Dateline: Sesen Episode 11

Verrat oder Meuterei? Was passiert wenn eine Familienfehde mit politische Machtkämpfe und Piratengehabe einhergeht?

Der große Wächter ließ Yadav los und stürzte sich auf Martinez. Mehr Schüsse fielen, als sie um die Waffe rangen.

Yadav glitt vor Jones auf ihre Knie. Schnell handelnd, zog sie die Hygienetücher hervor und drückte sie gegen die Wunde.

„Schlimm?“ stöhnte Jones. Ihr Gesicht erbleichte und sie zitterte, als wäre sie in einen arktischen Wind geraten.

Yadav antwortete nicht auf ihre Frage.

Sato und ein anderer Wächter gingen zu ihnen und versuchten Jones wegzubringen. „Wir müssen sie zum Hügel bringen,“ sagte Sato. „Zur Krankenstation.“

„Nein, stopp,“ flehte Yadav sie an und griff nach Satos Ärmel. „Ich habe eure Einrichtungen gesehen. Sie wird da keine Chance haben.“ Sie senkte ihre Stimme.“ Hören sie, es kommt ein Schiff für mich. Es ist ein Rettungstransporter. Die werden die richtige Notfallausrüstung  an Bord haben. Wenn wir sie hoch fliegen, um sie zu treffen, schafft sie es vielleicht.“

Beide sahen sich im Hangar um. Nichts außer Drake Piratenschiffe – außer das für Jones’ Ausflüge. Zusammen trugen Yadav und die Wachen die blutende Gouverneurin zu ihrer Constellation. Jones versuchte zu widersprechen. „Die Skins funktionieren nicht richtig,“ sagte sie, ihre Stimme schwach und weit entfernt.

Es muss ausreichen, Madam Gouverneur,“ sagte Yadav.

Der Innenraum des Schiffes war gepflegt aber veraltet. Definitiv nicht designet für medizinische Transporte. Sie mussten Jones aufrecht anschnallen, mit den Gurten auf ihre Wunde gepresst.

Sato hüpfte in den Pilotensitz und Yadav öffnete die Kommunikationskanäle zu den eintreffenden Transporter. „Hier ist Ulla Yadav von New United,“ sagte sie. „Ich nähere mich in einem Regierungsschiff. Bestätigungscodes werden ihnen jetzt zu gesendet.“ Sie stellte den Sender auf stumm. „Wir haben doch gültige Identifikationscodes, oder?“

„Wären keine sehr guten Piraten, wenn wir sie nicht hätten,“ sagte Sato.

„Ulla, Ulla,“ sagte Jones, und wedelte schlapp ihren Arm in Yadavs Richtung.

„Was?“

Jones bewegte ihren Kopf langsam von Seite zu Seite. „Hier. Wir haben das von deinem Partner genommen,“ sagte sie, während sie versuchte, etwas aus ihrer Jackentasche zu hohlen. Die andere Wache holte es heraus und gab es an Yadav weiter.

Es war ein Papierbild. Ein Moment verging, als sie zu enträtseln versuchte, was es war und wo es herkam. Zwei junge Mädchen, eine Frau und Haddix standen zusammen, lächelnd im Büro von New Uniteds Hauptquartier. Einige Schreibtische bildeten den Hintergrund und Yadav saß auf einen, mit dem MobiGlas in der Hand, den Mund mitten im Wort geöffnet.

Die Bildecken waren ausgefranst, weich und verschiedene Falten und Biegestreifen gingen durch die Mitte.

Das war es, was sie Haddix im Feld küssen sah, das was sie seine ‘Kuscheldecke’ genannt hatte. Ein Bild seiner Familie, die ihn auf Arbeit besuchte.

Yadav presste das Foto an ihre Brust.

Das Schiff rasselte, als sie durch die Hangartore beschleunigten. Jones entließ ein Stöhnen oder Jaulen bei jedem neuen Stoß.

„Wird dieses Ding uns aus der Atmosphäre  bringen, oder werden wir uns zuerst auseinander fliegen?“ fragte Yadav.

„Entschuldige, dass wir nicht so auf den neusten Stand sind wie deine Firma,“ schnauzte Sato.

