-Zeug mitgegeben um sie zu testen. Also hattest du nicht die hochgradige Sicherheitsfreigabe, die du benötigt hättest, für diese Art Daten. Als ich Dario erwischte wie er in deiner Vergangenheit herumschnüffelte, habe ich es drauf ankommen lassen, dass er wieder auf diesen Trick zurückgreift.“

Dann stand er auf und der Stuhl ächzte unter seinen Bemühungen. Er musste seinen Kopf einziehen um sich nicht an der Decke zu stoßen. Als er seine Lippen zusammen presste und seufzenden aus seiner Nase ausatmete, verdrehte sich mein Magen zu einem Knoten.

„Und jetzt ist es Zeit Lebewohl zu sagen. Es tut mir wirklich leid, dass Dario dich benutzt hat, aber du hättest mir nicht folgen sollen,“ sagte er und griff nach dem Schraubenzieher auf dem Sitz neben den seinen.

Als er sich mir näherte, dachte ich daran nach ihm zu beißen und zu kratzen wie eine wildgewordene Katze, aber das würde ihn nur wütend machen. Ich musste meine Sinne bei mir behalten, aber es war hart, wirklich hart.

Er lehnte sich runter und  begann ohne das kleinste Anzeichen von Bedenken die Kabel vom Boden loszuschrauben. Neben ihm fühlte ich mich wie ein Kind. Das Messer an seinem Gürtel war in Armreichweite, aber ich wusste er würde schneller sein als ich.

Ich sah aus dem Sichtfeld an der Vorderseite des Schiffes. Der rötliche Gasgigant war jetzt ein beachtlich großes Objekt im Fenster und seine Merkmale begannen aufzutauchen.

„Sie werden die Daten an ein paar Piraten verkaufen, huh?“

Ich grinste und nickte mit meinem Kopf Richtung der Front des Schiffs, befürchtete aber ich käme als Amateur rüber. Sein rechtes Auge zuckte.

„So in der Art,“ sagte er und trat auf das erste Kabel, so dass ich meinen Arm nicht bewegen konnte, und begann an dem zweiten zu arbeiten.

„Ich wette die wären nicht glücklich wenn die UEE auftauchen würde,“ sagte ich.

Sein Blick verengte sich als er das zweite Kabel löste, aber er arbeitete weiter. Er ergriff  die Enden und hievte mich hoch. Er zog mich hinter sich in die Hauptkabine hinter dem Cockpit.

Auf einem Tisch war der Inhalt meines Rucksacks ausgebreitet worden, inklusive des anderen MobiGlas und meinen Personalien. An der Rückwand des Raums war die Luftschleuse. Burnett  führte mich zu der Tür und begann seine Druckhandschuhe anzuziehen und fest zu verschließen. Jedes Klicken, welches die Handschuhe mit seinem Anzug verband, erschwerte meinen Magen mit Blei.

Dann zog er seinen Schraubenzieher hervor und begann die Schellen um meinen Handgelenk zu öffnen. Seine fleischigen Hände waren sogar mit den Druckhandschuhen wie ein Schraubstock an meinen Armen. Ich hätte mich ja wegen den Quetschungen beschwert, aber sie sollten ja nicht lange von Bedeutung sein.

„Sie wissen schon, dass das nicht klappt,“ sagte ich, aber Burnett arbeitete weiter. „Ich wäre ihnen gar nicht gefolgt, wenn ich kein Rettungsnetz hätte.“

Er zuckte mit den Schultern und drehte die Schraube aus der ersten Schelle. Das Metall klirrte auf den Boden nah an meinem Fuß.

„Ich bin nicht dämlich,“ sagte ich. „Ich habe ziemlich schnell rausgefunden wo ihr Landefahrzeug war, oder nicht?“

Er pausierte mit der Schraube halb aus der Schelle gelöst. Die Salz und Pfeffer Stummel auf seinem Kinn bündelten sich, als er runzelte.

„Rede,“ sagte er.

„FTL. Der Kurier-Service. Sie haben zwei Sicherungssysteme. Eins ist auf dem firmeneigenen MobiGlas -“ Ich bemerkte, wie er auf seine Brusttasche sah, „ – die andere injizieren sie uns irgendwo. Es sendet ein Signal wenn wir sterben, oder falls das MobiGlas zerstört wird, oder aus einigen anderen Gründen. Es sendet möglicherweise bereits in diesem Moment.“

Burnett knurrte und tippte auf seinem MobiGlas mit seinen behandschuhten Fingern. Als er ein zufriedenes Grummeln von sich gab, wusste ich, dass es nach Kommunikationen gescannt hatte und es nichts gefunden hatte.

Burnett blickte finster in meine Richtung und beendete das Entfernen der letzten Schraube. Als sie auf den Boden traf, zuckte ich zusammen.

Er ließ meine Handgelenke los und ich wich zurück, wobei ich sie rieb um wieder etwas Gefühl in ihnen zu bekommen. Nadeln krochen meinen Arm entlang also schüttelte ich sie bis sie weg waren.

Die ganze Zeit beobachtete mich Burnett, mit einer Hand lasch den Schraubenzieher haltend, mit der anderen war er am Griff des Messers.

Ich hatte das ungesunde Gefühl, dass er darüber nachdachte mich aufzuschneiden, um nach dem nicht existierenden Sender zu suchen.

Das Schiff sendete eine Bekanntmachung über die Lautsprecher, „Nähern uns Zielort. Ankunft in fünf Minuten.“

An der Front des Schiffes  füllte der Gasgigant das Fenster aus, aber in der Mitte schwebte ein gräulicher Eismond. Unser Zielort, nahm ich an.

Burnett griff nach mir und ich dachte er wollte mich gegen die Luftschleuse schleudern. Stattdessen stieß er mir in die Brust und knurrte.

„Na gut. Ich werfe dich nicht aus der Luftschleuse. Aber bald wirst du dir wünschen ich hätte es.“

Ich wollte schlucken, aber bekam keine Spucke runter. „Warum das?“

„Hast du jemals von den Stardevils gehört?“ fragte er.

Ich schüttelte den Kopf.

„WiDoW Abhängige. Die lassen SLAM-Köpfe wie Heilige aussehen. Anstatt dich zu töten, werde ich dich einfach an sie verkaufen. Mache ein wenig Extraprofit und sobald sie dich ausversehen bei deren speziellen Schmerzorgien töten, wird dein kleiner Sender, sofern er real ist, die UEE auf deren Maden-verseuchte Köpfe ansetzen. Aber das wird mich nicht kümmern, denn ich werde dann schon lange weg sein.“

Sehr zu meiner Beschämung, gaben meine Beine nach und ich fiel gegen die Tür, wobei ich auf halben Weg mich selbst an der Luftschleuse festhielt. Meine Schwäche war zum größten Teil wegen des Hungers – ich hatte seit Tagen nichts gegessen – aber wegen dieser neuen Aussicht, auf das was aus mir werden würde, wurde mir noch schwindeliger vor Angst.

Burnett zog seine Lippen zurück und zeigt seine Zähne. „Sicher, dass du jetzt nicht durch die Luftschleuse gehen willst?“

Fortsetzung folgt…

Übersetzung Cyan

von www.star-citizen-news-radio.de

Original: RSI


// End Transmission

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