Die 7. Schwadron Episode 2 – Absolute Finsternis – von SEV

Die Dunkelheit der Nacht, verrichtete ihre Arbeit und sorgte dafür, dass Hien’s Sinne geschärft waren. Er roch die feuchte Luft, die sich als dünne Nebelschwaden über den felsigen, abstrakt gezackten Boden warfen. Er hörte jedes Sandkorn und jeden Stein den das Gamma-Squad los trat, während sie sich durch die Schluchten und Gräben des Trafau-Gebirges arbeiteten.
Doch trotz der menschlichen Fähigkeit, alle Sinne auf Hochtouren zu bringen sobald es Nacht wurde, konnte er nicht die Hand vor Augen erkennen, ohne das im Helm integrierte Nachtsichtgerät. Sie befanden sich auf der dunklen Seite dieses Mondes. Es gab keinerlei Lichtquellen, die auch nur ansatzweise Licht spenden konnten. Ohne Sehhilfen, waren die Sterne das Einzige was man sehen konnte. Alles andere war das finsterste Schwarz. Es war ein beunruhigendes Gefühl zu wissen das man Blind sei, sobald man seine Ausrüstung verlor oder diese beschädigt wurde.
Und mit jedem Schritt den er machte wurde dieses unwohle Gefühl gestärkt, im Wissen, dass sie bereits den Funkkontakt zur restlichen Schwadron verloren hatten.
Sie mussten nahe an dem Störsender dran sein, wenn selbst die Kurzstrecken-Kommunikation gestört wurde. Zweifel plagten ihn. Hatte er sich richtig entschieden? Was war wenn er einen Fehler machte?
Alle verließen sich auf ihn und er hatte Sykes sein Versprechen gegeben. Erst jetzt, nach fast 2 Stunden, in der sie fast die gesamte Strecke bis zum Handelsaußenposten zurück gelegt hatten, realisierte er erst was alles geschehen war. Auch den anderen sah er es an. Die dezent andere Haltung, das kurze Zögern bevor man über einen Stein hinüber kletterte. Man konnte den Unmut spüren der sich breit gemacht hatte. Sie hatten viele Kameraden verloren. Und für einen Moment erwischte sich Hien dabei wie er dem Schicksal dankte, dass es nur die anderen erwischt hatte, und nicht sein Squad, doch hasste er sich gleich darauf, dass dieser Gedanke überhaupt in ihm aufgestiegen war.
Sie standen sich nahe, vielleicht zu nahe. Bereits seit 2 Jahren waren sie eine Truppe. Hatte zusammen gelacht, zusammen gekämpft und waren zu einer Gemeinschaft zusammen gewachsen. Sie hatten nie Verluste erlitten, die nicht durch Kybernetik oder andere Mittel wieder zu richten gewesen wäre.

„ Hey!“
machte Alac auf sich aufmerksam:
„ Wenn du ab jetzt das Kommando hast, hab ich da mal ein paar Vorschläge für das neue Squad-Verhalten!“
Hien der genau vor Alac war erwiderte:
„ Nur solange bis wir zurück beim Searge sind.“
„ Naaaaaa, wenn der Searge nach diesem Einsatz befördert wird……“
Alac hob seine Stimme an, um einen hohen Offizier übertrieben nachzuahmen:
„….wegen seiner vorbildlichen Dienste, dem Imperator gedient und in den Arsch gekrochen zu sein……“
Rho, der wiederum hinter Alac hinterherlief gab ihm einen harten Schlag auf den Rücken:
„ Hey! Noch so ein Wort über den Searge, dann dreh ich dir den Hals um!“
Alac kehrte in seinen normal, unbefangenen Tonfall zurück und erläuterte weiter:
„ ……dann können wir damit rechnen das du bald Squadleader bist. Wieso auch immer! Also….zu meinen Forderungen, damit du mich in deinem Team behalten darfst. Punkt 1: Rho wird zur Gallionsfigur des Hammer’s umfunktioniert, mit einen unglaublichen Panorama-Ausblick inklusive. Punkt 2: Wifi, erhält die neue und einzigartige Bunny-Rüstung, bestehend aus einem Kugelsicheren BH, Tanga mit Frontverschluss, 2 Hoppelhasenohren auf der Rübe und……“