„Ulla.“ Jones versuchte zu sprechen als sie in den Himmel emporstiegen. „Ich will unser Interview beenden.“

„Ich denke nicht, dass es jetzt die beste Zeit  dafür ist,“ sagte Yadav.

„Ich werde vielleicht später nicht mehr dazu kommen.“

Wir kriegen dich auf das Schiff meiner Firma und du wirst schon wieder werden.“

„Nein, du musst es wissen. Nicht, dass wir Piraten sind, sondern warum wir Piraten sind.“

Warum. Yadav hatte ihr ganzes Leben damit verbracht dieses Wort auszumerzen. Warum glich Ausreden. „Du musst nicht –“

„Wei hatte recht, wir waren in Krieg beteiligt. Einen ökonomischen Krieg. Andere Nationen lassen ihr Volk eine Dienstzeit im Militär ableisten. Wir haben unsere eigenen Dienstanforderungen. Jeder ist zu einen gewissen Zeitpunkt ein Pirat.“ Sie brachen durch die helle Atmosphäre in den Sternen gesprenkelte Weltraum. Jones redete weiter. „Wir wollten unabhängig sein. Aber um dorthin zu gelangen brauchen wir Ressourcen. Wir haben nichts zum Handeln. Wir können nur nehmen.“

„Sich näherndes Schiff, wir haben Sichtkontakt,“ kam endlich die Antwort vom New United Schiff. „Sie sind kein Regierungsschiff. Wir glauben ihre ID-Codes sind gefälscht. Halten sie sich zurück. Nähern sie sich nicht weiter, sonst sind wir gezwungen uns zu verteidigen.“

Die Hülle,“ hustete Jones. „ich hab es euch ja gesagt.“

„Ich bin Ulla Yadav von New United,“ antwortete sie. „Sende jetzt meinen Presse- und Personal-ID.“

„Wie soll ich wissen, dass die nicht auch gestohlen sind?“

„Sie sind doch dem Signal eines eingenommenen Senders gefolgt, oder nicht? Von wo kommt das Signal?“ Blöder Esel.

„Abschnitt 32B der Advocacy-Entführungs-Präventions- Richtlinien besagt, dass wenn man glaubt, die Erkennungs-IDs sind gefälscht, dann sollte man das Andocken verweigern, um –“

Warum musste sie gerade an ein Grünschnäbel-Team geraten. Es hörte sich an als wäre dieser Junge noch nie im Feldeinsatz gewesen. „Es kümmert mich nicht was die verdammten Richtlinien sagen. Wir haben eine verletzte Frau an Bord, die wahrscheinlich verbluten wird, außer sie lassen sie auf ihr Schiff. Können sie meine IDs und den Sender authentifizieren, oder nicht?“

Sie könnten eine Geisel sein. Nähern sie sich nicht,“ antwortete er.

Sato warf einen fragenden Blick auf sie. Sie deute ihn weiter vorzustoßen.

Der Rettungstransporter aktivierte seine Kanonen. Sie erleuchteten aqua-blau gegenüber dem sternenklaren Hintergrund. „Nähern sie sich nicht.“

„Verdammt, sie sind doch hier mich zu retten, oder etwa nicht? Das ist ein Code Blau. Ich stehe nicht unter Zwang. Öffnen sie ihre verdammten Andockschleusen, sodass wir an Bord kommen können. Haben sie nicht gehört, wie ich sagte, dass ich hier eine sterbende Frau haben?“

„Das tut nichts zur Sache Ma’am. Selbst ohne den Verdacht von Entführung und Piraterie, haben wir nur die Freigabe die Personen, wegen denen wir hergekommen sind, zu transportieren. Ein James Haddix und eine Ulla Yadav. Keine andere Person sind autorisiert  dieses Schiff zu betreten.“

