Gouverneurin Tentopet Jones: Soldat der Wahrheit, Gerechtigkeit und des Weges der Äußeren Systeme, oder bloß ein weiterer korrupter Beamter?
Es verging eine lange Zeit bevor Martinez mit einer Schar Wächter und dem Wechselhosenanzug zurückkehrte. Sobald er seine Lieferung gemacht hatte, ging er wieder, ohne ein Word an Jones zu richten.
Yadav wurde befreit und zum Umziehen alleine gelassen. Der auberginefarbene Anzug war zu eng und zu lang, aber es musste ausreichen. Es tat gut wieder wie ein Profi gekleidet zu sein. Diese Robe ließ sie offen, verwundbar, auf einer Weise die sie nicht völlig erfassen konnte bis sie wieder angemessener gekleidet war.
Das Interview-Team bestand aus sieben Leuten; Yadav, Jones und fünf Leibwächter. Sie verteilten sich zwischen Jones´ Conni und einem zweiten Transporter, und flogen dann zum Fuß des Hügels. Dort verließen sie den Schutz der Schiffe und begann einen entspanntes Schlendern durch die staubbedeckten Straßen.
Überraschenderweise, steckte Jones ihren Arm durch Yadavs. Eingehakt wie zwei Schulfreundinnen gingen sie zusammen während die Leibwächter sie verfolgten wie ein Pack örtlicher Streuner.
Manchmal musste Yadav konstant Fragen stellen, damit der Interviewte sich öffnete. Nicht so bei Jones. Sie hatte ganz klar eine Geschichte zu erzählen und hatte nur darauf gewartet sie mit jemanden teilen zu können.
Aber sie begann nicht gerade heraus. Angenehmes Schweigen legte sich über sie als Jones sie auf eine Hauptstraße führte – die einzige gepflasterte Straße. Heißer Sonnenschein brannte auf den trockenen Asphalt herunter, warm genug um Yadavs Haut zu kribbeln ohne Gallonen von Schweiß hervorzurufen.
Die Leute wichen nicht zurück als die Regierungstruppe sich näherte. Niemand spuckte. Aber genauso wenig brachen sie in falsche Tränen der Heldenverehrung aus, wie so viele Diktatoren verlangten. Sie waren freundlich und höflich.
Junge Mütter trugen Kleinkinder in Trageschlingen, oder klammerten Kinder an ihre Hüften, während sie um gebackene Waren handelten. Einige alte Männer und Frauen arbeiteten Hand in Hand, um eine bröckelnde Lehmmauer zur flicken. Dreckige Kinder traten gegen einen leeren Ball – die älteren riefen sich gegenseitig an mit einer Autorität wie professionelle Athleten.
„Dieses Lächeln -“ sagte Jones auf zwei junge Mädchen deutend, die eine Pyramide aus Kieselsteinen bauten „- wurden schwer errungen. Nur die unter zwanzig sind auf diesen Planeten geboren – Sesen, haben wir ihn genannt ‘Lotus Blüte’, Symbol der Wiedergeburt. Die meisten von uns sind die ursprünglichen Kolonisten – vertriebene Personen. Seit der ersten Welle ist niemand neues mehr gekommen. Wenn sie vor eineinhalb Jahrzehnten hier angekommen wären, hätten sie gesehen warum. Wir sind nicht ihre typische Kolonie.“
Yadavs Aufmerksamkeit teilte sich. Während Jones sprach hörten ihre Ohren (und ihr Recorder) aufmerksam zu. Aber ihre Augen waren auf ihre Umgebung fixiert und machten mentale Schnappschüsse. Es gab keine Hunde, keine Katzen, keine Hühner, die frei herum liefen. Keine der Tiere konnte sie mit einer verarmten Umgebung in Verbindung bringen. Sie bemerkte, dass sie nicht einen einzigen Vogel oder eine Rate gesehen hatte, seit sie aus dem abgeschossenen Raumschiff gekrochen ist. Eine einsame Eidechse, die von einem Schatten eines Gebäudes in den eines anderen streifte, war etwas Neues – ein rares Zeichen von nichtmenschlichen Leben. Die Kolonie hatte nicht genug übrig, um irgendetwas anderes zu ernähren als seine Menschen. „Das ist kein guter Boden, oder?“ fragte sie. „Wird er für die Kolonisierung durch die UEE als ungeeignet erachtet?“
„Ja. Aber offizielle Terraformingbefunde sagen nicht viel. Niemand verlässt einfach so einen Planeten, nachdem all die Arbeit reingesteckt worden ist. Die Gutachter haben nicht ihre Schultern gezuckt und sind dann gegangen. Obwohl er wertlos war, fanden sie einen Weg Profit zu machen.
„So genannte Schleuser kamen auf meine Heimatstation. Sie versammelten uns alle und erzählten uns von diesem neuen Grenzland. Sie überzeugten meine Eltern, dass es genauso reich war wie das Nildelta der Antike – Ich denke sie haben meinen Namen bemerkt. Tentopet war eine ägyptische Königin. Meine Mutter war besessen von Geschichte der antiken Menschheit – ihren Gewohnheiten, ihrem Essen, ihrer Kleidung. Die Schleuser spannen meiner Mutter eine Geschichte, die ihre Augen erstrahlen lies.
„Wei ist der Sohn vom Bruder meiner Mutter. Seine Eltern und meine Eltern gaben all ihr Erspartes zu den Menschen-Schleusern, so dass wir in diesem prächtigen Paradies von vorne beginnen konnten.“ Ihre Stimme war voller Sarkasmus, aber bar jeder Verachtung. „Wenn wir unser Glück gemacht haben, sollten wir sie holen kommen.“
Subtil fuhr Yadav fort jede Person die in Sichtweite kam zu begutachten und ein seltsames Muster erschien. Es war nicht ein unabhängiger, kräftiger Mann bzw. Frau in Sicht. Die einzigen vitalen Erwachsenen waren die mit kleinen Kindern. Yadav hatte nicht ein eine einzige Person im Alter zwischen fünfzehn und fünfzig gesehen, die nicht Teil der Gouverneursgruppe waren.