Wifi tippte Rho kurz auf die Schulter und ehe Alac seinen Satz zu Ende führen konnte, traf ihn ein harter Schlag in die Rippen. Keuchend sackte er zusammen und rief Wifi und Rho, der wiederum gehässig lachte hinterher, als diese unbeirrt an ihm vorbei liefen:
„ Was’n los Leute? Ich hätte da noch andere Ideen!“
Wifi drehte sich um und erwiderte:
„ Wie wär’s mit? Mach deinen JOB?!“
Alac stand wieder auf und lief den 3en hinterher:
„ Wifi, meine Süße, du hast es erfasst! Dunkelheit ist mir nicht geheuer. Ich bin Scharfschütze, ein von Gott geschaffenes Präzisionswerkzeug, das mal so nebenbei gesagt, verdammt gut aussieht. Wenn ich mein Ziel nicht auf ein paar hundert Meter ausmachen kann…..was bleibt mir dann? Meine Pistole? Mein Messer? Wie ein Rammbock, Kopf voran auf den Gegner losstürmen?“
Hien lachte:
„ Ja! Das würde ich zu gerne sehen!“
Alac erzählte weiter:
„ Dunkelheit und kurze Sicht machen mir Angst! Wie soll ich SO meinen Job machen?“
Rho’s tiefe Stimme erklang:
„ Wirklich? Es gibt nichts über einen guten Nahkampf, bei schlechter Sicht! Deine Sinne sind geschärft, bis aufs äußerste. Jeden Schritt, jede Bewegung wählst du mit bedacht, während dein Herz immer langsamer schlägt. Deine Atmung ist flach und mit deinem Gewehr, dass mit dir zu einer Einheit verschmolzen ist, suchst du die Umgebung ab und weißt nie genau, wo der Gegner steckt und dir wird klar, dass du dem Tod so nahe bist, dass du bereits den Geruch der Hölle wahrnehmen kannst! Erst in diesem Moment, begreifst du WIRKLICH, dass du lebst!“
Alac ließ sich ein paar Meter zurück fallen:
„ Okayyy! Jetzt macht mir Rho Angst! Was ist denn nur bei dir schief gelaufen? Wurdest schief gewickelt? Bist bei den Wölfen aufgewachsen? Verstopfungen? Kybernetisches Herz?“
Alac beugte sich nach vorne:
„ Ahhhh, ein hässlicher Vanduul im Körper eines noch hässlicheren Kerls!“
Rho drehte sich zu Alac und allein an seiner Haltung konnte Hien erkennen, dass er seine Wette doch noch verlieren würde, als Wifi plötzlich meldete:
„ Ruhe! Ich habe hier was auf dem Scanner! Magnetische Felder!“
Hien blieb stehen und richtete seine volle Aufmerksamkeit auf sie:
„ Feinde?“
„ Kann ich nicht sagen, ist auf jeden Fall etwas größeres und wir müssen nahe dran sein!“
Hien überlegte keine Sekunde:
„ Wifi, übernimm die Führung. Wir gehen der Sache nach. Alac, Rho, Kampfbereitschaft herstellen! Vergiss deinen Rammbock nicht Alac!“
Gamma lud die Waffen durch und Alac meldete übertrieben:
„ Rammbock einsatzbereit, SIR!“

Hien sah sich um, vergewisserte sich das alle bereit waren und mit zügigen Schritten und den Waffen im Anschlag stürmten sie los.
Sie bewegten sich durch die kniehohen Felsformationen, sicherten die Umgebung in alle Richtungen und folgten Wifi, die sie direkt zu den Magnetfeldern führte. Einige Minuten verstrichen, doch blieb die Umgebung gewohnt schwarz, ohne Anzeichen von Technik oder Elektrizität. Sie liefen hintereinander weg und Hien war genau hinter Wifi.
Plötzlich rutsche Wifi unter einem Schrei weg. Reflexartig griff er nach ihr und bekam ihre Hand zugreifen, ehe ihr Körpergewicht ihn unter einem dumpfen Klatschen zu Boden riss. Sein Arm durchfuhr ein heftiger Ruck, doch konnte er Wifi gerade noch festhalten, als diese nun über einem Schwarzen Loch in der Luft baumelte.
