Übersetztung: Hiroshin von
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Charl eilte zurück zum Orbitalen Administrationsbüro der Andockstation, immer wieder den vielen Raumreisenden Banu auf dem Weg ausweichend. Die Angestellten der Administration waren so nett gewesen ihn die Reacher andocken zu lassen, ohne die Gebühr zu entrichten und hatten sein Versprechen akzeptiert, sofort zurück zu kehren, nachdem sein Konto aufgefüllt war. Mit der Erfüllung dieses Versprechens konnte er sich nur beeilen, mehr nicht. Das war etwas, das er an Banu mochte. Menschen tendieren dazu, allen anderen Menschen zu misstrauen. Banu geben einem wenigstens den Spielraum des Zweifels.
Einmal angelangt, zeigte die Banu-Angestellte auf ihre Anzeige und klopfte mit einem dicken Finger gegen die Gesamtsumme, die er schuldete. Charl grinste breit und schnippte sein MobiGlas hoch, so dass sie sein plötzlich ausgeglichenes Konto sehen konnte. Charl war froh über die Zahlung der Andockgebühr und auch begierig auf die Erledigung einiger anderer Dinge. Er hatte die Bestätigung erhalten, dass Lyshtuu seine Zusagemitteilung erhalten hatte und Minuten später ging der Saldo seines Kontos von Rot auf Grün. Kein Vermögen, aber mehr als genug, um ihn aus den Schulden und auf die Füße zu bringen. Und das war nur der Vorschuss. Er erinnerte sich selbst daran eine Dankesmitteilung an Torrele zu senden, weil sie so gut zahlten.
„Nichts ist besser als ein paar Credits in deinen Händen, um den Schritt federn zu lassen,“ sagte er zu der Angestellten. Er machte sich nicht die Mühe einer Übersetzung, aber er war sich ziemlich sicher, sie hatte die Bedeutung erfasst. Banu waren keine Menschen, aber Geld verstanden sie genauso gut.
„Yawr-woa-yee!“ dankte er der Angestellten in ihrer Muttersprache und sie riss die Augen vor Überraschung weit auf. Die meisten Menschen hätte es nicht gekümmert. Die meisten Menschen hätten sie nicht einmal als weiblich erkannt.
Binnen Minuten hatte Charl Agenturen überall auf Geddon’s Orbitalstation mit seinen Anforderungen und Zahlungsangeboten aufgescheucht. Er gab einen Treibstoffauftrag auf, orderte beschleunigte Reparaturen und erbat Sicherheitsklärung für die Bereiche entlang seines geplanten Reisekurses. Für einen Kerl, der üblicherweise still unterhalb des Radars navigierte, war das ungewöhnlich, doch Charl konnte nicht anders. Er war einfach zu aufgeregt, endlich wieder unterwegs zu sein und zurück in bedeutungsvollen Aktionen.
Einmal schlüpfte er bei einem Händler für Nachrüstteile hinein und erstand eine neue Kreiselpumpe (etwas, das er selbst einbauen konnte, während die Experten sich um die schwierigeren Präzisionsreparaturen kümmerten) und fand bei seiner Rückkehr einen Banu wartend vor der Luftschleuse seines Docks vor. Seiner Uniform nach war er irgend ein Protektorat-Dingsbums, und Charl war sofort ganz aufmerksam.
„Wewl-whoa,“ begrüßte er seinen Gast förmlich, eine Braue in Erwartung hochziehend. Aber es stellte sich als nichts heraus. Der Banu hielt ihm ein MobiGlas mit seiner gesamten ID hin – ein Junior-Administrator für Ausländerangelegenheiten des Protektorats – und ein paar Screens voller Formulare, bereit zur Unterzeichnung und notariellen Beglaubigung.
Wow, dachte Charl.
Wie bei jeder Bürokratie hatte er damit gerechnet, selbst zum Büro für Ausländerangelegenheiten gehen zu müssen, um dort stundenlang auf die Erledigung all dessen warten zu müssen. Diesbezüglich war der rote Faden bei den Banu nicht anders als das, worin sich Menschen selbst immer verwickelten. Aber Lyshtuu musste ein paar Hände geschmiert haben, um diese Art Sofortbehandlung zu erhalten. Und nichts weniger als ein Hausbesuch. Charl saß mit dem Beamten in der kleinen Küche der Reacher und klickte sich durch ein Dutzend Formulare, wurde neural und retina-gescannt, unterzeichnete hier und da, und erhielt seine Freigaben sofort. Kein Hin und Her. Kein Theater.