Wo waren all die Erwachsenen? Sie sahen nicht aus ihren Läden heraus, besserten Kleidung aus oder bauten Gebäude – sie waren ganz einfach nicht da. Sicherlich würden nicht alle oben auf dem Gouverneurs-Hügel gebraucht werden.
Sie machte eine mentale Notiz, aber hielt ihre Beobachtung für sich selbst.
Ein älterer Mann bot Jones ein Stück von dem Brot an, dass er für seine Enkel klein riss. Sie nahm es mit einer leichten Verbeugung an.
„Wie ist das Leben hier?“ fragte Yadav den Mann, „Im Vergleichen dazu wo sie her kamen?“
„Wärmer,“ sagte er. Seine Stimme trug das Zittern des hohen Alters in sich und das Krächzen von jemand, der seine Lunge in der Jugend missbraucht hatte. „Das Klima ist ziemlich mild. Kann trotzdem nicht viel anbauen. Selbst jetzt wo wir nicht mehr die Steuer bezahlen müssen.“
Yadav blickte zur Seite auf Jones. „Was für eine Steuer?“
„Die Steuer der Gutachter. Die Schleuser luden uns hier ab und die Gutachter dachten, ihr Anteil wäre zu klein gewesen. Da sie das Land besaßen – genehmigt oder nicht – besteuerten sie uns in Gütern. Das Beste was wir anbauen konnten ging an sie.“
„Du hungerst und bearbeitest das Land, oder du verhungerst und wirst darunter begraben.“ Sagte der Großvater. „Das kümmerte sie nicht. Sie kommen nicht mehr hier her, also können wir alles behalten. Aber der Boden ist arm und das Wasser ist nicht gut – die Meere und Seen sind voller giftiger Bakterien, wir können sie nie ausreichend raus filtern. Sauberer Regen sammelt sich so gut wie nie. Es sickert einfach weg und außer Reichweite.“
Yadav drückte die Spitze ihres Schuhs in einen Riss am Rand des Asphalts. Der Dreck brach ab und zerbröselte zu Staub. Keine kleinen Stücke von Gras oder beliebigen Unkrauts hielt es zusammen. „Was ist mit den Gutachtern passiert?“
Fragen sie das die junge Lady hier,“ sagte er mit den Daumen auf Jones zeigend. „ Sie und ihre Mannschaft organisierten uns gegen sie. Wir haben sie für immer verjagt.“ Er lachte leise aufgrund der Erinnerung, wobei er seine kaputten Zähne zeigte.
„Mannschaft?“
„Ich selbst, Wei und ein paar andere aus unserer Heimatstation. Haben einige ihrer Schiffe gestohlen…“
„Und gaben ihnen genug Gründe niemals wieder um Sesen herum rumzuschnüffeln.“ endete der Mann und schlug sich aufs Knie.
Jones lächelte. „Anschließend entwarfen wir zusammen eine freie Regierung und begannen den Versuch dies wirklich zu unserer Heimat zu machen. Ich sollte eigentlich nur temporär führen. Aber hier bin ich, gut ein Jahrzehnt später. Ich habe angeboten abzutreten –“
Natürlich dachte Yadav zynisch.
„ – aber wir wollten ihren Rücktritt nicht hinnehmen,“ bestätigte der alte Mann.
„Also, als sie sich selbst als `Gouverneurin Jones´ vorstellten… ?“
„Es ist nicht genehmigt, blieb unbemerkt. Keiner von uns ist Bürger. Wie könnten wir? Ich denke nicht, dass die UEE weiß das wir existieren.“
Yadav dankte den alten Mann für die Beantwortung ihrer Fragen und sie und Jones gingen weiter.
Ein steifer Wind wehte Yadav ins Gesicht. Er trug den Geruch von gebratenem Getreide, verrottendem Kompost und heißem Metall. „Sie haben also ihr Versprechen gehalten?“ fragte sie nach einer langen Pause in ihrer Unterhaltung.
Jones sah sie irritiert an. „Welches Versprechen meinen sie?“
„Ihre Eltern herzubringen wenn sie ihr Glück gemacht haben. Sie müssen langsam in die Jahre kommen.“
„Sie sind noch nicht hier. Wir sind nicht bereit. Aber wir arbeiten dran. Eine neue Blütezeit wird über unser Volk kommen. Wir werden mehr erreichen als ein einfacher Lebensunterhalt. Wir werden florieren. Und dann werden Wei und ich zu unserer Heimatstation zurückkehren und jeden abholen. Nicht nur unsere Eltern. Cousins, Nichten, Neffen. Alle die wir können.“
„Klingt herrlich,“ gestand Yadav. „Aber woraus soll diese `neue Blütezeit´ erwachsen? Ihre Ressourcen scheinen nicht angemessen zu sein für Handel mit der Außenwe –“
Ein kurze Serie von aufeinanderfolgenden `Pops´ erschallte. Staubwölkchen platzten vom Boden vor Yadavs Füßen hervor, und sie sprang instinktiv zurück.
Sie war nur zu gut vertraut mit Schüssen.
Fortsetzung folgt….
Übersetzung: Cyan
von www.star-citizen-news-radio.de
Original: https://robertsspaceindustries.com/comm-link/spectrum-dispatch/13634-DATELINE-SESEN-Part-Seven