„ ZIEH MICH HOCH!“
rief sie panisch. Rho und Alac eilten herbei um sie wieder hinauf zu ziehen.
„ Mensch Mädel! Ohne den Hammer können Marines nicht fliegen!“
entfuhr es Alac, als sie wieder sicher auf den Beinen stand und ihm einen bösen Blick zuwarf:
„ Wirklich? DU hast ständig einen Höhenflug!“
Alac streckte die Arme in die Luft:
„ Tja, ich bin auch was besonderes!“
Rho trat ein Stück hervor:
„ Eine Schlucht?“
Hien erwiderte:
„ Nein, eine Höhle“
als er den Abhang hinunter sah, auf dessen Hügel sie sich gerade befanden:
„ Was sagt der Scanner?“
Wifi atmete einmal tief durch und antwortete:
„ Hier muss es sein!“
Als Alac, Hien’s entschlossenen Blick sah seufzte er:
„ Oh man, müssen wir wirklich in dieses dunkle, unheimliche Loch?“
„ H-Ö-H-L-E! Es ist eine Höhle!“
bekräftigte Wifi, als wenn sie einem kleinen Kind ein Wort beibringen wolle, doch Alac hatte nur ein schnauben als Antwort über:
„ Höhle, Loch, ist doch egal. Alles was so tief und dunkel ist…. da kommt nur Kacke raus! Ich weiß wovon ich spreche!“
Hien setzte sich in Bewegung, Rho folge ihm und brummte:
„ Redest du von deinem Mund?“
„ Das war unnötig! Wieder einmal!“
erwiderte er mit aufgesetzter Beleidigkeit. Hien blickte noch einmal in die finstere Höhle hinein. Alac’s unwohles Gefühl war nicht ganz unbegründet.
Hier hätte sie leicht in einen Hinterhalt geraten können. Doch konnten sie ihren Weg nicht fortsetzen, ohne ihren rückwärtigen Raum zu sichern, vor allem nicht, wenn sie eine große Maschine, Kraftfelder oder was auch immer auf den Scanner hatten, das ihnen in den Rücken hätte fallen können.
„ Okey, wir seilen uns ab! Bereit machen, Gamma!“

Vorsichtig schob sich Hien an der Felswand entlang. Rho war direkt hinter ihm und zielte mit seinem Impulsgewehr über seine Schulter. Alac und Wifi waren auf der anderen Seite der Höhle, die sich 30m nach oben und 50 in die Breite erstreckte während sie synchron vorrückten.
Sie hatten bereits über hundert Meter zurückgelegt und Hien wurde langsam ungeduldig. Sie hatten keine Zeit eine ganze Höhle auf den Kopf zu stellen. Ihre Kameraden der 7ten und Sykes verließen sich auf sie und mit jeder Minute die sie zögerten, stand ihr Überleben mehr und mehr auf der Kippe.
Das Squad hatte ihre Helme nun komplett verschlossen, so dass der gesamte Kopf komplett von der Umgebung abgeschottet war, was ein Überleben im Vakuum, bei Chemischen Kampfstoffen und anderweitigen Bedingungen sicherstellte. Aber vor allem konnte man die einzelnen Soldaten, nach außen hin nicht mehr hören, wenn sie sich per Komm unterhielten. Es sei denn sie wollten es. Und so fragte Hien über Funk:
„ Wifi? Was sagt der Scanner?“
Ein kurzes knacken ertönte im Kanal :
„ Die Zähler schlagen aus, irgendwas ist vor uns!“

Zum ersten Mal erlebte Hien wie selbst die kleinen Entscheidungen zu einer wahren Herausforderung wurden. Schneller vorgehen um das Überleben der Verwundeten zu sichern?
Wenn wir zu unachtsam vorgehen machen wir Fehler, werden getötet und der 7ten kann dann niemand mehr zu Hilfe kommen.
Wenn wir zu langsam sind sterben Soldaten! Vielleicht alle!