Noch einmal. Wow.
Charl war bis jetzt zu aufgeregt gewesen um zu bemerken, dass sein Zielpunkt Bacchus war, die Heimatwelt der Banu. „Etwas komisch,“ dachte er. Nie zuvor hatte er Lyshtuu auf Bacchus getroffen. Auf den ersten Blick sah dies aus wie ein hochwertiger Treffpunkt für etwas, das nach einer eher gewöhnlichen Mission aussah. Na ja, was auch immer sie wollten, war okay für ihn. Vielleicht war das auch Torreele’s Banu-Hauptquartier. Egal. Sein kürzlich veredeltes MobiGlas fühlte sich in seiner Tasche warm an.
Nachdem die Angelegenheit mit dem Büro für Ausländerangelegenheiten so angenehm aus dem Weg geräumt war, installierte Charl schnell die Kreiselpumpe und zog sich dann saubere Klamotten an. Er hatte noch ein paar Stunden Zeit – die Jungs aus der Nachrüstung würden noch so lange bis zur Fertigstellung der Reacher benötigen. Er entschied, die längst überfällige Einkaufstour über den Markt zu machen. Jede Orbitalstation hatte einen, menschlich oder anders. Ein paar Nachforschungen später war er auf dem Achterdeck inmitten exotischer Läden und Händler. Er hatte bisher noch nie in seinem Leben einen Fuß in diesen Bereich gesetzt, fühlte sich aber sofort wie zuhause.
Wenn man Proviant en gros ordern wollte, war Geddon’s Orbitalstation offensichtlich die richtige Adresse, da es hier stets preiswerte und gute Qualität gab. Charl mochte das meiste an Banu-Speisen, hatte also in ihrem Teil des Weltraumes keine Probleme. Fleisch war Fleisch und Gemüse war Gemüse, dachte er; es kommt nur auf die Zubereitung an. Trotzdem gab es immer noch ein paar Banu-Delikatessen, die Charl’s Magen nicht bewältigte. Dessen ungeachtet, war der Markt die richtige Adresse, wollte man etwas Spezielles ergattern.
„Mensch! Bier!“ rief ihm einer der Krämer in akzeptablem `Menschlich´ aus einem dunklen Laden zu, der mit klaren Kolben voll Banu Ale vollgepackt war. Es war grüner als ihm lieb war, aber was soll’s, dachte er und handelte einen akzeptablen Preis für zwei Kolben aus.
“Yawr-woa-yoo, ” dankte er dem männlichen Verkäufer und setzte seine Tour entlang der Läden fort. Andere Händler versuchten ebenfalls, ihn auf ihre Waren aufmerksam zu machen, wobei es alles von Textilien bis zu Vergnügungspillen und schnellen Mahlzeiten aus, was auch immer da tot von Haken hing, zu kaufen gab. Würzige Düfte, gemischt mit dem Geruch von Schmierfett und Treibstoff, und Charl sog alles ein. Er wanderte ziellos umher, nahm ein paar Dinge hier und da mit, fand aber für kein Geld Zigarren – seine favorisierte Marke. Er war nicht überrascht, aber man konnte ja immer hoffen. Sie waren eines der wenigen Dinge, die er aus dem menschlichen Raumsektor vermisste.
Torreele! rief er sich plötzlich selbst zu, in Erinnerung daran, dass sie auf ein paar Routen auch Zigarren transportierten. Vielleicht importierten sie sie auch in das Protektorat und jemand konnte für ihn auf dem Bacchus-Treffen eine oder zwei Kisten arrangieren.
Seinen letzten Job für Torreele hatte er durch Lyshtuu erhalten, und der Auftritt war klasse gewesen. Sie importierten exotische Lebensmittel in die UEE, verpackten sie für den menschlichen Verbrauch und vertickten sie auf deren Planeten. Es war ein enormes Geschäft. Torreele Nahrungsmittel war immer auf der Suche nach neuen Produkten, und für den Auftrag hatten sie Charl damit beauftragt, einige der Banu-Distrikte abzuklappern, Muster der lokalen Küche zu besorgen und alles zu kennzeichnen, was dem menschlichen Gaumen besonders munden würde. Im Rückblick war das der beste Job, den er je gehabt hatte. Sie ließen ihn ungestört arbeiten, ohne weitere Überwachung. Acht Standardmonate mit einem fetten Spesenkonto. Prima Essen. Prima Unterbringung. Keine Menschen. Nur seine Taille hatte gelitten.
