The First Run Episode 2

von Thomas K. Carpenter

 

Der schlimmste Teil des Sitzens in einer Zelle war nicht die Befragung, sondern das Warten bis es zu diesem Punkt kam.

Nicht dass ich eine abgebrühte Kriminelle oder so etwas gewesen bin, nur ein etwas wildes Kind, das vor ein paar Jahren mit den falschen Leuten verkehrte. Mit Hovern durch Bazare jagen, das Geländer am Casino mit einem milden Kontakthalluzinogen beschmieren, eine Herde spuckender Lamas in eine Advocacy-Tagung schleusen, die Sorte von Dingen eben.

Meine Vorgeschichte war vermutlich auch eine der Gründe, warum mein Vater einwilligte, mich den Kurierservice beitreten zu lassen. Er sagte, dass ich einfach Dampf ablassen müsse, oder vielleicht auch etwas Wut, nachdem Mama gestorben war.

Er lag mit beiden Ansichten falsch. Simple Langeweile, das war alles. Dies und die Erkenntnis, entstanden an einem Tag, als ich für einen unserer kleinen Streiche in genauso einer Zelle wie dieser saß, dass im Gefängnis sitzen und das Arbeiten in der Familienbar so ziemlich das Gleiche war.

Jedoch konnte ich in der Bar wenigsten mit dem Beobachten der Kunden meine Zeit verbringen.

Die Arrestzelle war etwa so nichtssagend wie die Tiefe des Raums, mit einem elend harten Stuhl als einziges Möbelstück.  Sie wollten mich weichklopfen, mich so sehr langweilen, dass ich willens sein würde meine Geheimnisse freiwillig auszuspucken. Das diese Taktik bei einige Kriminellen  tatsächlich funktionierte, überstieg meinen Verstand. Wie konnten die nur so dämlich sein.

Aber ich hatte nichts zu befürchten. Ich hatte nichts falsch gemacht. Ich wünschte nur jemand würde reinkommen, damit ich ihnen das sagen konnte.

Nach etwa drei Stunden betrat eine Frau die Zelle. Sie war älter, mokka Haut mit strenge Linien um ihre Augen und Mund. Sie musste einst schön gewesen sein, aber mittlerweile sind diese Züge von Pflicht und einem straff-gehaltenen Sicherheitsuniform unterdrückt worden. Nicht mal ein dunkles Haar ihres militärischen Schnitts war fehl am Platz.

„Sorri Lyrax?“

Ich nickte mit gepressten Lippen.

„Ich bin Captain Hennessy. Ich habe in dieser Einrichtung das Sagen. Tut mir leid das du warten musstest, aber ich war auf dem Planeten unterwegs.“ Der müde Ärger war unscheinbar wie eine Flüster auf ihren Gesicht. Sie hatten sie in ihrem Urlaub gestört.

„Es tut mir leid das sie gestört worden,“ sagte ich und meinte es auch wirklich so. „Aber können sie mir sagen warum ich festgehalten werde? Niemand hat mir etwas verraten und auch wenn ich noch eine Menge Zeit habe meine Kurierlieferung abzuschließen, kriege ich einen Bonus für Schnelligkeit. Wenn sie eine Nachricht verschicken müssen ist nichts schneller als FTL!“

Ich erzählte den letzten Teil, das Firmenmotto, in einer kleinen Singstimme, was ein kleines Lächeln auf die Ränder von Captain Hennessys Lippen erscheinen ließ. Es verschwand genauso schnell wie es gekommen war.

„Ein Kurier, he? Niemand hat mir das gesagt,“ sagte sie, nun finster dreinblickend. Sie stand für einen Moment mit verschränkten Armen da und biss, in Gedanken versunken, auf ihre Unterlippe.

„Es geht nichts über etwas Bürokratie um einen die Arbeit zu vermasseln.“ bot ich an.

Sie stemmte ihre Hände in die Hüfte. „Das ist meine Bürokratie über die du da redest.“

Ich schluckte und presste meine Beine zusammen. Da war ein dummer Zug.

„Sieh mal,“ sagte sie, „Ich will zurück auf den Planeten, aber etwas auf deinen MobiGlas löste unsere neuen Sensoren aus. Und wir sind zudem nicht sehr von Leuten angetan, die unsere Sicherheitsbereiche aufzeichnen. Wir fanden eine an deinen Rucksack geknöpfte Kamera.“

Mir entfuhr ein überraschtes Stöhnen. „Oh, das habe ich ganz vergessen. Es ist mein erster Trip für die Firma und meine erste Reise vom Planteten. Ich dachte ich sollte alles Aufnehmen. Sie wissen schon, für diesen Anlass.“

Ich hob eine Schulter in ein halbes Schulter zucken.  Captain Hennessy grummelte hinter ihrer Kehle.

„Und was die Datei angeht, ich vermute das ist meine Lieferung,“ sagte ich.

Der Captain holte ihr MobiGlas hervor und begann einige Informationen zu überprüfen. Die ganze Zeit über biss sie sich auf ihrer Unterlippe und seufzte. Ich konnte praktisch fühlen, wie sie sich über die Schulter sah, als könnte sie den Ort, welchen auch auch immer sie besucht hatte, sehen.