Erst jetzt konnte er sich vorstellen, was Sykes, selbst bei jeder kleinsten Entscheidung durch den Kopf ging. Es waren viele Zutaten, die zum Teil auf Fakten, aber zum größten Teil aus Erfahrung bestanden. Genau dieser Zutat fehlte es ihm, was er anhand seines ungeduldigen Gefühl in der Magengegend ausmachen konnte. Er hatte immer nur Befehle befolgt, ein paar taktische Einschätzungen geteilt, aber einen Trupp anzuführen, war etwas ganz anderes, als wenn man nicht die Folgen der Entscheidungen zu verantworten hatte. Sein Herz fing nun an schneller zu schlagen als er sich klar machte, dass er nun für das Gamma-Sqaud verantwortlich war.
Alac’s Stimme rauschte über den Funkkanal:
„ Hey! Kennt jemand von euch diesen Film! Na dieses Remake…..oh man wie hieß er noch gleich……na jedenfalls fliegen die mit einem Raumschiff in ein riesiges Loch
hinein. Und wisst ihr was? Das Loch ist keine Höhle! Es ist der verdammte Rachen eines Weltraummonsters!“
Wifi stänkerte über Funk:
„ Ich hätte da ein ganz anderes Loch im Sinn, wo ich liebend gerne mal ein Raumschiff versenken würde!“
„Es reicht!“
mischte sich Hien ein. Er wurde angespannter und fragte sich wie Sykes all die Zeit mit den Streithammeln zurecht gekommen ist, ohne die Geduld zu verlieren. Gerade in einer ernsten Situation wie dieser.
Wenn man nicht für das Leben der Kameraden verantwortlich war, war es ein leichtes Scherze zu machen und herum zu albern. Doch nun konnte er die gesamte Verantwortung auf seinen Schultern spüren. Das Squad, die 7. Schwadron. Er konnte keinen anderen Gedanken mehr finden.
„ Verstanden! oh großer Häuptling!“
Erklang Alac in einem überheblichen Tonfall.
Hien blieb ruckartig stehen und blickte zu Alac rüber, der ebenfalls wie angewurzelt stehen blieb und wusste nicht wie er darauf reagieren sollte.
Für einen Moment starrte er ihn an, hatte Probleme durch das schmale Visier seinen Gesichtsausdruck auszumachen und fragte sich einen Moment, ob nur ER ihn nicht als Squadleader anerkannte, sondern vielleicht auch Rho und Wifi.
Vergebens wünschte er sich Sykes hier zu haben.
Wie hätte er reagiert?
Noch nie war es ihm untergekommen, dass jemand sich über Sykes lustig machte oder ihn nicht für voll nahm.
Hien lief los, mit festen Schritten direkt auf Alac zu. Dieser wollte gerade etwas sagen als Hien ihn am Kragen packte und sein Knie in dessen Bauch rammte. Er hörte das Aufkeuchen über das Komm und Alac ging kurz zu Boden. Doch Hien packte ihn wieder am Kragen und drückte ihn gegen die Wand um seine nächsten Worte zu untermauern:
„ Hör zu! Ich bin genauso wenig scharf drauf, den Boss raus hängen zu lassen wie du! Wenn du das Kommando haben willst, dann bitte!“
Er wich ein Stück zurück und ließ Alac nach einem Schubser gegen die Wand wieder los:
„ Ich habe eine Scheiß Angst das ich einen Fehler mache! Eine Falsche Entscheidung treffe und uns………und die gesamte Schwadron in den Tod schicke!!!“
Hien wurde noch ein Stück lauter und seine Anspannung die sich die letzte Zeit aufgebaut hatte, entwich in einem lauten brüllen:
„ Entweder du übernimmst jetzt die Führung und nimmst mir diese Last ab! Oder aber hältst deine verdammte Klappe und akzeptierst das ich das Kommando habe, damit ich überhaupt noch einen klaren Gedanken fassen kann!!!“
Hien blickte durch das Visier, tief in Alac’s Augen, die alles andere als verständnisvoll aussahen und dieser mit einem motzigen Ton sagt:
„ Verstanden………..Richter.“
Es war langer her, das Hien von ihm mit Nachnamen angesprochen wurde und sprach Bände. Hien musste krampfhaft darüber nachdenken ob er nicht zu grob gewesen war und sich nur Luft verschaffen wollte.
