Dateline: Sesen Episode 4

Ulla Yadav der Piraterie Beschuldigt. Regierung von kleinen Planeten verweigert ihre Auslieferung an reguläre Autoritäten. UEE vermutet: Yadav wurde ohne Prozess exekutiert.

Draußen im Feld erwachte Yadav niemals an ein und demselben Ort zweimal, aber Jahrzehnte sind vergangen, seit sie das letzte Mal nach einem langen Schlaf die Augen öffnete und sich orientierungslos fühlte. Wie dem auch sei, als sie ihr Bewusstsein in der medizinischen Regierungsstation wiedererlangte, glitt in einen seltenen Moment purer Panik.

Sie war vorher noch nie so überfordert. Informationen war ihr Handwerk und Verbündeter. Sie betrat niemals eine Situation wenn sie nicht wusste mit was für eine Art von Konflikt sie vielleicht konfrontiert wurde. Rebellenlager, Syndikats-Festungen, Warlord-Unterschlüpfe – sie hat Jahre ihres Lebens umgeben von Kriminellen und Piraten verbracht mit schlechten Fluchtchancen und sie fühlte sich immer sicherer als sie es gerade jetzt tat.

Ihre Schiffs Datenbank war sich nicht einmal sicher ob dieser Planet bewohnbar war – geschweige denn bewohnt. Nachforschungen waren unmöglich. Sie sind blind rein gegangen. Sie wusste nichts über Bräuche, Traditionen oder was vielleicht ein harmloser Ausrutscher ist  gegenüber einen tödlichen Fehler.

Informationen waren das Einzige was einen Reporter sicherte. Und hier hatte sie nichts.

Der Aufwachraum war still. Keine Hintergrundmusik, kein Getummel draußen auf dem Flur. Eine Toilette ohne Türen stand in einer Ecke neben einem kleinen Fenster, das einen hellen Lichtstrahl herein lies. Wie lange war sie ruhig gestellt gewesen?  Jemand hatte ein Tablett bedeckt mit beschichtetem Papier auf einen nahen Nachttisch hinterlassen. Ihres war das einzige Bett.

Wo war Haddix?

Sie bewegte  testend ihren Ellenbogen und fand es funktionsfähig, obwohl  es immer noch ein wenig stach. Das war seltsam. Die Knochen hätten so gut verschmolzen sein müssen, so dass alle Anzeichen einer Verletzung hätten verschwunden sein müssen. Sie berührte ihre Schläfe –  wenigstens die Furche war komplett verschwunden.

Sie war in einen blassblauen Kittel gekleidet worden, und eine dünne Robe war auf die Bettseite gelegt worden. Sie haben ihre Haut so rein geschrubbt, dass sie wie frisches Säugling roch. An einige ihrer Finger waren Kabellose Überwachungsaufsätze befestigt und eine einfache Kochsalzlösung-Infusion hing an ihrem Unterarm.

Alles was sie als unnötig erachtete schien leicht zu entfernen.

Nachdem sie die Robe übergestreift hatte, schlich sie barfuß zu der Tür. Alles war still – nicht wie in einem gewöhnlichen Krankenhaus.Sie versuchte es mit dem Türgriff.  Abgeschlossen.

Yadav sprang zurück als eine Stimme sie von der anderen Seite ansprach. „Madame?“

„Ähm, ja?“

„Bitte treten sie von der Tür zurück und gehen sie wieder zurück ins Bett.“ Es war Sato, der Mann der eine Arclight an ihren Kopf gehalten hatte. „der Doktor wird bald bei Ihnen sein.“

„Können sie mir sagen wo mein Kollege ist? Da war ein Mann der mit mir hier her kam.“

Stille. Für einen Moment fragte sie sich ob er weg gegangen war.

Dann kam ein unbehagliches Husten. „Ich bin nicht befugt etwas dazu zu sagen.“

Yadav taumelte zurück. Sie wusste was das bedeutete. Gute Neuigkeiten waren niemals vertraulich. Aber `schlechte Neuigkeiten´ konnten eine millionen verschiedene Möglichkeiten umfassen. Ihre Gedanken schnellten auf ein Extrem: „Wie konnte er sterben?“ Ihre Stimme stieg um einige Dezibel. Obwohl sie nicht alle  Fakten kannte, sagte ihr Instinkt, dass es wahr war. „Haddix war lebendig als wir hier ankamen. Wenn er es bis in die Chirurgie geschafft hat gibt es keine Möglichkeit das seine Wunden zu einem totalversagen führen würden. Nicht in diesen Anlagen.

Außer sie ließen ihn sterben.