Als der Captain mich wieder missbilligend ansah, wusste ich, dass ich in Schwierigkeiten steckte. Sie wollte vielleicht wieder zurück in ihren Urlaub, aber ich konnte genauso gut sehen, wie straff ihre Uniform saß, selbst in so kurzfristiger Zeit. Sie war eine Frau der Pflicht und Verantwortung.

„Die Gesamtgröße der Dateien auf deinem Gerät überschreitet bei weitem, was FTL für deine Stufe der Sicherheitsfreigabe autorisiert hat.“ sagte sie, wobei sie mit ihrem Finger auf den Bildschirm tippte, während sie sprach. „Als ein Kurier, der noch feucht ist hinter den Ohren ist, solltest du nur Rezepte für Lammbraten oder vielleicht ein Fahrradplan befördern. Diese Art von Daten-Speichervolumen werden normalerweise nur bei größeren industriellen Projekten benötigt, oder komplexen Systemen. All die verdammte Physik.“

Als ich den Mund öffnete wollte ich Captain Hennessy vorschlagen, das FTL Hauptquartier auf Castra II zu kontaktieren. Sie würden das für mich klären.

Aber ich zögerte.

Aus zwei Gründen.

Der erste war, dass es wahrscheinlich für die Firma Tage brauchen würde sich mit Captain Hennessy in Verbindung zu setzen. Nicht nur würde ich die Zeit in einer Zelle wie dieser verbringen müssen, ich würde den Zeitpunkt der Lieferfälligkeit verpassen.

Der zweite war weniger klar, mehr Vermutungen. Sogar nur ein Gerücht. Während der paar Wochen, als wir unser Trainings und die Einführungen erhielten, meist über die Komplikationen des interstellaren Reisens und ein armseliger Selbstverteidigungskurs, ging eine Anekdote über unsere anstehende erste Lieferung um.

Es hieß, dass die Firma für gewöhnlich ihre neuen Kuriere auf Fakemissionen schickte, oder für ihre erste Reise „rodeln geschickt“ wird in Firmensprache. Ein Möglichkeit um die Loyalität und Fähigkeiten festzustellen. Einige Leute meinten sogar, dass sie Hürden bereiten würden und Schauspieler sowie echte Offizielle einsetzen, um zu sehen, wie der neue Kurier reagieren würde.

Also schloss ich meinen Mund und änderte meine Antwort ab, wobei ich zuerst meine Stimmte räusperte um meinen Zögern Glaubwürdigkeit zu verschaffen.

„Ich bin sicher es ist irgendeine Art Fehler aufgetreten.“ sagte ich. „Vielleicht wollten sie dies einen anderen Kurier geben, oder sie haben meinen Sicherheitsstatus falsch bewertet.“

Captain Hennessy verschränkte ihre Arme vor sich. „oder sie dachten, sie könnten diese illegalen Dateien an meiner Station vorbeischmuggeln. Oder vielleicht arbeitest du für jemand anderen und bist dem Service nur beigetreten um die Sicherheitsfreigabe, die sie dir gegeben haben, nutzen zu können. Wir haben gerade diese neuen Detektoren installiert, also hätte niemand darüber Bescheid wissen können.“

Trotz meiner Unschuld fühlte ich mich schuldig. Hauptsächlich deshalb weil ich wusste wie es aussah und es sah nicht gut aus.

Ich war dabei in den „kleines Mädchen Modus“ zu wechseln, ein Trick den ich mehr als einmal, damals auf Castra II, zu meinen Vorteil nutzte.  Wenn ich eine große Mahlzeit gegessen habe war ich grade mal fünfundvierzig Kilo schwer und hatte zierliche, elfenhafte Ohren. Mein Vater liebte es zu behaupten, dass meine Mutter, Abigail, in Wirklichkeit eine Elfenkönigin war, die er aus einem magischen Reich geraubt hatte und dass sie gar nicht wirklich gestorben ist, sondern nur nach Hause zurückgekehrt war. Es war eine schöne Lüge, eine die ich mir mehr als einmal selbst erzählt habe.

Aber dann sah ich Captain Hennessy an. Ich betrachtete sie wirklich. Ich hatte ihren Typ in der Bar gesehen. Einst, als sie jünger war, hatte die Pflicht ihr festen Halt in einem bröckelnden Leben gegeben. Vielleicht hatte sie einen misshandelnden Vater, oder eine schlechte Ehe, aber der Sicherheitsdienst bot ihr einen Weg ein Teil ihres Lebens zu kontrollieren.

Ich wusste nicht ob es klappen würde, aber ich musste es wagen. Ich ließ meine Schultern hängen und mein Kinn neigte sich zu meiner Brust.

„Es ist ja auch egal,“ sagte ich und ließ die Worte aus meinen Lippen tröpfeln. „Selbst wenn es ein Fehler war werde ich trotzdem meine Lieferung nicht rechtzeitig abgeben können und sie werden mich feuern. Es ist so wie Papa sagte, dass ich es irgendwie vermasseln würde. Jetzt muss ich wieder dorthin zurück.“

Sobald ich einen kurzen Blick hoch riskierte, sah ich Captain Hennessy zusammenzucken, wenn auch nur für einen Moment. Es half, dass das meiste was ich gesagt hatte der Wahrheit entsprach. Ich wollte nicht zurückgehen. Und mein Vater hatte gesagt, ich würde es vermasseln.