Vielleicht hatte Alac es gar nicht so gemeint. Das war bei ihm immer schwer zu sagen gewesen, doch konnte Hien nicht zulassen das die Gruppe auseinander bricht, auch wenn er dafür das Arschloch spielen musste. Jetzt hatte er ungewollt das Kommando, und musste dafür Sorge tragen das Befehle unverzüglich ausgeführt wurden. Zögern, bedeutete oft den Tod.
Sykes hatte es immer geschafft, trotz befehlshaberischen Umgang eine Freundschaft zu dem Sqaud zu bewahren. Wie ihm dieser Balanceakt gelungen war, konnte Hien nur vermuten, als Wifi ihn aus den Gedanken riss:
„ Hien? Hörst du das?“
Erst jetzt nahm er die Klänge war, die aus dem inneren der Höhle schallten und fragte ungläubig:
„ Singt da jemand?“
Sie streckten ihre Köpfe in die Höhe und Wifi sagte:
„ Das ist ja furchtbar!“
Hien vergaß die Streitereien augenblicklich und schlich unverzüglich weiter vor während er befahl:
„ Weiter! Los los los!“

Nach einigen Metern konnten sie ein blaues Leuchten am Ende des Tunnels ausmachen und kurze Zeit später entdeckten sie so etwas wie einen kleinen Mini-Hangar, dessen Stahlplatten mühevoll in den Felsen gezimmert worden waren, während das Singen und die dazu passende Musik immer lauter wurden.
Hien erkannte eine gelb-blaue Freelancer, dessen Frachtluken weit geöffnet waren und einen Seitenraum in der Wand, durch dessen geöffneter Tür, blau flackerndes Licht strahlte. Rho äußerte sich:
„ Das riecht nach Schmugglern!“
Hien deutete auf das Schiff:
„ Das riecht nach einem Transportmittel für die Verwundeten!“
Sie hatten es geschafft. Mit der Freelancer konnten sie die Überlebenden in Sicherheit bringen. Sie müssten tief fliegen, zwischen den Schluchten und Tälern hindurch, um den Scannern der Luftabwehr zu entgehen, doch sie würden es schaffen.
Die ganze Last der Verantwortung viel ihm plötzlich von den Schultern und so stürmte er nach vorne, als er einen Schatten im Seitenraum sah:
„ Kontakt! Alac, Wifi! Ihr sichert den Innenraum der Freelancer! Ich und Rho kümmern uns um unseren Nachwuchssänger!”
Sie schwärmten aus und näherten sich dem Raum, in dem eine männliche Stimme lauthals vor sich her grölte:
„ Oh yeeaaahhh! Oh yyeeeaaaaahh! Come in, come in, come in! Oh yeeeaahhhh!“
Rho und Hien schauten sich für einen Moment an:
„ Ich glaube das war eine Einladung!“
„ Die sollten wir nicht ausschlagen!“
Sie aktivierten die externe Stimmenwiedergabe der Helme, die zu psychologischen Zwecken von einem Stimmenverzerrer in eine tiefe, roboterähnliche Tonlage versetzt wurden um Feinde einzuschüchtern und stürmten in den Raum, während sie gleichzeitig lauthals brüllten:
„ Hände hoch! Gegen die Wand mit dir!“
„ Auf den Boden! Runter!!!“
Erschrocken drehte der recht junge Mann sich um und seine Augen weiteten sich. Für einen Moment erstarrte er vor Schreck, ehe er nun zappelnd mit den Händen über dem Kopf fragte:
„ Oh scheiße! Was denn jetzt?“
Mit zuckenden Schultern fragte Rho:
„ Army-Handbuch?! Der Tango muss sich an die Wand stellen damit wir ihn durchsuchen können.“
Hien erwiderte:
„ Das gilt aber nur bei Tangos von denen eine Gefahr durch Schusswaffen ausgeht!“
Der Mann, der einen blauen Overall trug und etwas längere schwarze Haare, schaute verdutzt den beiden zu und fragte:
„ Ihr seid von der Army? Gott sei Dank!“
Doch Rho und Hien, die immer noch ihre Waffen auf ihn richteten fochten weiter ihre Diskussion aus:
„ Und woher willst du wissen das keine Gefahr von ihm ausgeht? Vielleicht hat er ja eine Knarre oder Bombengürtel unter der Kleidung!“
Der Mann schaute ungläubig:
„ Was?“
Hien senkte die Waffe und richtete sich nun komplett zu Rho:
„ Das ist ein verdammter Overall! Man würde doch einen Bombengürtel darunter sehen!“
„ Es gibt schmale!“
Ungläubig sah Hien, Rho in die Augen, ehe dieser erläuterte:
„ Es gibt Xi’An Körperbomben, die selbst unter der dünnsten Kleidung nicht auffallen!“
Hien blickte Rho schief an:
„ Xi’An? Sieht der Kerl aus wie ein Xi’An?!“
Als plötzlich ein Funkspruch durch die Helme der beiden schallte:
„ Hier Wifi! Frachter ist sauber! Fracht sichergestellt! Nahrungsmittel, Ersatzteile und einen Haufen Waffen, die nicht in den Frachtpapieren gelistet sind!“
Hien konnte den „ Ich habe es dir ja gesagt Blick“ spüren, ohne das er Rho dazu auch nur ansehen musste und gab nach:
„ Okey! Rann an die Wand, Hände über den Kopf! Durchsuche ihn Rho, und mach bitte diese fürchterliche Musik aus!“
Unverzüglich packte Rho ihn und drückte ihn gegen die Wand, während er erwiderte:
„ Fürchterliche Musik? Das ist der beste E-Rock-DJ in den Äußeren Systemen!“
Rho brummte während er die laute Musik ausstellte und den Mann zu untersuchen begann:
„ Klappe halten! Er hat nen Fabel für Klassische Musik und jetzt rann an die Wand!“
Hien zielte immer noch mit seinem MK-7 Sturmgewehr auf den Verdächtigen und korrigierte etwas beleidigt:
„ Das ist kein Klassik! Das ist Orchestral-Musik! Ein kleiner aber nicht zu unterschätzender Unterschied!“
Der Mann ließ die Prozedur ohne zu zucken über sich ergehen.
Hien musterte den Raum. Er war nicht sehr groß, ein Bett und ein paar Regale schienen ihn fast vollständig auszufüllen. Ein Holo-Bildschirm flimmerte vor sich hin, der vermutlich auch Opfer des Störsenders geworden war. Ein Schmugglerversteck wie es im Lehrbuch stand.
Als Rho die Untersuchung beendet hatte und klar war, dass keine Gefahr von ihm ausging, wendete er sich von ihm ab und Hien fragte in einem festen Ton:
„ Name, Organisation und Rang!“
Der Mann schien sie verwirrt umzusehen und fassungslos sagte er:
„ Was? Seid ihr wegen mir hier? Habt ihr ne Ahnung was da draußen los ist? Die Vanduul schlachten die gesamte Kolonie ab! Ihr müsst ihnen helfen!“
Hien war nicht bereit sich von einem Schmuggler Befehle anzuhören und trat ein Schritt auf ihn zu:
„ Ich wiederhole mich nicht noch einmal!“
Der Mann blickte mit einem entsetzen Gesicht zwischen den beiden Marines hin und her. Als wolle er mit den Augen sagen „ Ihr Arschlöcher!“ doch riss er sich spürbar zusammen und antwortete widerspenstig:
„ Maik, Maik Erwin! Freier Händler im Auftrag der Mugasa Logistik!“
„ Okey, Maik, wir haben keine Zeit! Von Rechtswegen teile ich ihnen mit, dass wir ihr Schiff beschlagnahmen und in den Dienst der UEE Streitkräfte stellen. Als Schmuggler werden sie es ohnehin nie wieder sehen! Zusammenpacken Rho!“

Bestürzt blieb der Mann zurück, doch noch bevor die beiden verschwunden waren brüllte er hinter her:
„ Das würde ich lassen!“
Hien blieb stehen, schaute über seine Schulter:
„ WAS?“
Er drehte sich wieder zu ihm und ging langsam auf ihn zu:
„ War das eine Drohung?“
Maik schüttelte den Kopf:
„ Nein! Ein gut gemeinter Rat! Da draußen wütet ein Krieg! Glauben sie wirklich ich wäre noch hier, wenn ich eine Wahl hätte?!“