Sie hatte einmal Treffen (und Interviews) mit AniLaz Attentätern. Es gab Wege sicherzugehen, dass wenn du jemanden ermordest, diese tot blieben. Einen Injektionsbehälter abschießen, Hochtemperatur-Desintegration, und Knochen zermalmend. Aber die bei Weitem simpelste Methode war einfach sicherzugehen, dass sie niemals die benötigen Wiederbelebungen erhielten. Verweigere ihnen medizinische Behandlung. Lass die Leiche liegen.

“Sie machen Scherze, richtig?“ sie stürzte zur Tür, riss stark an dem Griff. „Lasst mich zu ihm. Sofort!“

„Ma’am, bitte gehen Sie zurück ins Bett. Der Doktor wird in Kürze da sein.“

Sie ging rückwärts bis sie auf das Bett traf und sich schwer niederließ. Wie kann er tot sein? dachte sie. Er war genau hier, in einem Krankenhaus. Warum ist er tot?

Unkontrollierbares Zittern nahmen ihre Gliedmaßen ein. Sie umklammerte ihre Hände in ihrem Schoß um sich zu beruhigen. Ob sie aus Wut oder Schock zitterte konnte sie nicht sagen. Kollegen waren schon vorher, als sie die Verantwortung hatte, im Feld verletzt worden. Aber das war der erste Tote.

Er wollte umkehren. Nicht weil er Angst hatte, sondern weil er ein Profi war. Er wusste die Chancen für irgendetwas, was einem guten Ausgang gleichkam, waren gering. Er wusste dass wenn sie diesen Asteroidengürtel infiltrierten würde er vielleicht niemals seine –

Seine Kinder. Er hatte zwei Töchter. Und eine Frau. Yadav hatte sie einmal getroffen, wegen einer Geschäftssache vor einiger Zeit. Überdies, wusste sie nicht viel über Haddix. Sie knüpfte privat nicht viel Kontakte während sie unterwegs waren, bevorzugte fokussiert zu bleiben, Rein-Geschäftlich-Modus. Es hielt die Dinge sauber. Jeder wusste wo man stand und was die Aufgaben waren ohne das persönliche Angelegenheiten in die Quere kamen. Sie mochte es. Es war eine effiziente Methode zu Arbeiten. Aber es hieß auch niemals ihre Kollegen kennenzulernen.

Das sollte eigentlich ein einfacher Betrugs-Bericht werden. Sauber. Geringes Risiko.

Yadav wollte schreien, und an der Tür hämmern, und Dinge werfen. Aber das war nicht die Zeit für Selbstvorwürfe.

Wenn sie Haddix haben sterben lassen musste sie hier raus.

Ihr Fluganzug war nirgends im Raum. Nichts von ihrem Habe war hier, kaputt oder intakt. Kein MobiGlas, keine Kameradrohnen, kein Reisekit. Ihre Hände flogen zu ihrem Ohr. Glücklicherweise haben sie ihren Rekorder nicht entfernt. Er ist kybernetisch angeschlossen, aber die individuellen Aufnahmegeräte konnten ausgetauscht werden.

Eilig untersuchte sie das Fenster. Völlig verriegelt. Der Lüftungsschacht war sehr klein. Vielleicht groß genug, dass eine Katze durchkriechen konnte, aber ganz sicher keine erwachsene Frau. Der einzige Weg rein oder raus war durch die Tür, und es gab wenigstens eine Wache.

Sie konnte auf die Ankunft des Doktors warten und durch die Öffnung eilen sobald sie eintrat. Aber das war eine Regierungsanlage, sicher von oben bis unten voller Personal. Die Chancen, dass es Yadav schaffen würde  auch nur in die Nähe des Haupteinganges zu gelangen ohne von jemanden gestoppt zu werden waren gering bis null.

Vielleicht gab es die Möglichkeit die Wache zu überzeugen ihr zu helfen. Nicht Bestechung, etwas Subtileres. Wie konnte sie ihn überzeugen sie raus zu lassen? Sie konnte aus offensichtlichen Gründen nicht Ersticken, einen Anfall oder sonst etwas Medizinisches vortäuschen.

Was würde ihn dazu bringen sie aus dem Raum zu eskortieren. Aus dem Gebäude?

Wenn sie ein paar freie Kabel erreichen könnte…

Die Überwachungsaufsätze die sie an den Fingern hatte mussten ihre Daten irgend woandershin auf die Krankenstation senden, da es keine Bildschirme oder Maschinen gab. Nichts mit frei zugänglichen Kabeln. Und alle Leuchtkörper waren zu hoch als dass sie diese erreichen konnte, selbst wenn sie auf dem Bett stand. Aber es gab einige Steckdosen im Raum, alle zum Schutz mit Sicherheitsdeckel. Sie brauchte ein Werkzeug –  etwas zum hebeln.