Aber etwas aus der Vergangenheit des Captains kam durch mein Geständnis wieder hervor. Ihre Brauen waren gespannt wie eine Trommel, fast wie ein Überhang aus gespannten Muskeln, der ihre Augen in Schatten tauchte. Sie presste ihre Lippen so fest zusammen, dass sie so blass waren wie die einer Leiche.

Ich ruhte meinen Stirn in meinen Handflächen und wartete. Captain Hennessy tippte kräftig auf ihr MobiGlas und seufzte nach jedem fünften Tipper. Sie murmelte etwas über einen Strand und niemals etwas Freizeit zum Lufthohlen zu bekommen.

„Sorri,“ sagte sie zu mir, mehr ein Befehl als eine Frage.

Ich sah sie von unten mit nach oben gerichteten Augen an. „Ja, Ma´am?“

„Die Menge an Papierkram die ein versuchter Sicherheitsbruch wie dieser erzeugt ist gigantisch.“ Sagte der Captain mit den Fingern auf ihren MobiGlas.

Mein Magen überschlug sich. Ich konnte bereits meinen Vater einen Vortrag über meine Dummheit halten hören, wenn ich nach Hause zurückkehren musste.

„Und die Einzige die ihre Zustimmung für diesen Unsinn geben kann bin ich,“ fuhr sie fort. „Aber das Bisschen was ich über dich finden stellte sich als…“ fing sie an und schüttelte den Kopf, als könnte sie nicht glauben was sie da sagte,“ … und ich habe fast ein Jahr auf diesen Urlaub gewartet. Wenn ich mich jetzt um das hier kümmern muss, kann ich das ganze verdammte Ding vergessen.“

Ich hielt meinen Atem an, während sie blinzelte und einen kurzen internen Krieg mit sich ausfocht. Ich wusste ich war noch nicht außer Gefahr.

Schließlich kam sie zu einer Schlussfolgerung und ich wusste es war das Stück des Puzzles, welches ihre Entscheidung zu meinen Gunsten kippen würde.

„Und ich kenne selbst ein ein junges Mädchen, das nicht zurück nach Hause wollte. Also werde ich diesen Verstoß aus dem System löschen und dich nach unten auf den Planeten lassen.“

„Danke Captain Hennessy.“ sagte ich als die Erleichterung durch meine Gliedmaßen strömte.

„Jetzt muss ich gehen,“ sagte sie mit einen unerwarteten Lächeln auf den Lippen. „Aber ich will dich nicht wieder sehen, verstanden?“

Ich nickte enthusiastisch.

Nachdem der Captain gegangen war kam einer der Sicherheitsagenten mit meinen Sachen herein. Er schüttelte die ganze Zeit den Kopf, als hätte er gerade einen Geist oder einen sprechenden Hund gesehen.

Der Shuttleflug runter war kurz und furchteinflössend. Eine Wolkenschicht hatte sich über New Alexandria gebildet, also gab es nicht einmal eine gute Aussicht auf den Weg nach unten.

Das Erste was ich vorhatte zu tun war einen Imbissstand in den Bazaren, die um New Alexandria gebaut waren, zu finden. Als der Raumhafen gebaut wurde, wohnten die Arbeiter, die für den Bau angeheuert waren, in den Camps und am Ende wurden diese Camps ein Ring von neuen Bauten und Barackensiedlungen. Die wirklich Reichen der Stadt lebten weiter südlich, aber ich würde nach Norden zu der WillsOp Corp Einrichtung gehen.

New Alexandria war bekannt für seine gewürzten Lammkebabs und ich konnte schwören, dass ich welche roch. Ich stand draußen neben der Hovertaxispur und versuchte mich zu orientieren, wobei ich die Kartenfunktion des firmeneigenen MobiGlas nutzte. Während ich beinahe das heiße, gewürzte Fleisch, das auf meiner Zunge explodierte, schmecken konnte, hörte ich das leise Summen eines haltenden Elektrorads.

Ich sah auf in das Gesicht eines aufgetürmten Kolosses, der sein Gefährt zwergenhaft wirken ließ, was ihn wiederum aussehen ließ, als würde er ein Kinderfahrrad fahren. Seine Haare waren salzig schwarz und sein knorpeliges Kinn passte zu der Farbe seiner Haare. Er besaß einen übermannenden Körpergeruch, der mich meine Nase runzeln ließ.

Ich dachte er wollte nach der Richtung fragen, als ich die Härte in seinen Augen sah. Dann streckte er seine kraftvolle, fleischige Hand aus und riss mir das MobiGlas aus meiner Hand, und als er weg fuhr gab er mir einen Blick der sagte: Folge mir und stirb.

 

Fortsetzung folgt…

 

Übersetzung: Cyan

von www.star-citizen-news-radio.de

Original: RSI


// End Transmission

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