Charl hoffte, dass dieser Auftrag sich auf ähnlichem Niveau bewegen würde. Vielleicht hatten sie noch einen Planeten den er überprüfen sollte. Er beschleunigte seine Schritte in der Hoffnung, dass das Reparaturteam bereits fertig sei, sodass er ab-und loslegen könnte.
Im Grunde hatte Charl auf diese Art in den letzten Standardjahren seinen Unterhalt verdient. Er verdingte sich bei verschiedenen Banu-Händlern, die immer nach einem besseren Weg suchten, um in der UEE Profit zu machen. Er gab ihnen einen Einblick in die menschliche Psyche, etwas, das sie selbst nicht so einfach erreichen konnten. Eine fremde Spezies ist nun einmal schwierig zu verstehen. Wonach sehnen sie sich? Wie handeln sie? Charl zog den Schleier von den Augen der Banu-Händler.
Man nehme nur den letzten Auftrag für Torreele als Beispiel. Charl konnte innerhalb einer Sitzung sagen, ob eine Banu-Mahlzeit für den breiten menschlichen Markt geeignet war. Und es war nicht nur eine Frage des Geschmacks. Ein Banu-Chemiker konnte wahrscheinlich herausfinden was einem Menschen schmecken würde. Charl konnte es anhand aller Facetten bewerten – Geschmack, Farbe, Duft… war es zu eklig, zu kreidig, und so weiter.
Und seine Dienste hörten nicht bei Nahrung auf, obwohl das ein spezieller Favorit war. Er bewertete elektronische Apparaturen, Bekleidung, Musik… Konsumgüter aller Art. Und trotzdem war er ein „Außenseiter“, und sich wahrscheinlich nicht des letzten menschlichen Verbrauchertrends bewusst, behielt er sich seine angeborenen menschlichen Empfindungen, und das war, was seine Auftraggeber benötigten. Der Kreis seiner Banu-Arbeitgeber rief ihn oft, obwohl es unbequeme Lücken zwischen rentablen Auftritten gab, wie die Gelddürre, von der er sich eben erst erholt hatte.
Wichtiger noch, seine Dienste hielten ihn aus dem menschlichen Raum heraus, weg von all den eingeborenen Spezies. Nicht, dass er nicht für Menschen arbeiten konnte, aber sie nervten ihn, speziell diese Gesellschafts-Typen. Charl empfand die Arbeit mit Banu als angenehmer.
Charl hoffte, er würde einer dieser angesagten Typen für Banu-Händler werden. Das könnte geregeltere Beschäftigung bedeuten. Er hatte zuvor zwei Mal für Lyshtuu gearbeitet, seinen Job gut gemacht und sein Wort gehalten. Das war es, was für die Banu zählte. Tue, was Du zu tun gesagt hast, und sie respektieren das. Pedanten allerdings, wenn es um vertragliche Einzelheiten ging. Trügerisch einfach. Zu einfach für die meisten Menschen, bemerkte Charl.
Zurück auf der Reacher verstaute er seine Einkäufe und sprach mit dem Vorarbeiter des Reparatur-Teams. Eine weitere Stunde und sie wären fertig, und er könnte das Geddon-System verlassen. Er verbrachte diese Zeit damit, den Navcom zu überprüfen und seinen Flugplan vorzubereiten. Sein gesamter Reiseplan war bereits komplett aktualisiert, zeigte schon die hohe Dringlichkeitsstufe seiner Freigabe durch jedes System auf dem Weg.
„Danke, Lyshtuu!“ sagte er laut. Sein Trip nach Bacchus sollte nur ein paar Stunden in Anspruch nehmen. Es würde nett werden, seinem Banu-Freund persönlich zu danken.
Original
https://robertsspaceindustries.com/comm-link/spectrum-dispatch/13075-A-Human-Perspective-Episode