Sie nahm die Infusionsnadel auf, aber erkannte sofort sie würde nicht genug Zugfestigkeit haben um die Deckel zu entfernen. Die Hacken, welche die Infusionsbeutel hielten waren zu dick, genauso wie die Schraube, welche die Höhe des Ständers regelte.

Vielleicht gab es ein Bauteil des Bettes, welches sie benutzen konnte. Sie suchte unter der Matratze und fand eine kabellose Fernbedienung – ah ha! Es war ein elektrisches Bett. Wenn sie musste, könnte sie herumwühlen bis sie den Motor fand, aber sie vermutete die Batterien in der Fernbedienung würden ihren Zweck erfüllen. Sie hatte ihrer Zeit schon viele Feuer entfacht – gewöhnlich zum Überleben draußen in der Wüste, oder Urwald. Abgelegene, unwirtliche Gegenden. Alles um eine Spur zu verfolgen. Es benötigte drei Volt um ein Feuer zu entfachen.

Das Demontieren der Fernbedienung war ein schnell bewältige Aufgabe. Nun brauchte sie etwas Brennbares. Der Abfalleimer war natürlich leer, also knüllte sie den blauen Krankenhauskittel zusammen und stopfte ihn rein.

Als nächstes, wie einen Schaltkreis bilden und einen Funken erzeugen? Wieder sah sie auf die Nadel, aber bezweifelte, dass sie sie passend biegen konnte. Unter dem Beschichteten Papier war ein Haufen Kuskus. Die Beschichtung war von derselben Beschaffenheit wie Kaugummiverpackungen – perfekt! Sie rollte es in einen dünnen streifen, zerriss die Mitte ein wenig – nicht ganz durch. Die beschichte Site würde Elektrizität leiten, und das Papier würde sich entzünden.

Nachdem sie die Robe fest um ihrer Hüfte gebunden hatte, hockte sie sich vor den Eimer. Es brauchte einige misslungene Anläufe, aber schließlich entfuhr ein Funken, schwelte bevor es sich zu eine richtigen Flamme entwickelte.

Die kleinen Rauchschwaden die es erzeugte waren allenfalls  lachhaft. Yadav hob den Eimer über ihren Kopf, in der Hoffnung die Detektoren zum losgehen anzuregen.  Keine Chance. Sie brauchte eine größere, bessere Flamme.

Sie schüttete den Inhalt des Abfalleimers auf das Krankenhausbett. Für einen Moment befürchtete sie, sie hätte das kleine Feuer das sie hatte erstickt, aber gab es ein matten Schlag und ein starker Gestank von brennendem synthetischem Stoff.

Schwaden von hellgrauen Rauch schwellten aus dem zerschrumpelten Kittel hervor, gefolgt bei zuckenden orangenen Flammen. Kleine, schwarze Wolken bildeten sich nahe der Decke.

Yadav wartete. Der Rauch reizte ihre Nase und kratzte in ihrem Hals. Nach weiteren dreißig Sekunden konnte sie dies in ihrer Lunge spüren. Sie schützte ihr Gesicht mit dem Ärmel ihrer Robe.

Sirenen hätten heulen müssen, Feuerlöschmittel sollte aus versteckten Behältern in den Wänden und der Decke herausspritzen. Aber nichts passierte.

„Hilfe,“ rief sie zur Tür rennend. Sie schlug ihre flache Hand gegen das Metall. Sie bemerkte, dass die Versiegelung um der Tür dicht war –  eine Maßnahme um die Ausbreitung von über Luft übertragbaren Infektionen zu reduzieren. „Hier ist ein Feuer, _lasst mich raus._“ Sie nießte. „Der Rauch – “

„Ma’am, nichts gegen sie, aber das ist nicht mein erster Tag mit dieser Arbeit.“

Sie konnte es nicht fassen, dass der Feueralarm versagte. Das musste eine Art kosmischer Scherz sein. Sie wurde einst von metallerkrankten Gefangenen die von deren Medikamenten abgesetzt waren mit einer Schusswaffe bedroht. Sie war im Hauptquartier der New United gefangen mit einer Bombe fünf Minuten vor deren Explosion. Aber SO sollte sie sterben?

Fortsetzung folgt…

Übersetzung: Cyan

von www.star-citizen-news-radio.de

Original: https://robertsspaceindustries.com/comm-link/spectrum-dispatch/13570-DATELINE-SESEN-Part-Four


// End Transmission

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