Hien traf es wie ein Schlag. Ein Schmuggler der mit seinem Schiff nicht das Weite sucht, obwohl überall Vanduul wüteten. Daran hatte er gar nicht gedacht und beschämt musste er an Sykes denken, dem dieses Detail sofort aufgefallen wäre:
„ Was meinen sie damit?“
Hien konnte deutlich sehen, wie Maik’s Körperhaltung aufrechter wurde und sein Gesicht selbstsicherer zu werden schien, als er mitbekam das er mehr wusste:
„ Der Trafau-Handelsaußenposten ist nicht weit entfernt! Die Vanduul haben dort Luftabwehr-Kanonen oder so ein Scheiß platziert, die direkt über diese Bergkuppe zielen. Verdammt, die haben alles vom Himmel geholt, als wenn sie beschissene Tontauben abgeschossen hätten. Ihr werdet es nicht mal aus dem Hangar raus schaffen!“
Hien zögerte:
„ Warum sollte ich einem Schmuggler trauen? Sie lassen uns verschwinden und hoffen das wir verrecken, ehe wir ihr Schiff beschlagnahmen können!“
Maik wurde lauter, er fühlte sich angegriffen:
„ Ach, so einfach ist das?! Sie finden ein paar Waffen und ich bin nichts weiter als ein Verbrecher! Typisch UEE! Ihr schert euch einen Dreck um uns hier draußen und sobald die Ressourcen eures geliebten Imperator’s angegriffen werden, eilt ihr zur Stelle wie ein paar abgerichtete Köter!“
Hien machte noch ein Schritt auf ihn zu, während er wütender wurde und wusste nicht ob es daran lag das er sie offen beleidigte, ihre dringend benötigte Zeit zu stehlen schien oder Hien im inneren wusste das er Recht hatte:
„ Klappe halten!“
Doch Maik wollte dieses Verhalten, das ihm entgegengebracht wurde nicht akzeptieren:
„ Wo wart ihr als die Piraten eine ganze Siedlung geplündert haben? Wo wart ihr als Sklavenhändler mehre dutzende Menschen mit sich genommen haben? Nicht ein Soldat der UEE ist aufgetaucht! Wenn die Menschen hier nicht selber für ihre Sicherheit sorgen, wer soll es dann tun? Ihr tut das mit Sicherheit nicht! Und wenn ich entgegen der UEE Handelsbestimmungen, die nötigen Waffen liefere……nennt ihr mich einen Verbrecher?“
Dieser Gedanke stach in Hien’s Herz und augenblicklich wurde er ruhig, als mehrere Bilder von Leichen und niedergebrannten Siedlungen durch seinen Kopf schossen, tief aus seinen Verstand. Rho bemerkte diese Veränderung sofort und übernahm das Gespräch:
„ Und du machst es natürlich nicht wegen dem zusätzlichen Einkommen oder?“
Als Maik sah, das Hien kein Wort mehr von sich gab, beruhigte sich dieser nun auch wieder:
„ Nein. Die Leute hier draußen haben kein Geld. Ich mache damit keine Gewinne.“

Eine kurze Pause entstand und Alac und Wifi tauchten hinter den beiden auf, die alles über das Komm mitbekommen hatten. Hien fasste sich kurz gegen den Helm, als wolle er seine Stirn reiben und sagte mit etwas gedämpfter Stimme:
„ Gut, dann haben sie sicher nichts dagegen, wenn wir ihren Frachter einsetzen um gegen die Vanduul vorzugehen! Rho, fessel ihn! Wir sehen nach ob an seinen Aussagen etwas dran ist und kommen dann wieder!“
Hien beugte sich zu ihm vor und machte seinen Standpunkt mehr als deutlich klar:
„ Wenn das eine Lüge war, riskierst du damit das Leben guter Marines! Hoffe besser, dass wir etwas finden.“
Unter lautem Fluchen wurde er von Rho mit einer Fessel an der Wand fixiert, während er brüllte:
„ HEY! Ihr könnt mich nicht so einfach hier lassen! Was ist wenn die Vanduul mich finden?!“
Alac, der als letztes den Raum verließ, sagte spöttisch:
„ Sing ihnen was vor!“


// End Transmission

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.