„Wenn man im Einsatz ist, macht man sich die Hände schmutzig,“ sagte Yadav. „Sie müssen die Regeln brechen können. Sie können entweder ihre Freigabe und Handbuch vergessen, die Gouverneurin dieses Planeten an Bord holen und ihr Leben retten – oder sie können eine Frau sterben lassen, nur weil ihr Name nicht auf ihrer Liste steht. Egal wie sie sich entscheiden, aber sie sollten eins verstehen: Ich bin Ulla Yadav, also wissen sie, ich werde darüber schreiben, egal wie sich entschieden haben. Würden sie lieber der Feigling sein, der sich so sehr um seine Haut fürchtete, dass er eine wehrlose Frau verbluten ließ? Oder würden sie lieber der Held sein, der einen gestrandeten Journalisten und einen wichtigen Politiker gerettet hat?“

Sie drehte sich nach Jones um. „Hat dieses Schiff eine interne Videoeinspeisung?“

Die Gouverneurin deutete zu einem Schalter, den Sato umlegte. „Sehen sie gut hin,“ sagte sie. „Denken sie diese Frau kann noch lange dieses hin und her von bürokratischem Blödsinn überleben?“

Eine lange Stille folgte. Dann, „Halten sie sich zum Andocken bereit.“

Als die Wächter sich vorbereiteten Jones rüber zu schaffen, griff die Gouverneurin nach Yadavs Hand. Es waren weniger als zwei Tage vergangen, seit dem sie sich getroffen hatten. Nun waren sie in ähnlichen Umständen, aber auf den entgegengesetzten Seiten.

„Werden sie uns helfen? Schreiben sie immer noch über uns? Der Bohrer den du sahst – ist um den tiefen Grundwasserspiegel zu erreichen. Wenn wir genug frisches Wasser zur Bewässerung bekommen, können wir effizienter Anbauen. Bessere Pflanzen bedeuten mehr Tiere. Wir könnten echten Handel etablieren. Dann könnten wir –“

„Hör auf mich überzeugen zu wollen,“ befahl Yadav. „Ich werde zurück gehen und deine Kolonie unterstützen. Über das Volk schreiben. Sie, ähm, sie kennen lernen wenn es das ist was du willst.“

„Bitte.“

„Solange niemand versucht mich umzubringen.“

„Ich werde dafür sorgen,“ sagte Sato.

Das Rettungsteam trafen sie mit einsatzbereiter medizinischer Ausrüstung an. Ein Wächter ging mit Jones an Bord. Yadav nahm die knittrige Fotographie und küsste sie, genauso wie sie es hat Haddix machen sehen. Vielleicht war dies der beste Weg im Tribut zu zollen. Sie hatte ihn nicht richtig kennen gelernt, aber sie würde diese Leute kennen lernen. Sie konnte mehr als Fakten offenbaren. Sie hatten Gründe für das, was sie getan haben. Schlechte Gründe? Gute Gründe? Das war nicht ihre Entscheidung. Aber ihre Warums waren sicher keine Ausrede.

Niemand hatte ihnen geholfen als Kriminelle ihr Leben ruiniert hatten, aber Leute wollten sie ausschalten, nun da sie selbst zu Kriminellen geworden waren. Aber das war kein Nachrichtenbericht über Gier und Macht. Niemand im ganzen Universum würde einen Schuss in den Bauch für nur eines dieser Dinge in Kauf nehmen. In Sesens Geschichte ging es nur ums Überleben. Jones war gewillt ihr Leben zu opfern damit ihre Kolonie vielleicht durch Yadavs Arbeit Verbündete findet.

Nun stellte sie sich eine neue Überschrift vor: Gestrandet und ausgebeutet, aber nicht gebrochen. Eine Kolonie strebt nach Erfolg gegen alle Wahrscheinlichkeiten, gegen politische Ausflüchte kämpfend, gegen Hunger und Selbstzweifel.

Nach all den Jahren findet die Menschheit immer noch Wege selbst den zynischsten Journalisten zu überraschen.

 

Ende

 

Über den Autor:

Marina J. Lostetter, ihre kurzen Fiktionen erschienen an Orten wie InterGalactic Medicine Show, Galaxy’s Edge, und Writers of the Future. Ursprünglich aus Oregon, USA lebt Marina zur Zeit in Arkansas mit ihrem Ehemann, Alex. Sie twiitert als @MarinaLostetter. Bitte besuchen sie ihre Webseite auf http://www.lostetter.net/

 

Übersetzung: CYAN

von www.star-citizen-news-radio.de

Original: RSI


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